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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Vernehmungszimmers zurückgelassen.
    »Ich muß dir ein paar Fragen über Mick Cambrey stellen«, sagte Lynley. »Und über Justin Brooke.«
    »Du glaubst, ich hätte sie getötet.«
    »Es spielt keine Rolle, was ich glaube. Wichtig ist nur, was die Kripo in Penzance glaubt. Peter, du mußt doch wissen, daß ich nicht zulassen kann, daß John Penellin die Schuld an Micks Tod auf sich nimmt.«
    Peter zog die Brauen zusammen. »Ist John denn verhaftet worden?«
    »Ja, am Samstag abend. Du warst wohl schon aus Howenstow weg, als sie ihn abgeholt haben?«
    »Wir sind gleich nach dem Abendessen weg. Ich hatte keine Ahnung.« Er berührte mit einem Finger das Brot, das vor ihm lag, und schob es mit einer Grimasse des Widerwillens weg.
    »Du mußt mir die Wahrheit sagen«, sagte Lynley. »Nur sie kann uns allen helfen. Und wir können John nur frei bekommen - da er offensichtlich nicht die Absicht hat, sich selbst zu helfen -, wenn wir der Polizei sagen, was am Freitag abend wirklich passiert ist. Peter, warst du nach John bei Mick Cambrey?«
    »Sie werden mich verhaften«, murmelte er. »Und vor Gericht stellen.«
    »Du hast nichts zu befürchten, wenn du unschuldig bist. Wenn du die Wahrheit sagst. Peter, warst du dort? Oder hat Brooke gelogen, als er das behauptete?«
    Peter hatte die Möglichkeit zur Ausflucht. Lynley selbst hatte sie ihm mit seiner letzten Frage gegeben. Ein einfaches Leugnen würde reichen. Die Behauptung, daß Brooke gelogen habe. Ein konstruierter Grund, warum Brooke das getan haben sollte. Der Mann war tot und konnte nichts widerlegen. Dies waren die Möglichkeiten. Die andere Möglichkeit war, sich dafür zu entscheiden, einem Menschen zu helfen, der sein Leben lang praktisch zur Familie gehört hatte.
    Peter befeuchtete die spröden Lippen. »Ja, ich war dort.«
    Lynley wußte nicht, ob er erleichtert oder verzweifelt sein sollte. »Und was geschah?« fragte er.
    »Ich glaube, Justin traute mir nicht zu, daß ich die Sache allein erledigen könnte. Oder er konnte nicht warten.«
    »Auf das Kokain, meinst du?«
    »Er hatte in Howenstow was dabei.« In aller Kürze berichtete Peter von der Szene zwischen Sidney und Justin Brooke in der Bucht. »Sie hat es ins Wasser geschmissen«, schloß er.
    »Aus und vorbei. Ich hatte Mark schon angerufen, um noch welches zu besorgen, aber ich hatte nicht genug Geld, und er wollte mir keinen Kredit geben, nicht mal für ein paar Tage.«
    »Und da bist du statt dessen zu Mick gegangen?« Eine Bejahung wäre der erste Bruch in Brookes Darstellung der Dinge gewesen, aber sie kam nicht.
    »Nicht wegen des Kokains«, sagte Peter, den ersten Teil von Brookes Geschichte bestätigend. »Ich wollte mir, Geld von ihm leihen. Mir war eingefallen, daß er jeden zweiten Freitag die Lohntüten für die Leute von der Zeitung machte.«
    »Wußtest du auch, daß Mick ein Transvestit war?«
    Peter lächelte müde. Ein Schatten widerwilliger Bewunderung war in diesem Lächeln, schwache Erinnerung an den kleinen Jungen, der er gewesen war. »Ich wußte immer, daß aus dir mal ein guter Detektiv wird.«
    Lynley sagte ihm nicht, wie wenig sein detektivisches Talent zur Aufdeckung von Mick Cambreys Doppelleben beigetragen hatte. Er sagte nur: »Wie lange weißt du es schon?«
    »Seit ungefähr einem Monat. Ich hab' hin und wieder in London von ihm gekauft, wenn meine anderen Quellen ausgetrocknet waren. Wir haben uns dann immer in Soho getroffen. In der Nähe vom Soho Square ist so eine kleine Gasse, wo die Dealer rumhängen. Wir trafen uns dort immer in einer Kneipe. Ich hab' meistens ein Gramm oder ein halbes gekauft, manchmal auch weniger. Was ich mir eben gerade leisten konnte.«
    »Das war aber doch verdammt riskant? Warum habt ihr euch nicht in deiner Wohnung getroffen? Oder in seiner?«
    »Ich wußte ja nicht mal, daß er eine Wohnung hatte. Und meine wollte ich ihn nun wirklich nicht sehen lassen.«
    »Wie hast du mit ihm Verbindung aufgenommen?«
    »Ich habe ihn in Cornwall angerufen. Und wenn er sowieso nach London kommen wollte, haben wir uns verabredet.«
    »Immer in Soho?«
    »Immer am selben Ort. In der Kneipe. Da bin ich auch drauf gekommen, daß er Transvestit war.«
    »Wie?«
    Peters Gesicht lief rot an, während er erzählte: wie er im Kat's Kradle über eine Stunde auf Mick Cambrey gewartet hatte; wie eine Frau ihn angesprochen hatte, als er an den Tresen gegangen war, um sich Streichhölzer zu holen. Sie hatten drei Drinks miteinander getrunken. Dann waren sie

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