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04 Im Bann der Nacht

04 Im Bann der Nacht

Titel: 04 Im Bann der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Alexandra
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Das viel zu schnelle Pochen ihres Herzens warnte ihn, dass sie bald den Punkt erreichen würde, an dem es keine Rückkehr mehr gab.
    Es gab keine andere Wahl. Er konnte Annas Zorn akzeptieren. Was er nicht akzeptieren konnte, war ihr Tod.
    Cezar hob sein Handgelenk an den Mund und ritzte es
mit einem Fangzahn auf. Augenblicklich begann das Blut herauszuströmen. Er beugte sich über Anna und presste seine Wunde an ihre Lippen.
    Eine ganze Weile geschah nichts. Der Vampir konnte spüren, wie das Blut ihren Mund füllte und ihre Kehle herunterlief, aber Anna war zu schwach zum Schlucken. Er strich ihr sanft über ihren Hals, während er sie durch seine Willenskraft dazu zu bringen versuchte, sich das zu nehmen, was sie benötigte.
    »Es nützt alles nichts«, murmelte Levet. Er rang die Hände und begann nervös auf dem Lehmboden herumzuzappeln.
    »Nicht jetzt, Levet«, knurrte Cezar.
    »Aber …«
    »Nicht jetzt!«
    Beleidigt zog sich der Gargyle in eine Ecke zurück und murmelte unheilvolle Prophezeiungen vor sich hin, als Styx sich dicht neben Cezar kniete.
    Dieser bemerkte ihn überhaupt nicht. Seine gesamte Konzentration war auf Anna gerichtet, die er dazu zu bringen versuchte, endlich die Nahrung aufzunehmen, die er ihr bot. »Komm schon, querida «, drängte er sie sanft. »Lass mich dir helfen!«
    Endlich begann ein Anflug von Farbe die aschfahle Blässe zu verdrängen, und Anna holte ein wenig tiefer Luft als zuvor.
    Styx fühlte an ihrem Hals nach dem Puls. »Sie wird sich wieder erholen«, erklärte er mit einem Ausdruck der Genugtuung. »Ich denke, wir können sie nun bedenkenlos nach Chicago zurückbringen.«
    Cezar nickte wortlos. Er war unfähig, etwas zu sagen, als er langsam Annas Hand hob, um sich das blutrote, komplizierte
Mal anzusehen, das an der Innenseite ihres Arms verschlungene Schnörkel unter der Haut bildete. Anna war gerettet, und er war mit ihr verbunden. Die Tat war vollbracht.
    Und zum ersten Mal seit fünfhundert Jahren fühlte er sich von einem vollkommenen, tiefen Frieden durchdrungen.
     
    Anna wachte auf und fühlte sich wie in einem Déjà-vu.
    Das konnte doch nicht wahr sein! Sie war bewusstlos geschlagen worden. Mal wieder.
    Sie hielt die Augen geschlossen, um diesen albernen Gedanken wieder loszuwerden. Jetzt war erst mal wichtiger, herauszufinden, wo sie überhaupt war. Und noch wichtiger, wie groß die Gefahr war, in der sie sich möglicherweise befand.
    Erstaunlicherweise dauerte es weniger als einen Herzschlag, um zu erkennen, dass Cezar bei ihr war. Sie war sich nicht sicher, woher sie das wusste. Es war einfach eine unerschütterliche Gewissheit.
    Anna öffnete die Augen und drehte ihren Kopf auf dem sauberen, blütenweißen Kissen. Sie erkannte den verschwommenen Umriss eines Mannes in der Nähe der Tür.
    »Cezar?«
    »Ich bin hier.« Eine Kerzenflamme flackerte im Luftzug auf, als Cezar rasch an ihr Bett trat und sich neben Anna auf der Matratze niederließ. »Nein, nicht bewegen«, sagte er und presste seine Hand gegen ihre Schulter, als sie sich bemühte, sich aufzusetzen.
    Also lehnte sich Anna in die Kissen zurück und sah sich in dem leeren Raum um, der nichts außer einem Bett und einem großen Kleiderschrank enthielt, der in der Ecke stand.

    Die Wände waren getäfelt, und auf dem Fußboden lag ein Perserteppich, aber es gab keine Fenster und auch sonst nichts, was die spartanische Einfachheit etwas gemütlicher gemacht hätte.
    »Wo sind wir?«
    »Wir befinden uns in den Tunneln unter Vipers Haus. Das war der sicherste Ort, der mir einfiel.«
    Anna lächelte schief. Sie glaubte inzwischen nicht mehr, dass es einen Tunnel gab, der tief genug war, um sie vor Morganas Zorn zu bewahren. Trotzdem konnte sie nicht leugnen, dass sie erleichtert war, nicht mehr in dem staubigen, abgelegenen Stall zu sein. Und weit weg von der verrückten Elfe, die sie fast getötet hätte.
    Bei dem Gedanken an Sybils Schwester versteifte sie sich. »Was ist mit Clara? Habt ihr sie geschnappt?«
    Cezar sah sie nur an. In seiner schwarzen Leinenhose und seinem weißen, seidenartigen, weit aufgeknöpften Hemd, das das Muskelspiel seiner breiten Brust enthüllte, wirkte er von Kopf bis Fuß wie ein spanischer Eroberer. Sein Deckhaar war nach hinten gerafft und zu einem Zopf geflochten, wodurch die fein gemeißelte Perfektion seiner Gesichtszüge nur noch mehr betont wurde.
    Wow. Es lohnte sich fast, k.o. geschlagen zu werden, wenn man danach aufwachte und so einen appetitlichen Anblick

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