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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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von zu Hause weg. Hat sie mit dir darüber gesprochen?«
    »Ja, wir haben uns darüber unterhalten.«
    »Sagte sie etwas von einer Zeitungsstory, Tommy? Denn ...«
    »Ja, sie erwähnte so etwas.«
    Helen versuchte es mit einer anderen Ablenkungstaktik.
    »Das ist wirklich ein hübsches Kleid, Sasha«, sagte sie liebenswürdig. »Wenn ich so etwas anprobiere, sehe ich immer aus wie eine Kreuzung zwischen Muttchen und Marktfrau. Hat übrigens Mark Penellin euch heute nachmittag gefunden? Simon und ich sahen ihn im Wäldchen auf der Suche nach euch.«
    »Mark Penellin?« Peter strich Sasha über das dünne Haar.
    »Nein, nicht gesehen.«
    Helen warf einen Blick zu St. James. »Er ist nicht zu euch in die Bucht gekommen? Heute nachmittag, meine ich.«
    Peter lächelte satt und träge. »Wir waren heute nachmittag nicht in der Bucht.«
    »Ihr wart nicht -«
    »Ich meine, wir waren wahrscheinlich da, aber wir waren nicht da. Wenn er uns also gesucht hat, wird er uns gesehen haben, aber er hat uns gar nicht gesehen. Jedenfalls nicht da, wo wir waren. Und ich glaub, es wär mir auch gar nicht recht gewesen. Hm, Sasha?«
    Er lachte leise vor sich hin und strich mit einem Finger über Sashas Nase, dann über ihren Mund.
    Prächtig, dachte St. James. Und es ist erst Freitag.

    Nanrunnel war die gelungene Kombination zweier Welten: jahrhundertealtes Fischerdorf und moderne Touristenattraktion. Die Häuser, im Halbrund um einen natürlichen Hafen gruppiert, schmiegten sich an einen Hang, der mit Zedern, Zypressen und Föhren gesprenkelt war. Die Mauern waren aus dem Stein, der in der Gegend gebrochen wurde, manche weiß getüncht, andere naturbelassen, in Wind und Regen zu fleckigem Graubraun verwittert. Die Straßen waren schmal - keine zwei Autos paßten hier nebeneinander - und wanden sich in wirren Mustern, die mehr den Gegebenheiten der hügeligen Landschaft und weniger den Erfordernissen des Autoverkehrs angepaßt waren.
    Im Hafen, von zwei langen Molen geschützt, die wie die Spitzen eines Halbmonds ins Wasser ragten, schaukelten Fischerboote sachte auf den Wellen, und unterhalb der Uferstraße, die von Geschäften und Gasthäusern gesäumt war, bot ein mit Kopfsteinen gepflasterter holpriger Kai Zugang zum Wasser. Hunderte von Seevögeln hockten kreischend auf Schieferdächern und Schornsteinen, Scharen kreisten über dem Hafen und flogen weiter, zum Meer hinaus, wo in der Ferne der St. Michael's Mount sich aus dem Abenddunst hob.
    Erstaunlich viele Menschen hatten sich auf dem Gelände der Grundschule am unteren Ende der Paul Lane eingefunden, wo Pastor Sweeney und seine Frau ein bescheidenes Freilichttheater errichtet hatten. Es bestand nur aus drei Elementen: einem stabil gebauten Holzgerüst, das als Bühne diente; dem Zuschauerraum, der aus mehreren Reihen alter Holzklappstühle aus Vorkriegszeiten bestand; und - hinten, gleich an der Straße - einem Erfrischungsstand unter der Regie des größten Pubs am Ort, dem Anchor and Rose, an dem bereits reges Geschäft herrschte. Nancy Cambrey stand dort an den Zapfhähnen.
    Der Pastor persönlich empfing Lynley und seine Gäste am Eingang zum Schulhof, vor Freude strahlend über das ganze runde Gesicht, das unter der dick aufgetragenen Theaterschminke bedauernswert schwitzte. Er war bereits im Kostüm und bot in Wams und Strumpfhose einen etwas albernen Anblick.
    »Als Benedick trage ich natürlich eine Perücke«, bemerkte er und tippte sich spöttisch lächelnd an den kahlen Schädel, der im Spiel der Lichter glänzte.
    Er begrüßte St. James und Helen so herzlich, als wären sie alte Freunde, und trat dann begierig zu Deborah, um sich ihr vorstellen zu lassen, schlug jedoch, ehe Lynley ein Wort sagen konnte, alle Formen in den Wind und rief überschwenglich:
    »Meine Liebe, es ist uns eine große Freude, Sie heute abend hier zu sehen. Sie beide. Es ist ein Vergnügen.« Er hätte sich wahrscheinlich zu einem altertümlichen Kratzfuß hinreißen lassen, hätte nicht der knappe Sitz seiner Hose jede impulsive Bewegung verboten. »Wir haben Ihnen Plätze in der ersten Reihe reserviert, damit Sie auch kein Wort versäumen. Bitte, kommen Sie mit.«
    Ein Wort, mehrere Wörter, das ganze Stück zu versäumen, wäre unrealistische Hoffnung gewesen, da die Laienspieler von Nanrunnel vor allem für ihre Stentorstimmen und weit weniger für ihr schauspielerisches Flair bekannt waren. Unter Führung von Mr. Sweeney und seiner Frau, die eine dickliche Beatrice mit leidenschaftlich

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