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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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ärgerlich.
    »Aber Ihr verabscheut Draigen?«
    »Sie ist meine Äbtissin.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Ich kann keine andere Antwort geben.«
    »Dann laßt mich Euch helfen. Kanntet Ihr Draigen, als sie noch jung war?«
    Schwester Brónach warf Fidelma einen verstohlenen Blick zu. Einen schnellen, abschätzenden Blick.
    »Ich kannte sie«, gab sie vorsichtig zu.
    »Und hat Eure Mutter sie gekannt?«
    Schwester Brónach atmete tief durch und konnte ihren Schmerz nicht länger verbergen.
    »So? Ihr habt also von der Geschichte gehört? Es gibt so viele Schwätzer in diesem Land.«
    »Ich würde die Geschichte gern von Euch selbst hören, Schwester Brónach.«
    Es dauerte eine Weile, bevor Brónach antwortete.
    »Ich verabscheue Draigen mit einer Inbrunst, die Ihr nie verstehen würdet«, begann die Pförtnerin. Dann hielt sie inne und verfiel wieder in Schweigen, dieses Mal so lange, daß Fidelma sie gerade drängen wollte, als Brónach sie mit sorgenvollem Blick ansah. »Jeden Tag verbringe ich im Gebet und bitte Gott, den Allmächtigen, meinen Schmerz zu lindern und mir meinen Haß zu nehmen. Er tut es nicht. Ist es also Gottes Wille, daß sich diese Gefühle in mir stauen?«
    »Warum bleibt Ihr hier?« drang Fidelma erneut in sie.
    Die Antwort klang verbittert.
    »Wieso fragt Ihr nicht das Meer, warum es immer an derselben Stelle bleibt? Ich kann nirgendwo anders hingehen. Vielleicht ist das die Strafe für meine Sünden: der Person zu dienen, die meiner Mutter das Leben nahm. Aber versteht mich nicht falsch. Ich würde Draigen niemals etwas antun. Ich möchte nicht, daß sie stirbt. Ich möchte, daß sie lebt – und daß sie jede Minute ihres Lebens leidet.«
    »Erzählt mir, was damals passiert ist.«
    »Draigen war zu jener Zeit fünfzehn Jahre alt. Ich war etwa Mitte dreißig und lebte schon als Nonne unter Äbtissin Marga in dieser Abtei. Meine Mutter, Suanach, war keine Christin. Sie zog es vor, den alten Gottheiten unserer Heimat die Treue zu halten. Sie war eine weise Frau. Sie kannte sämtliche Blumen und Kräuter, ihre Namen und ihre heilenden Kräfte. Sie war eins mit den Wäldern, in denen sie ihr Leben lang wohnte.«
    »Und Euer Vater?« warf Fidelma ein.
    »Ich habe ihn nie gekannt. Ich kannte nur meine Mutter und ihre Liebe zu mir.«
    »Erzählt weiter.«
    »In der Nähe des Waldes, in dem Suanach wohnte, lebte ein ó c-aire , ein Mann mit einem kleinen Stück Land, das jedoch nicht ausreichte, um ihn und seine Familie zu ernähren. Der Mann war Adnár Mhór, der Vater von Draigen.«
    »Auch der Vater von Adnár, der in der Festung am anderen Ufer der Bucht wohnt?«
    »Derselbe. Meine Mutter hat Draigen manchmal geholfen. Als Adnár, der Sohn, fortging, um in das Heer von Gulban, dem Falkenauge, einzutreten, wurde Adnár, der Vater, zusehends kränker. Suanach hatte Mitleid mit dem jungen Mädchen. Als dann der Vater starb, erbot sich meine Mutter, Draigen bei sich aufzunehmen. Bald darauf starb auch ihre Mutter, und Draigen zog ganz zu Suanach in den Wald.«
    »Standet Ihr damals schon im Dienste dieser Abtei?«
    Brónach nickte abwesend.
    »Damals war Draigen etwa vierzehn, wie man Euch vielleicht erzählt hat. Welch ein Jahr voller Unglück.«
    Plötzlich traten Schwester Brónach Tränen in die Augen, und irgendwie hatte Fidelma das Gefühl, daß diese Tränen nicht nur um ihrer Mutter willen vergossen wurden.
    »Was genau ist passiert?«
    »Draigen ist eine eigensinnige Person und neigt zu Wutausbrüchen. Eines Tages hatte sie so einen Wutanfall, packte ein Messer, das zum Häuten von Kaninchen benutzt wurde, und erstach meine Mutter Suanach.«
    Fidelma wartete auf eine nähere Erklärung, und als keine kam, fragte sie danach.
    »Seit dem Tod ihrer Eltern und seit ihr Bruder sie, wie sie es empfand, im Stich gelassen hatte, war Draigen sehr besitzergreifend geworden. Sie war aufbrausend und äußerst eifersüchtig, auch auf mich als Suanachs leibliche Tochter. Vielleicht war es gut, daß meine Pflichten in der Abtei mir nur wenig Zeit ließen, meine Mutter zu besuchen. Ich bin sicher, wir wären sonst häufiger und heftiger aneinandergeraten.«
    »Ihr seid aneinandergeraten?«
    »Unweigerlich. Jedes Mal, wenn ich zu meiner Mutter kam. Sobald Suanach mir aufmerksam zuhörte, kam Draigen und forderte doppelt soviel Aufmerksamkeit.«
    »Also, zu dem Zeitpunkt, als Draigen Eure Mutter angriff …? Was ist damals passiert?«
    »Meine Mutter …« Brónach zögerte, als fiele es ihr schwer, die

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