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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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getestet wird.«
    Augenblicklich fiel St. James Cambreys Interview mit Dr. Trenarrow wieder ein. Die Verbindung zwischen diesem Gespräch und Cambreys Reisen nach London war nun endlich mehr als reine Mutmaßung.
    »Eine Form der Chemotherapie? Wie gut wirkt dieses Medikament?«
    »Es hemmt die Eiweißsynthese in Krebszellen«, antwortete Malverd. »Wir hoffen, daß es die Reproduktion von Onkogenen verhindern wird, jenen Genen also, die den Krebs verursachen.« Er wies mit dem Kopf auf die graphische Darstellung und deutete auf die steil fallende rote Linie, die den Prozentsatz gehemmten Tumorwachstums im Verhältnis zur Zeit nach Verabreichung des Medikaments darstellte. »Sie sehen, es sieht recht vielversprechend aus. Die Befunde bei Mäusen waren höchst befriedigend.«
    »Menschen werden also noch nicht damit behandelt?«
    »Davon sind wir noch Jahre entfernt. Die toxikologischen Untersuchungen haben gerade erst begonnen. Sie wissen ja - wie hoch ist die vertretbare Dosis? Welcher Art sind ihre biologischen Wirkungen?«
    »Sie testen natürlich auch auf Nebenwirkungen?«
    »Selbstverständlich. Auf die achten wir ganz genau.«
    »Wenn es keine Nebenwirkungen gibt, wenn nichts Oncomet als gefährlich ausweist, was geschieht dann?«
    »Dann bringen wir das Medikament heraus.«
    »Und verkaufen es mit beträchtlichem Profit, nehme ich an«, sagte St. James.
    »Für ein Vermögen«, antwortete Malverd. »Es ist ein völlig neuartiges Medikament. Es wäre ein Durchbruch. Es sollte mich nicht wundern, wenn dieser Cambrey an einer Story über Oncomet schrieb. Aber wieso sein Interesse an dem Medikament Anlaß gewesen sein sollte, ihn zu töten, ist mir schleierhaft.«
    St. James sah es anders. »Welche Verbindung besteht zwischen Islington-London und Islington-Penzance?«
    »Penzance ist eines unserer Forschungszentren. Wir haben überall im Land welche.«
    »Und was machen sie? Versuche und Studien?«
    Malverd schüttelte den Kopf. »Die Medikamente werden in den Forschungslabors entwickelt.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Jedes Labor arbeitet im allgemeinen auf einem bestimmten Gebiet der Krankheitskontrolle. Wir haben eines, das sich nur mit Parkinson beschäftigt, eines für Huntingtonsche Chorea, ein neues für AIDS. Wir haben sogar ein Labor, das an der ganz gewöhnlichen Erkältung arbeitet.« Er lächelte.
    »Und Penzance?«
    »Eine unserer drei Krebsforschungsstätten.«
    »Wurde Oncomet zufällig in Penzance entwickelt?«
    »Nein. Das kommt aus unserem Labor in Bury in Suffolk.«
    »Und Sie sagen, getestet werden die Medikamente in diesen Labors nicht?«
    »Nein, jedenfalls nicht in dem umfassenden Maß, wie wir das hier tun. Die ersten Tests natürlich, die finden in den Entwicklungslabors statt. Sonst wüßten sie ja kaum, was sie da eigentlich hervorgebracht haben.«
    »Kann man davon ausgehen, daß jemand bei einem dieser Labors Zugang zu den Testergebnissen hatte? Ich meine, nicht nur zu denen des örtlichen Labors, sondern auch zu den Londoner Ereignissen.«
    »Aber sicher.«
    »So jemandem könnte also eine Unregelmäßigkeit auffallen. Ein Detail vielleicht, das man im eiligen Bestreben, das neue Produkt auf den Markt zu bringen, vielleicht vertuschte oder schönte?«
    Malverds Gesicht war plötzlich gar nicht mehr wohlwollend. Er stieß sein Kinn vor und zog es wieder zurück, als rücke er seine Wirbelsäule gerade. »Das ist wenig wahrscheinlich, Mr. St. James.« Er stand auf. »Ich muß jetzt in mein eigenes Labor zurück. Sie werden verstehen, daß meine Zeit knapp ist.«
    St. James folgte ihm ins Vorzimmer. Malverd reichte der Sekretärin beide Terminkalender und sagte: »Sie waren in Ordnung, Mrs. Courtney, ich gratuliere.«
    Sie nahm ihm die Bücher ab und versetzte kalt: »Mr. Brooke hat immer auf Ordnung geachtet, Mr. Malverd.«
    St. James fragte überrascht: »Mr. Brooke?« Das konnte doch nicht möglich sein!
    Malverd bewies ihm das Gegenteil. Er führte ihn ins Labor zurück. »Justin Brooke«, sagte er. »Seines Zeichens Biochemiker und Leiter dieser Abteilung. Er kam letzte Woche bei einem Unfall in Cornwall ums Leben. Ich dachte zunächst, Sie wären deshalb hier.«

22
    Ehe er dem Constable das Zeichen gab, die Tür zum Vernehmungszimmer aufzusperren, blickte Lynley, ein Tablett mit Tee und Broten in der Hand, durch das kleine Fenster aus dickem Glas. Sein Bruder saß mit gesenktem Kopf am Tisch. Er hatte immer noch das gestreifte Sweatshirt an, das Mac-Pherson ihm in

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