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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Lynley.
    Boscowan inspizierte seinen Keks und tauchte ihn noch einmal in den Tee. »Ich habe gar keine Wahl. Er war am Tatort. Er hat es zugegeben. Die Indizien bestätigen es. Zeugen haben ihn gesehen und den Streit gehört.«
    Boscowan biß von seinem Keks ab, hielt ihn dann beifällig in die Höhe und nickte. Er wischte sich die Finger an einer Papierserviette ab und schob den anderen beiden Männern den Teller zu. »Nehmen Sie. Gar nicht so übel. Man muß nur dem Tee vertrauen.«
    Er wartete, bis sie sich beide genommen hatten, ehe er zu sprechen fortfuhr. »Wäre John nur dort gewesen, so sähe die Sache anders aus. Wäre nicht dieser Riesenkrach gewesen, den die halbe Nachbarschaft mitgehört zu haben scheint ...«
    St. James sah Lynley an. Der gab einen zweiten Zuckerwürfel in seinen Tee, schwieg aber weiter.
    St. James sagte schließlich: »Und Penellins Motiv?«
    »Streit wegen Nancy, vermute ich. Cambrey mußte sie heiraten, und er war todunglücklich in dieser Ehe. Nicht eine einzige Person, mit der ich gesprochen habe, hat mir etwas anderes gesagt.«
    »Aber warum hat er dann überhaupt geheiratet? Er hätte sich doch einfach weigern können. Er hätte auf einer Abtreibung bestehen können.«
    »Davon wollte Nancy nichts hören, wie John mir sagte. Und Harry Cambrey bestand darauf, daß Mick Nancy heiratete.«
    »Aber Mick war doch ein erwachsener Mann.«
    »Und sein Vater schwerkrank.« Boscowan trank seinen letzten Schluck Tee. »Glauben Sie ja nicht, daß der den Jungen nicht unter Druck gesetzt hat. Er hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Mick in Nanrunnel zu halten, das sag' ich Ihnen. Der Junge wurde richtiggehend eingefangen. Und als er in der Falle saß, fing er an, seine Frau zu betrügen. Das weiß jeder, auch John Penellin.«
    Lynley sagte: »Aber Sie glauben doch nicht im Ernst, daß John ...«
    Boscowan hob die Hand und ließ sie gleich wieder sinken.
    »Ich kenne die Fakten. Und nur mit den Fakten kann ich arbeiten. Nichts sonst darf eine Rolle spielen, das wissen Sie doch selbst. Daß John Penellin mein Freund ist, darf nicht von Bedeutung sein. Sein Schwiegersohn ist ermordet worden, und der Täter muß bestraft werden, ob mir das paßt oder nicht.«
    Boscowan brach ab, beschämt über seinen Ausbruch, der ihn offensichtlich selbst überrascht hatte. Als er wieder zu sprechen begann, war er ruhiger. »Ich habe ihm angeboten, ihn bis zur Vorverhandlung auf freien Fuß zu setzen, aber das will er nicht. Es ist beinahe so, als wäre es ihm recht, hier zu sein, als wollte er, daß ihm der Prozeß gemacht wird.«
    »Können wir mit ihm sprechen?« fragte Lynley.
    Boscowan zögerte. Er blickte von Lynley zu St. James, dann zum Fenster hinaus. »Das verstößt gegen die Vorschrift. Das wissen Sie.«
    Lynley zog seinen Dienstausweis heraus. Boscowan winkte ab.
    »Ich weiß, daß Sie beim Yard sind. Aber in diesem Fall ist der Yard nicht zuständig, und ich muß auf meinen eigenen Chief Constable Rücksicht nehmen. Keine Besucher außer Angehörige und Anwalt bei Mord. So ist das in Penzance, ganz gleich, wie Sie es bei der Metropolitan Police halten.«
    »Eine Freundin Mick Cambreys aus London ist verschwunden«, sagte Lynley. »Vielleicht kann John Penellin uns da weiterhelfen.«
    »Ein Fall, den Sie bearbeiten?«
    Lynley antwortete nicht. Am nächsten Tisch stapelte ein Mädchen in einem fleckigen weißen Kittel mit viel Krach Teller auf ein Metalltablett. Porzellan klirrte. Ein Batzen Kartoffelpüree klatschte zu Boden. Boscowan sah dem Mädchen zu. Er klopfte mit einem der harten Kekse auf den Tisch.
    »Ach, zum Teufel«, brummte er. »Kommen Sie. Ich bring' Sie schon irgendwie rein.«
    Er ließ sie in einem Vernehmungsraum in einem anderen Teil des Gebäudes zurück. Ein Tisch und fünf Stühle waren die einzigen Einrichtungsgegenstände außer einem Spiegel an der Wand und einer Deckenlampe, an der emsig eine Spinne ihr Netz wob.
    »Glaubst du, er wird es zugeben?« fragte Lynley, während sie warteten.
    »Er hat doch gar keine Wahl.«
    »Und du bist sicher, St. James?«
    »Es ist die einzige logische Erklärung.«
    Ein uniformierter Constable führte Penellin ins Zimmer. Als dieser sah, wer seine beiden Besucher waren, trat er unwillkürlich einen Schritt zurück, als wolle er sofort wieder gehen. Doch die Tür hinter ihm war schon geschlossen. Sie hatte auf Augenhöhe ein kleines Fenster. Penellin sah dorthin, als wolle er dem Constable Zeichen geben, ihn in seine Zelle

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