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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Es handelte sich um eine große Halle mit raumhohen
    Fenstern, die einen weiten Ausblick auf die Irische See öffneten.
    Auf der gegenüberliegenden Seite befanden sich etwa zwanzig
    Büros mit gläsernen Wänden, hinter denen sich männliche und
    weibliche Apologisten mit ernsten und traurigen Mienen um
    ihre Kundschaft bemühten. Alle trugen sie schwarze Anzüge
    oder Kostüme und hörten den Beschwerdeführern mit zerknirschter Aufmerksamkeit zu.
    Zwischen dem Panoramafenster und den Büros befanden
    sich lange Sitzreihen mit eifrigen, gedemütigten Bürgern, die
    aufgeregt ihre Nummernzettel umklammerten und darauf
    warteten, dass sie dran waren. Ich musterte meinen Zettel und
    sah die Nummer 6174. Ich warf einen Blick auf die Anzeigetafel
    und sah, dass gerade Nummer 836 dran war.
    »Liebe Leute«, sagte eine Lautsprecherstimme, »Goliath be-dauert zutiefst das Leid, das wir euch in der Vergangenheit
    versehentlich zugefügt haben. Hier im Goliath Apologarium
    bemühen wir uns von Herzen, euch mit allen noch so kleinen
    Problemen zu helfen, die euch bedrücken …«
    »Sie!«, sagte ich zu einem älteren Mann, der gerade an mir
    vorbei zum Ausgang humpelte. »Hat Goliath Ihrer Meinung
    nach hinreichend Buße getan?«
    »Na ja, eigentlich war das gar nicht nötig«, sagte er höflich.
    »Der Irrtum war auf meiner Seite. Am Ende habe ich mich bei
    ihnen entschuldigt, weil ich ihre Zeit verschwendet habe.«
    »Was hatte Goliath denn getan?«
    »Na ja, sie haben meine Nachbarschaft mit Ionen bestrahlt.
    Siebzehn Jahre lang haben sie alles bestritten, auch dann noch,
    als den Leuten die Zähne ausgefallen sind und mir ein dritter
    Fuß wuchs.«
    »Und das haben Sie ihnen vergeben?«
    »Natürlich. Ich weiß jetzt, dass es ein echter Unfall war und
    dass die Öffentlichkeit solche Risiken eingehen muss, wenn wir
    massenhaft saubere Energie, unbeschränkte Nahrungsmengen
    und Elektrodensprenger in jedem Haus haben wollen.«
    In der Hand hatte er einen Stapel Papiere. Nicht die Fragebögen, die ich hatte ausfüllen müssen, sondern Antragsformulare für die Mitgliedschaft bei New Goliath. Nicht als Verbraucher, sondern als Anbetender. Ich war immer misstrauisch
    gegenüber Goliath gewesen, aber diese ganze angebliche »Reue«
    schien übler als alles andere, was ich bisher erlebt hatte. Ich
    drehte mich um, zerriss den Zettel mit meiner Nummer und
    ging wieder zum Ausgang.
    »Miss Next!«, rief hinter mir eine Stimme. »Das gibt's doch
    gar nicht! Miss Next!«
    Ein kleiner, dicker Mann mit verkniffenen Zügen und einem
    runden Stoppelkopf lief hinter mir her. Er trug einen dunklen
    Anzug und üppigen Goldschmuck und war vermutlich der
    Mann, den ich am meisten verabscheute – Jack Schitt. Goliaths
    führender Waffenexperte und ehemaliger Gefangener in dem
    Gedicht The Raven. Der Mann, der den Krimkrieg verlängern
    wollte, um mit seinem Plasma-Gewehr noch mehr Geld zu
    verdienen.
    Rasende Wut stieg in mir auf. Ich drehte Friday in die andere
    Richtung, damit er keine falschen Vorstellungen über den
    Gebrauch von Gewalt kriegte, und packte Schitt mit beiden
    Fäusten am Hals. Schitt stolperte rückwärts und fiel auf den
    Rücken. Erst als ich auf ihm drauflag, wurde mir klar, dass wir
    vor Jahren schon einmal in dieser Stellung gewesen waren. Ich
    sprang auf und griff nach meiner Automatic, denn ich erwartete, von seinen Leibwächtern angegriffen zu werden. Aber es
    geschah nichts. Um mich herum waren nach wie vor nur betrübte Bürger mit sorgenvollen Gesichtern.
    »Ich habe keine Leibwächter mehr«, sagte Jack Schitt und
    stand vorsichtig auf. »Achtmal bin ich heute angegriffen worden. Das war noch ein guter Tag. Gestern bin ich dreiundzwanzigmal zu Boden gegangen.«
    Ich sah ihn genauer an und stellte fest, dass er ein blaues Auge hatte und dass seine Unterlippe geplatzt war.
    »Keine Leibwächter?«, sagte ich. »Warum nicht?«
    »Meine Buße besteht darin, denen zu begegnen, die ich früher bedroht, eingeschüchtert und unterdrückt habe, Miss Next.
    Als wir uns zuletzt begegnet sind, war ich der Leiter der Waf-fenForschungsabteilung von Goliath und hatte die Management-Nummer 329.« Er seufzte. »Nach Ihren Enthüllungen
    über das Plasma-Gewehr beschloss die Firma, mich zu degradieren. Ich bin jetzt ein Apologie-Assistent zweiter Klasse und
    habe den Rang Nummer 12 398 219. Der Mächtige ist tief
    gestürzt, Miss Next.«
    »Ganz im Gegenteil«, sagte ich. »Sie sind lediglich auf einen
    Posten befördert

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