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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Kofferradio über der Schulter, wiegte er sich im Takt zu den donnernden Rhythmen von My Generation und grölte kräftig mit. Er brach mitten im Satz ab, als er die Gäste im Wohnzimmer erblickte. Ungeschickt drehte er an den Knöpfen des Radios, einen Moment lang brüllte Roger Dal try noch lauter, dann fand Mark den richtigen Knopf, und es wurde still.
    »Verzeihung.« Er stellte das Radio auf den Boden. »Was ist denn hier los? Was machst du hier, Nance? Wo ist Dad?«
    Das plötzliche Erscheinen ihres Bruders und seine Fragen in Verbindung mit allem, was geschehen war, schienen die dünne Wand einzureißen, hinter der Nancy sich verschanzt hatte, um den Tatsachen nicht ins Auge sehen zu müssen. Sie fiel in den Schaukelstuhl zurück. Die Decke glitt zu Boden.
    »Es ist alles deine Schuld!« schrie sie. »Die Polizei war da und hat Dad geholt. Sie haben ihn mitgenommen, und er sagte nichts, nur wegen dir.« Sie begann zu weinen und tastete nach ihrer Handtasche, die auf dem Boden lag. »Was willst du ihm eigentlich noch alles antun, Mark? Was noch, sag?«
    Sie öffnete die Handtasche und kramte darin herum, zog schließlich ein zerknittertes Papiertuch heraus und drückte es sich schluchzend auf den Mund. »Ach, Mick. Mein Mickey.«
    Mark, der immer noch an der Tür zum Wohnzimmer stand, schien nicht zu begreifen, was vorging. Fragend blickte er von einem zum anderen, ehe er wieder seine Schwester ansah. »Ist Mick was passiert?«
    Nancy weinte nur.
    Mark strich sich das Haar zurück, und dann sprach er ihre schlimmste Befürchtung aus: »Nancy, hat Dad Mick was angetan?«
    Sie sprang aus dem Schaukelstuhl auf. Der Inhalt ihrer Handtasche ergoß sich auf den Fußboden.
    »Sag das ja nicht noch mal! Aber ja nicht. Du steckst doch dahinter. Wir wissen es. Dad und ich. Wir wissen es.«
    Mark wich zur Treppe zurück. Sein Kopf schlug an das Geländer. »Ich? Was redest du da? Du spinnst ja. So ein Quatsch! Was ist überhaupt passiert?«
    »Mick wurde ermordet«, sagte Lynley.
    Das Blut schoß Mark ins Gesicht. Wütend drehte er sich nach seiner Schwester um. »Und du glaubst, ich hätte das getan? Sag, glaubst du das? Daß ich meinen eigenen Schwager umgebracht hab'? Deinen Mann?« Er lachte kreischend.
    »Weshalb hätt' ich mir die Mühe machen sollen, wo Dad ihm schon das ganze Jahr am liebsten den Kragen umgedreht hätte?«
    »Hör auf! Sag das ja nicht noch mal. Du warst es!«
    »Na schön. Glaub, was du willst.«
    »Was ich weiß. Und was Dad auch weiß.«
    »Klar, Dad weiß alles. Wie schön für ihn, daß er so allwissend ist.«
    Er packte sein Radio und rannte die Treppe hinauf. Lynleys Worte hielten ihn auf.
    »Mark, wir müssen miteinander sprechen.« »Nein!« Er lief weiter. »Was ich zu sagen hab', kriegen die Bullen zu hören. Sobald meine Schwester mich bei ihnen hingehängt hat.«
    Eine Tür flog krachend zu. Molly begann zu quengeln.

11
    »Was weißt du wirklich über Mark Penellin?« St. James blickte von dem Blatt Papier auf, auf dem er während der letzten Viertelstunde die Ergebnisse ihrer gemeinsamen Überlegungen notiert hatte.
    Er und Lynley waren allein in dem Alkoven neben dem Salon, direkt über dem Portal des Hauses. Zwei Lampen brannten, eine auf dem kleinen Mahagonitisch, an dem St. James saß, die andere auf einem Tischchen mit kunstvoller Einlegearbeit, das unter den Fenstern stand. Ihr gelber Schein schimmerte sanft in den schwarzen Scheiben. Lynley reichte St. James ein Glas Brandy, umschloß das eigene mit einer Hand und ließ nachdenklich die Flüssigkeit darin kreisen. Er setzte sich in einen Ohrensessel neben dem Schreibtisch, streckte die Beine aus und lockerte die Krawatte.
    »Im Detail nicht viel. Er ist so alt wie Peter. Nach dem wenigen, was ich in den letzten Jahren über ihn hörte, habe ich den Eindruck, daß sein Vater ziemlich enttäuscht von ihm ist.«
    »Wieso?«
    »Ach, na ja, das übliche. John wollte gern, daß Mark studiert. Mark machte ein Semester in Reading und stieg dann aus.«
    »Hat er's nicht geschafft?«
    »Es hat ihn einfach nicht interessiert. Er suchte sich einen Job als Barkeeper in Maidenhead. Danach in Exeter, wenn ich mich recht erinnere. Ich glaube, er war Schlagzeuger in einer Band. Aber das klappte nicht so, wie er sich's erträumt hatte - kein Ruhm, kein lukrativer Vertrag mit einer Plattenfirma - und seitdem arbeitet er hier auf dem Gut, seit anderthalb Jahren ungefähr. Ich weiß eigentlich nicht, warum. Die Landwirtschaft hat ihn früher nie

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