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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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richtigen Worte zu finden. »Meine Mutter hatte ein kleines Baby in Pflege genommen. Es war das Kind einer … einer Verwandten.«
    Fidelma entgingen die verlegenen Pausen nicht.
    »Suanach dachte, Draigen würde ihr bei der Erziehung des Kindes behilflich sein, aber Draigen war genauso eifersüchtig auf das Kind wie auf alles und jeden, mit dem sie die Zuneigung meiner Mutter teilen mußte.«
    »Sie griff Eure Mutter an, weil sie dem Baby zuviel Aufmerksamkeit schenkte?« Fidelma spürte kalten Abscheu in sich aufsteigen.
    »So war es. Es war der Angriff einer Wahnsinnigen. Sie war damals fünfzehn. Das Kind, das meine Mutter in Pflege hatte, war erst drei. Der Brehon, der über diesen Vorfall zu Gericht saß, befand, daß Draigen nicht des vorsätzlichen Mordes schuldig war. Er ordnete die Zahlung einer Entschädigung an. Das winzige Stück Land, das Draigens Eltern gehört hatte, sollte verkauft werden und der Ertrag daraus Suanachs Erben zugute kommen. Das war ich, natürlich. Und da ich Mitglied dieser Gemeinschaft war, fiel das Geld an die Abtei. Jetzt ist Draigen hier Äbtissin – welche Ironie des Schicksals.« Brónach stieß ein trockenes Lachen hervor.
    »Da fragt man sich doch, ob es einen Gott der Gerechtigkeit gibt, nicht wahr?«
    »Hat Draigen dem dreijährigen Kind auch etwas zuleide getan?«
    Schwester Brónach schüttelte den Kopf.
    »Es wurde zurückgebracht … zu seiner leiblichen Mutter.«
    »Der Brehon wird Draigen sicherlich Auflagen gemacht haben«, bemerkte Fidelma.
    »Ja. Sie mußte einer religiösen Gemeinschaft beitreten, wo man sich ihrer annehmen würde, und sie mußte ihr Leben fortan der Wohltätigkeit widmen. Auch darin liegt eine gewisse Ironie, denn sie wurde in diese Abtei entsandt. Ausgerechnet in die Abtei, in der ich lebte.«
    »Ah!« unterbrach Fidelma. »Jetzt verstehe ich, warum Adnárs Anspruch auf seinen Anteil an dem Land abgewiesen wurde. Da es verkauft werden mußte, um eine gerichtlich verhängte Geldstrafe zu begleichen, verlor Adnár, als Draigens Bruder, seinen Anteil, denn die Angehörigen müssen die Strafe des Schuldigen begleichen, sofern der Schuldige sie nicht selbst bezahlen kann.«
    »Ja, so ist es.«
    »Doch nach dem Gesetz, Schwester Brónach, hat Draigen eine Wiedergutmachung geleistet und ihr Verbrechen gesühnt.«
    »Ja, ich weiß. Äbtissin Marga hat ihr vor langer Zeit die vollständige Absolution erteilt. Und inzwischen ist Draigen erwachsen geworden. Seit jenem Tag, da sie meine Mutter getötet hat, ertrage ich Tag für Tag ihre Gegenwart – als Strafe für meine Sünden.«
    Fidelma war bestürzt.
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum Ihr hiergeblieben seid. Warum seid Ihr nicht in eine andere Gemeinschaft eingetreten, wo Eure Wunde heilen konnte, oder habt verlangt, daß Draigen in eine andere Abtei versetzt wird?«
    Schwester Brónach stieß einen langen, tiefen Seufzer aus. »Ich habe Euch den Grund genannt. Ich bleibe hier – als Strafe für meine Sünden.«
    »Was sind das für Sünden, deren Ihr Euch schuldig gemacht habt?« fragte Fidelma. »Was konnte Euch dazu bewegen, Euer Leben in Gesellschaft eines Menschen zu verbringen, der Euer eigenes Fleisch und Blut getötet hat?«
    Schwester Brónach zögerte erneut und schien dann einen Entschluß zu fassen.
    »Im entscheidenden Moment war ich nicht da, um Draigens Angriff auf meine Mutter zu verhindern. Meine Sünde ist, daß ich nicht da war, als ich gebraucht wurde.«
    »Das ist doch kein Grund für Selbstvorwürfe. Ihr habt Euch keiner Sünde schuldig gemacht.«
    »Trotzdem fühle ich mich verantwortlich.«
    Fidelma blieb mißtrauisch. Schwester Brónachs Erklärung erschien ihr nicht aufrichtig.
    »Da kann ich Euch nicht helfen. Doch falls Ihr einen Seelen-Freund habt, vielleicht …«
    »Ich kämpfe seit zwanzig Jahren mit diesem Problem, Schwester Fidelma. Es ist nicht in zwanzig Minuten zu lösen.«
    »Ihr macht Euch selbst zu viele Vorwürfe, Schwester«, tadelte Fidelma. »Man soll die Dinge auch mit Barmherzigkeit betrachten. Vor zwanzig Jahren war Draigen ein junges Mädchen, ein unreifes, junges Ding. Was sie damals getan hat, gehört der Vergangenheit an. Heute ist sie wahrscheinlich ein ganz anderer Mensch.«
    »Ihr seid sehr nachsichtig, Schwester.«
    »Ihr stimmt mir nicht zu?«
    »Draigen hat sich nicht verändert. Sie ist immer noch eifersüchtig, unermüdlich in ihrem Ehrgeiz und voller Mißgunst.« Die ältere Nonne hob unvermittelt die Hand, als wolle sie mögliche

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