04_Es ist was Faul
zu verstecken, wo ich Sie nicht
finde. Aber Sie werden ein verdammt gutes Versteck brauchen,
denn ich arbeite erstklassig.«
Sie warf einen Blick auf die Küchentür, und ich hängte ein
großes T-Shirt mit der Aufschrift SO-17 auf die Leine.
»Spike weiß es nicht, oder?«, fragte ich.
»Spike ist ein toller Mann«, erwiderte Cindy, »bloß bisschen
begriffsstutzig. Wenn Sie's ihm nicht sagen, wird er es nie
erfahren. Nehmen Sie mal das andere Ende von diesem Bettlaken, bitte?«
Wir nahmen das trockene Laken herunter und legten es gemeinsam zusammen.
»Ich werde nirgendwohin gehen, Cindy«, sagte ich. »Aber ich
werde mich wehren, so gut ich kann.«
Mit dem zusammengefalteten Laken zwischen uns starrten
wir uns einen Augenblick finster an. Es war so eine Verschwendung.
»Machen Sie Schluss mit diesem Beruf, Cindy!«
»Kommt nicht in Frage!«
»Aber warum?«
»Weil ich es gern mache, und weil es das ist, was ich am besten kann. Möchten Sie einen Tee, Thursday?«
Spike kam in den Garten, mit dem Baby im Arm. »Na, wie
geht's meinen beiden Lieblingsfrauen?«
»Thursday hat mir mit der Wäsche geholfen, Spikey«, sagte
Cindy wie eine brave kleine Hausfrau. »Ich mache jetzt Tee.
Zwei Stück Zucker für Sie, Thursday?«
»Danke, nur eins.«
Sie schlüpfte ins Haus.
»Na, was meinst du?«, sagte Spike leise. »Ist sie nicht süß?«
Er war wie ein verliebter Fünfzehnjähriger.
»Sie ist wunderbar, Spike. Du hast wirklich Glück gehabt.«
»Das ist Betty«, sagte Spike und schwenkte den Arm mit dem
Säugling. »Sie ist jetzt ein Jahr alt. Du hattest übrigens recht. Es
war sehr gut, dass ich Cindy die Wahrheit gesagt hab. Es hat ihr
gar nichts ausgemacht, dass ich all diese Vampir-Sch**** mache. Ganz im Gegenteil, sie ist stolz darauf.«
»Du bist wirklich ein Glückspilz«, wiederholte ich und überlegte verzweifelt, wie ich es vermeiden konnte, ihn zum Witwer
zu machen und der kleinen Betty die Mutter zu nehmen.
Wir gingen langsam zum Haus zurück, wo Cindy eifrig in
der Küche beschäftigt war.
»Wo bist du gewesen?«, fragte mich Spike und setzte Betty
neben Friday auf den Fußboden, wo die beiden Kinder sich
misstrauisch beäugten. »Im Gefängnis?«
»Nein, woanders. An einem eher besonderen Ort.«
»Werden Sie wieder dahin zurückkehren?«, fragte Cindy betont unschuldig.
»Sie ist doch gerade erst zurückgekommen!«, rief Spike. »Wir
wollen sie ja nicht gleich wieder loswerden.«
»Natürlich nicht«, sagte Cindy und stellte den Tee auf den
Tisch. »Setzen Sie sich, Thursday. Da drüben in der DodoKeksdose sind ein paar Hobnobs.«
»Vielen Dank.«
»Und?«, fragte ich. »Wie läuft das Vampirgeschäft?«
»So lala. Ziemlich ruhig in letzter Zeit. Und bei den Werwölfen ist es genauso. Vorgestern Nacht hatte ich ein paar Zombies
in der Innenstadt, aber die Übelste-Wesen-Bekämpfung ist
praktisch ausgestorben. Es gab ein paar Berichte über richtig
perverse Ghule und Schreckgespenster in Winchester, aber das
ist eigentlich nicht mein Fachgebiet. Es war sogar schon die
Rede davon, dass die Sauger & Beißer ganz aufgelöst werden
sollen. Dann würde ich nur noch als Freiberufler für SpecOps
arbeiten.«
»Wäre das schlimm?«
»Nicht unbedingt. Wenn Vampire unterwegs sind, kann ich
verlangen, was ich will. Nur wenn es keine gibt, wäre ich ein
bisschen knapp dran. Wir wollen ja schließlich nicht, dass
Cindy full time arbeiten muss, stimmt's?«
Er lachte, und Cindy lachte mit ihm. Sie gab ihrer Tochter
einen Zwieback, und Betty biss zahnlos hinein, was zu ihrer
Verblüffung keinerlei Wirkung hervorrief. Friday nahm ihr den
Zwieback ab und zeigte ihr, wie man es macht.
»Und was machst du so zur Zeit?«, fragte Spike.
»Nicht viel. Ich wollte nur mal vorbeischauen, ehe ich nach
Goliathopolis fahre – mein Ehemann ist immer noch nicht
wieder da.«
»Hast du von Zvlkx' Offenbarung gehört?«
»Ich war sogar da, als er seine Prophezeiung gemacht hat.«
»Goliath wird jetzt bestimmt um Vergebung betteln. Wahrscheinlich kommt nie wieder eine so gute Gelegenheit, um
deinen Ehemann zurückzukriegen.«
Wir plauderten noch ein paar Minuten, und dann brach ich
auf. Friday hatte praktisch den gesamten Vorrat an Zwieback
gegessen. Ich hatte keine Gelegenheit mehr, um allein mit
Cindy zu sprechen, aber ich hatte ja auch gesagt, was ich wollte.
Ich hoffte nur, sie würde es auch beherzigen.
»Wenn ich mal wieder Hilfe brauche, wärst du bereit
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