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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wogendem Busen abgab, entfaltete sich das Drama mit feurigem Enthusiasmus, bis der Pausenvorhang fiel. Worauf die gesammelte Zuschauerschaft sich wie auf Kommando erhob, um den Erfrischungsstand zu stürmen und die Gnadenfrist bei Bier und Limonade auszukosten.
    Einen Vorteil immerhin zogen Lynley und seine Freunde aus ihrem Status als Ehrengäste: Man ließ ihnen den Vortritt am Getränkestand.
    Eine einzige andere Person nutzte die Gunst des Augenblicks, ein großer Mann mittleren Alters, dem es gelungen war, als erster an den Stand zu kommen. Mit einem Tablett voll Gläser drehte er sich herum und bot es Lynley an.
    »Nehmen Sie gleich diese, Mylord«, sagte er.
    Ungläubig blickte Lynley auf Roderick Trenarrow. Die Absicht hinter dem Angebot war eindeutig - ein öffentliches Zusammentreffen, eine Zurschaustellung herzlichen Einverständnisses. Und es gab kein Ausweichen. Wie immer hatte Trenarrow den Moment meisterhaft gewählt.
    »Roderick«, sagte Lynley. »Das ist aber nett von Ihnen.«
    Trenarrow lächelte. »Ich habe den Vorteil, direkt beim Stand zu sitzen.«
    »Es wundert mich, Sie hier zu sehen. Ich hätte nicht gedacht, daß Shakespeare Ihre Sache ist.«
    »Außer Hamlet, meinen Sie?« fragte Trenarrow freundlich. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Lynleys Freunde, unverkennbar in der Erwartung, mit ihnen bekanntgemacht zu werden. Lynley erfüllte seinen Wunsch, höflich, allem Anschein nach unberührt von dieser unerwarteten Begegnung. Trenarrow schob seine goldgeränderte Brille hoch und sagte zu Lynleys Freunden gewandt: »Mrs. Sweeney erwischte mich unglücklicherweise im Bus nach Penzance, und ehe ich wußte, wie mir geschah, hatte ich eine Karte für die heutige Vorstellung und fest versprochen zu kommen. Die einzige Gnade ist, daß ich direkt neben der Getränkebude sitze. Wenn also das Stück noch schauerlicher wird, kann ich mir sechs oder sieben Bierchen hinter die Binde gießen und mich richtig einnebeln.«
    »Sie sprechen uns aus der Seele«, sagte Helen.
    »Man gewinnt eben bei diesen Theaterproduktionen mit jedem Sommer mehr Erfahrung«, fuhr Trenarrow fort. »Ich vermute, nächstes Jahr wird es einen Sturm auf die hinteren Reihen geben.«
    Die anderen lachten. Lynley nicht. Er war verärgert, daß sie sich so bereitwillig von Trenarrow einwickeln ließen, und er musterte den anderen, als könnte eine Analyse seiner Physis die Quelle seines Charmes aufdecken. Volles braunes Haar, das, fein von Grau durchzogen, endlich erste Spuren des Alters zeigte; ein Leinenanzug, der alt war, aber von einem guten Schneider, fleckenlos und von tadellosem Sitz; ein schmales, kantiges Gesicht ohne eine Spur von Schwammigkeit, obwohl er sich dem Fünfzigsten näherte, ein herzliches, hemmungsloses Lachen; ein Netz von Fältchen um die Augen; die Augen selbst dunkel, mit klugem Blick und schneller Auffassungsgabe.
    »Ich sehe, daß Nancy Cambrey neben all ihren anderen Jobs jetzt auch noch im Anchor and Rose arbeitet«, sagte Lynley zu Trenarrow.
    Trenarrow warf einen Blick über die Schulter zum Getränkestand. »Ja, scheint so. Das wundert mich, sie hat doch mit Kind und Haushalt sicher genug zu tun. Leicht wird das nicht sein für sie.«
    »Aber vielleicht erleichtert es ihre Geldsorgen.« Lynley nahm einen Schluck Bier. Es war zu warm für seinen Geschmack, und er hätte es gern auf die Wurzeln der nächsten Palme gegossen, aber Trenarrow hätte darin einen Akt der Feindseligkeit gesehen, darum ließ er es bleiben. »Hören Sie, Roderick«, sagte er brüsk, »ich übernehme ihre Schulden an Sie.«
    Sein Ton und seine Haltung veranlaßten die anderen, ihre Unterhaltung abzubrechen. Er nahm wahr, wie Helen St. James die Hand auf den Arm legte, wie Deborah an seiner Seite unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trat, daß Trenarrow ihn so perplex ansah, als hätte er keine Ahnung, wovon Lynley sprach.
    »Sie übernehmen die Schulden?« wiederholte Trenarrow.
    »Ich werde doch Nancy nicht betteln gehen lassen. Sie können die Mieterhöhung nicht bezahlen und -«
    »Die Mieterhöhung?«
    Trenarrows Verhalten reizte Lynley. Er fühlte sich in die Rolle des aggressiven Querulanten gedrängt. »Sie hat Angst, das Haus zu verlieren. Ich habe ihr versprochen, die Schulden zu übernehmen. Und das verspreche ich Ihnen jetzt auch.«
    Trenarrow hob langsam sein Glas und fixierte Lynley über den Rand hinweg. »Ach so, es geht um das Haus.« Er sah nachdenklich zum Getränkestand zurück. »Da braucht Nancy sich

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