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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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keine Sorgen zu machen. Mick und ich regeln das schon. Sie hätte Sie nicht um Geld anzugehen brauchen.«
    Typisch, dachte Lynley. Dieser unerträgliche Edelmut. Und dieses gleichermaßen unerträgliche Talent, immer Herr der Situation zu bleiben. Das ganze Gespräch verlief nicht anders als die zahllosen Gefechte, die sie im Lauf der Jahre miteinander ausgetragen hatten, jeder Stoß und jede Parade begleitet von Zweideutigkeiten.
    »Ich habe gesagt, daß ich es erledige, und das werde ich auch tun.« Lynley versuchte, einen freundlicheren Ton anzuschlagen, wenn auch die Absicht hinter seinen Worten unverändert blieb. »Es besteht keine Notwendigkeit für Sie, zu ...«
    »Leiden?« Trenarrow betrachtete Lynley einen Moment lang ruhig, dann lächelte er kühl und trank sein Bier aus.
    »Wie rücksichtsvoll von Ihnen, Mylord. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich habe wohl Ihre Zeit lange genug in Anspruch genommen. Es gibt hier noch andere, die gern zu Wort kommen würden.« Er nickte kurz und ging.
    Lynley sah ihm nach und mußte sich eingestehen, daß Trenarrow wie immer genau den richtigen Moment gewählt hatte. Wieder einmal hatte er dafür gesorgt, daß Lynley sich wie ein dummer, ungezogener Junge vorkam.
    Wie der Siebzehnjährige, der er einmal gewesen war. Immer und immer wurde er in Trenarrows Gegenwart wieder zum Siebzehnjährigen.
    Helen durchbrach mit leichter Hand das Schweigen, das Trenarrows Abgang gefolgt war. »Das ist ja ein toller Mann, Tommy. Sagtest du, er ist Arzt? Ich wette, die Frauen von Nanrunnel stehen vor seiner Praxis Schlange.«
    »Er hat keine Praxis«, antwortete Lynley automatisch. Er goß den Rest seines Biers auf den Boden und sah zu, wie die Flüssigkeit auf der verkrusteten, undurchlässigen Erde eine kleine Pfütze bildete. »Er arbeitet in der Forschung. In Penzance.«
    Und nur darum war er überhaupt nach Howenstow gekommen, ein Mann von dreißig Jahren, den man in der Verzweiflung geholt hatte, sich Lynleys sterbenden Vaters anzunehmen. Es war aussichtslos gewesen. Er hatte ihnen in seiner eindringlichen Art erklärt, daß man hier nichts tun könne, als die Chemotherapie fortzusetzen; daß es keine Heilung gäbe, trotz allem, was sie in den Zeitungen gelesen hatten und gern glauben wollten; daß es Dutzende verschiedener Arten von Krebs gäbe, daß der Körper an seinen eigenen Zellwucherungen zugrunde gehe; daß die Wissenschaft noch im dunklen tappe; daß man an der Erforschung der Krankheit arbeite, es aber noch Jahre, vielleicht Jahrzehnte dauern würde ... Er sprach mit tiefem Verständnis und warmer Anteilnahme.
    Lynleys Vater war dahingesiecht, hatte unendlich gelitten und war schließlich gestorben. Die Familie hatte ihn betrauert. Die Leute aus der Umgebung hatten ihn betrauert. Alle hatten ihn betrauert. Nur Trenarrow nicht.

9
    Nancy Cambrey packte die letzten Biergläser in den Karton für den kurzen Rücktransport zum Anchor and Rose. Sie war todmüde. Um bei den Vorbereitungen am Stand helfen zu können, hatte sie das Abendessen ausgelassen und fühlte sich jetzt flau. Sie klappte den Karton zu, verschnürte ihn, froh, daß die Arbeit für den Abend getan war.
    Mrs. Swann war dabei, mit gewohnter Gier die Einnahmen des Abends zu zählen. Ihre Lippen bewegten sich lautlos, während sie Münzen und Scheine ordnete und die errechneten Zahlen in ihr zerfleddertes rotes Buch eintrug. Sie nickte befriedigt. Das Geschäft war gut gewesen.
    »Also, dann geh ich jetzt«, sagte Nancy leicht zögernd. Bei Mrs. Swann, die für ihre Launen bekannt war, wußte man nie, woran man war. Keine Bedienung hatte es länger als sieben Monate bei ihr ausgehalten. Nancy war entschlossen, als erste länger durchzuhalten. Nur das Geld zählt, pflegte sie sich zu sagen, wenn Mrs. Swann ihre schlechte Laune an ihr ausließ. Du kannst alles ertragen, Hauptsache, du wirst bezahlt.
    »In Ordnung, Nancy«, brummte Mrs. Swann mit einer Handbewegung. »Marsch, nach Hause mit Ihnen.«
    »Die Sache mit dem Anruf tut mir leid. Ehrlich.«
    Mrs. Swann schnaubte kurz und kratzte sich mit ihrem Bleistiftstummel am Kopf. »Von jetzt an telefonieren Sie gefälligst in Ihrer Freizeit mit Ihrem Vater, Nancy. Nicht in der Arbeitszeit. Verstanden?«
    »Ja, natürlich. Ich werd's mir merken.«
    Beschwichtigung war alles. Nancy bemühte sich redlich, die Wogen zu glätten, ohne sich von ihrer Aversion gegen Mrs. Swann etwas anmerken zu lassen. »Ich lerne schnell, Mrs. Swann. Sie werden sehen. Mir

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