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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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nicht«, antwortete sie. »Ich wußte nicht immer, woran er gerade arbeitete. Aber es würde mich nicht wundern zu hören, daß er etwas angefangen und dann nicht fertiggemacht hatte. Oft genug ist er hier abgesaust wie eine Rakete, überzeugt, er wäre einer großen Sache auf der Spur, die sich in London verkaufen ließe. Und dann verlief das Ganze im Sand.«
    St. James hatte das bei der Durchsicht der Zeitungen selbst schon festgestellt. Dr. Trenarrow hatte erzählt, Mick habe ein Interview mit ihm gemacht. Nirgends in den alten Ausgaben jedoch hatte sich ein Artikel gefunden, der auch nur den geringsten Bezug auf ein solches Gespräch gehabt hatte. St. James machte eine entsprechende Bemerkung zu Julianna Vendale.
    Während sie sich eine zweite Tasse Kaffee eingoß, sagte sie: »Das überrascht mich nicht. Mick bildete sich wahrscheinlich ein, da ließe sich eine Mutter-Teresa-Story draus machen - ›Wissenschaftler aus Cornwall widmet sein Leben der Rettung anderer‹ -, und mußte dann entdecken, daß Dr. Trenarrow ein fehlbarer Mensch ist wie wir alle.«
    Oder, dachte St. James, die Sache mit der Story war ein Vorwand gewesen, um überhaupt an Trenarrow heranzukommen, mit ihm zu sprechen, sich Informationen zu holen und diese zusammen mit Trenarrows Telefonnummer an eine Freundin weiterzugeben, die Hilfe brauchte.
    »Das war ziemlich typisch für ihn«, fuhr Julianna Vendale fort, »seit er wieder für den Spokesman arbeitete. Ich glaube, die Jagd nach dem Knüller war nur ein Mittel zur Flucht.«
    »Er war nicht gerne hier?«
    »Es war ein Rückschritt für ihn. Er hatte als selbständiger Journalist gearbeitet. Es lief ganz gut für ihn. Dann wurde sein Vater krank, und er mußte alles stehen und liegen lassen und zurückkommen, um das Familienunternehmen zusammenzuhalten.«
    »Sie hätten das nicht übernehmen können?« »Doch, natürlich. Aber Harry wollte, daß Mick die Zeitung leitet. Vor allem, denke ich, wollte er ihn wieder bei sich in Nanrunnel haben. Auf Dauer. Er wollte ihn hier binden.«
    St. James hatte bereits eine Ahnung, was Harry Cambrey vorgeschwebt hatte. Dennoch fragte er: »Und welche Rolle spielten Sie in diesen Plänen?«
    »Harry sorgte dafür, daß wir möglichst viel zusammenarbeiteten. Und hoffte das beste, vermute ich. Er hatte großes Vertrauen in Micks Charme.«
    »Und Sie?«
    Sie hielt die Kaffeetasse in beiden Händen, als wolle sie sich wärmen. Ihre Finger waren lang und schlank. Sie trug keine Ringe. »Er war nicht mein Fall. Als Harry das merkte, ließ er Nancy Penellin während der Bürozeiten herkommen, um die Buchhaltung zu machen. Nicht mehr wie vorher an den Wochenenden.«
    »Und wie ging es mit der Zeitung? Wollte Mick die nicht vergrößern?«
    Sie wies auf den Computer auf ihrem Schreibtisch. »Anfangs versuchte Mick, zu modernisieren und zu rationalisieren. Er wollte die Zeitung moderner gestalten und die Auflage steigern. Aber dann verlor er das Interesse.«
    »Wann war das?«
    »Ungefähr zur gleichen Zeit wie Nancy schwanger wurde.« Sie zuckte leicht die Achseln. »Nach der Heirat war er sehr viel unterwegs.«
    »Auf der Jagd nach dem Knüller.«
    Sie lächelte. »Auf der Jagd.«

    Sie gingen gemächlich über die schmale Straße zum Hafen. Es war Ebbe. Fünf Sonnenanbeter lagen auf dem schmalen Strandstreifen. In ihrer Nähe planschte eine Gruppe Kinder schreiend und lachend im seichten Wasser.
    »Erfolg gehabt?« fragte Cotter.
    »Nur Bruchstücke. Nichts scheint zusammenzupassen. Ich kann keine Verbindung zwischen Mick Cambrey und Tina Cogin herstellen. Ebensowenig zwischen Tina Cogin und Dr. Trenarrow. Alles ist reine Mutmaßung.«
    »Vielleicht hat Deb sich getäuscht. Vielleicht hat sie den jungen Mann gar nicht in London gesehen.«
    »Doch, doch. Sie hat ihn gesehen. Alles weist darauf hin. Er kannte Tina Cogin. Aber woher und wieso, das scheint keiner zu wissen.«
    »Na, wenn man der guten Mrs. Swann glaubt, ist das Woher und Wieso am einfachsten beantwortet.«
    »Sie hat wohl nicht viel von Mick Cambrey gehalten?«
    »Sie hat ihn gehaßt. Wie die Pest.« Cotter sah einen Moment lang schweigend den Kindern zu und lachte, als eines von ihnen - ein kleines Mädchen von vielleicht drei oder vier Jahren - auf seine vier Buchstaben fiel und die anderen mit Wasser bespritzte. »Aber wenn von dem, was sie über Mick Cambrey und seine Weibergeschichten erzählt, auch nur die Hälfte wahr ist, dann war für mich John Penellin der Täter.«
    »Warum?«
    »Es ging

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