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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gesehen. Das wollte ich Tommy sagen.«
    Er kehrte zu ihr zurück und legte seine Unterlagen wieder auf den Schreibtisch. »Wo?«
    »Ich bin nicht absolut sicher, daß es derselbe Mann ist. In Nancys Zimmer steht ein Hochzeitsbild der beiden. Ich habe es gesehen, als ich das Kind hinaufbrachte, und ich bin fast sicher, Mick Cambrey ist der Mann, den ich heute morgen, nein, ich sollte wohl gestern morgen sagen - aus der Wohnung neben meiner kommen sah.«
    Deborah zupfte an ihrem Haar. »Ich wollte nichts sagen, weil in meiner Nachbarwohnung eine Frau wohnt. Tina Cogin. Und ich glaube, sie ist - ich kann es natürlich nicht mit Gewißheit sagen, aber ihre Art zu sprechen und sich zu kleiden, und die Anspielungen auf ihre Männergeschichten ... Ich vermute ...«
    »Sie ist eine Prostituierte?«
    Deborah erzählte von Tina Cogins Besuch unmittelbar nach ihrem Streit. »Aber ich hatte kaum Gelegenheit, mich mit ihr zu unterhalten, weil dann Sidney kam, und Tina ging.«
    »Und was war mit Cambrey?«
    »Ich hatte das Glas noch, in dem sie mir diesen selbstgebrauten Gesundheitssaft gebracht hatte. Ich hatte es bis heute morgen ganz vergessen.«
    Sie war Cambrey begegnet, als sie zu Tina hinübergehen wollte, um ihr das Glas zurückzubringen. Er war aus Tinas Wohnung gekommen. Deborah, die ihn für einen von Tinas Kunden hielt, hatte gezögert: Sollte sie das Glas einfach dem Mann in die Hand drücken und ihn bitten, es Tina zu geben? Sollte sie an ihm vorbeigehen, als sähe sie ihn gar nicht? Oder sollte sie umdrehen? Er hatte ihr die Entscheidung abgenommen, indem er ihr guten Morgen gewünscht hatte.
    »Es war ihm überhaupt nicht peinlich«, sagte Deborah naiv.
    St. James lächelte. »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Ich bat ihn nur, Tina das Glas zu geben und ihr zu sagen, ich würde ein paar Tage verreisen. Mir war diese Begegnung unangenehm, verstehst du, Simon? Ich wußte nicht, wie ich mich verhalten sollte.« Deborah sah ihn mit einem flüchtigen Lächeln an.
    »War die Wohnungstür offen?«
    Deborah überlegte. »Nein, er hatte einen Schlüssel.«
    »Hattest du ihn vorher schon einmal gesehen?«
    »Nein. Nur bei dieser Begegnung. Und dann noch einmal einen Augenblick später. Er ging in die Wohnung und sprach mit Tina.« Sie errötete. »Er muß wohl geglaubt haben - aber das kann er gar nicht. Wahrscheinlich scherzte er nur. Aber sie muß ihm weisgemacht haben, ich wäre eine wie sie, denn als er wieder rauskam, sagte er, Tina lasse mir ausrichten, sie würde sich während meiner Abwesenheit um meine Herrenbesuche kümmern. Und dann lachte er. Und wie er mich angesehen hat, Simon, von oben bis unten. Im ersten Moment glaubte ich, er hätte Tina ernstgenommen, aber dann zwinkerte er mir zu und lachte, das war anscheinend nur so seine Art.«
    Deborah schien zu überdenken, was sie ihm erzählt hatte.
    »Wahrscheinlich ist sie gar keine Prostituierte, nicht wahr? Wenn Mick einen Schlüssel zu ihrer Wohnung hatte ... Prostituierte verteilen doch im allgemeinen keine Wohnungsschlüssel, oder? Ich meine, stell dir vor, der eine Mann kommt, während der andere noch ...« Sie machte eine hilflose Geste.
    »Ja, das wäre peinlich.«
    »Also ist sie vielleicht gar keine Prostituierte. Kann es sein, daß sie seine Geliebte war, Simon? Oder daß er sie vielleicht versteckt hat, um sie vor jemandem zu schützen?«
    »Bist du sicher, daß der Mann Mick war?«
    »Ich bin ziemlich sicher. Wenn ich mir das Foto noch einmal ansehen könnte, könnte ich es mit Gewißheit sagen. Aber ich erinnere mich genau an sein Haar. Es war so ein intensives Kastanienbraun, wie ich es mir immer wünsche. Ich war richtig neidisch.«
    St. James trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch.
    »Ein Foto von Mick können wir sicher besorgen. Wenn nicht das aus dem Haus, dann bestimmt ein anderes.« Er erwog den nächsten logischen Schritt. »Könntest du nach London fahren und mit Tina sprechen, Deborah? Nein, was rede ich da! Du kannst ja nicht einfach an deinem Verlobungswochenende von hier verschwinden!«
    »Wieso nicht? Für morgen abend ist zwar ein Essen geplant. Aber danach haben wir nichts vor. Tommy kann mich Sonntag morgen nach London fliegen. Oder ich kann den Zug nehmen.«
    »Du brauchst nur zu sehen, ob sie ihn auf dem Foto erkennt. Wenn ja, dann sag ihr nicht, daß er tot ist. Das werden Tommy und ich erledigen.« St. James faltete seine Papiere, schob sie in seine Jackentasche und fuhr dann fort: »Wenn Mick eine Beziehung zu ihr

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