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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Tür.
    Sie konnten Penellins Stimme deutlich hören. Sie klang scharf. »Nancy? Was tust du hier? Ist was mit Mark? Nancy, wo ist Mark?«
    Sie streckte ihm die Hand entgegen, als er zur Tür kam. Er nahm sie. »Dad.« Nancys Stimme schwankte, unsicher und warnend.
    Erst da sah Penellin die anderen im Wohnzimmer. Erschrecken zuckte über sein Gesicht. »Was ist passiert?« fragte er scharf. »Sagen Sie mir um Gottes willen, was dieser Kerl jetzt wieder angerichtet hat.«
    »Er ist tot«, sagte Nancy. »Jemand ...« Sie brach ab, als machten die Worte das Grauen wieder lebendig, das das Beruhigungsmittel für kurze Zeit eingeschläfert hatte.
    Penellin starrte sie an. Völlig unerklärlich stieß er Nancy plötzlich zur Seite und machte einen Schritt zur Treppe.
    »Nancy, wo ist dein Bruder?«
    Nancy sagte nichts. Lynley stand langsam auf.
    »Sag mir endlich, was passiert ist«, fuhr Penellin seine Tochter an.
    Lynley antwortete für sie. »Nancy hat Mick nach der Theatervorstellung tot im Haus gefunden«, sagte er. »Das Wohnzimmer sah aus, als sei es durchsucht worden. Es kann gut sein, daß Mick jemanden überraschte, der dabei war, seine Papiere zu durchstöbern. Vielleicht auch bei einem Raub. Obwohl das unwahrscheinlich ist.«
    Nancy griff den Gedanken sofort auf. »Doch, es war Raub«, behauptete sie. »Ganz bestimmt, ich weiß es. Mick hat die Lohntüten für das Personal von der Zeitung gemacht, als ich heute abend ging.« Sie warf einen Blick über ihre Schulter zu Lynley. »War das Geld noch da?«
    »Ich habe nur eine Fünf-Pfund-Note auf dem Boden gesehen«, antwortete St. James.
    »Aber Mick hat doch das Personal nicht bar bezahlt«, wandte Lynley ein.
    »Doch«, entgegnete Nancy. »Sie haben das bei der Zeitung immer so gemacht. Es war einfacher und praktischer. In Nanrunnel gibt's doch keine Bank.«
    »Aber wenn es Raub war -«
    »Es war Raub«, insistierte Nancy.
    Helen mischte sich ein und wies auf den einen Punkt hin, der dem Motiv des Raubs absolut widersprach: »Aber Nancy«, sagte sie sehr sanft, »er war doch ...« Den Rest ließ sie unausgesprochen.
    »Was war er?« fragte Penellin.
    »Man hat ihn kastriert«, sagte Lynley.
    Die Türglocke läutete schrill. Sie zuckten nervös zusammen. Penellin, der noch im Flur war, öffnete.
    Inspector Boscowan stand auf der Veranda. Draußen, hinter dem Rover, den Lynley gefahren hatte, stand ein staubiger Wagen.
    »John«, sagte Boscowan statt einer Begrüßung zu Penellin.
    Als Lynley ihn Penellin beim Vornamen nennen hörte, erinnerte er sich plötzlich, daß Boscowan und Penellin nicht nur das gleiche Alter hatten, sondern, wie so viele andere, die in diesem abgelegenen Winkel Cornwalls lebten, auch ehemalige Schulkameraden und lebenslange Freunde waren.
    »Edward, du hast das mit Mick gehört?« fragte Penellin.
    »Ich bin hier, um darüber mit dir zu sprechen.«
    Nancy umklammerte den Treppenpfosten. »Mit Dad? Aber wieso denn? Er weiß doch überhaupt nichts davon.«
    »Ich habe ein paar Fragen, John«, sagte Boscowan.
    »Das verstehe ich nicht.« Doch Penellins Ton verriet, daß er nur zu gut verstand.
    »Darf ich reinkommen?«
    Penellin wandte sich zum Wohnzimmer. Boscowans Blick folgte seiner Bewegung.
    »Noch hier, Mylord?« fragte er.
    »Ja. Wir haben ...« Lynley zögerte. Wir haben auf John gewartet, hatte er sagen wollen, aber es hätte wie eine Anschuldigung geklungen, und das wollte er nicht.
    »Mein Vater weiß nichts«, wiederholte Nancy. »Dad, sag ihm, daß du nichts über die Sache mit Mick weißt.«
    »Darf ich hereinkommen?« fragte Boscowan noch einmal.
    »Nancy und das Kind sind hier«, gab Penellin zurück.
    »Können wir uns in Penzance unterhalten? Auf der Dienststelle?«
    Ein Verdächtiger hatte nicht das Recht, den Ort des Verhörs zu wählen. Und daß John Penellin ein Verdächtiger war, zeigten Boscowans nächste Worte.
    »Hast du einen Anwalt, den du anrufen möchtest?«
    »Einen Anwalt?« rief Nancy schrill.
    »Nancy. Kind. Nicht!«
    Penellin streckte den Arm nach seiner Tochter aus, doch sie zuckte zurück. »Dad war hier.«
    »Es tut mir wirklich leid, Nancy«, sagte Boscowan mit Bedauern. »Nachbarn haben ihn um halb zehn bei eurem Häuschen gesehen. Andere hörten Streit.«
    »Er war hier. Ich habe nach der Pause mit ihm gesprochen. Dad, sag ihm, daß ich nach der Pause mit dir gesprochen habe.« Sie packte den Arm ihres Vaters und schüttelte ihn.
    Penellin schob ihre Hand weg. »Laß mich los, Kind. Bleib hier. Kümmre

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