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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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umgebracht hat? Denken Sie etwa, sie ist heimgerannt, hat ihn abgemurkst, noch dazu auf so 'ne Art, und ist dann zurückgekommen, um den Leuten frischfröhlich ihr Bier zu servieren?«
    »Mrs. Swann, kann man vom Schulhof aus die Telefonzelle sehen?«
    »Nein. Aber das ist doch überhaupt nicht wichtig. Ich sag' Ihnen, ich habe sie selbst aus der Zelle rausgezerrt. Sie hat geweint. Ihr Vater wär' fuchsteufelswild, sagte sie, weil sie sich Geld geliehen hätte, und sie wollte sich mit ihm aussprechen.«
    Mrs. Swann preßte die Lippen aufeinander, als sei sie nicht bereit, mehr zu sagen. Aber dann schien ihr Zorn die Oberhand zu gewinnen, und sie fuhr ärgerlich zu sprechen fort:
    »Also, ich kann Nancys Vater verstehen. Jeder wußte doch, was mit dem Geld passierte, das Nancy ihrem Mick zukommen ließ. Für seine Weiber hat er's ausgegeben. Dieser aufgeblasene kleine Schnösel. Das Studium an der Universität ist ihm zu Kopf gestiegen. Hat sich eingebildet, er wär' der größte Journalist aller Zeiten. Gleich hier oben im Büro von der Zeitung hat er's getrieben. Der hat gekriegt, was er verdient hat.«
    »Im Büro der Zeitung?« fragte St. James. »Er hat sich dort mit Frauen getroffen?«
    »Ein richtiges Liebesnest. Und er hat noch angegeben mit seinen Eroberungen. Trophäen gesammelt.«
    »Trophäen?«
    Mrs. Swann beugte sich vor, so daß ihr üppiger Busen auf dem Tresen ruhte. Sie schnaubte St. James ihren heißen Atem ins Gesicht. »Wie würden Sie's denn nennen, wenn einer Damenschlüpfer in seiner Schreibtischschublade aufhebt? Gleich zwei Stück hat Harry gefunden. Groß und breit in Micks Schreibtisch. Und sie waren nicht mal sauber. Das hat vielleicht ein Geschrei und Geschimpfe gegeben.«
    »Hat Nancy denn davon gehört?«
    »Nicht Nancy, Harry hat herumgeschrien. Deine Frau kriegt ein Kind, hat er gesagt. Und die Zeitung! Und unsere Familie! Das ist wohl alles gar nichts für dich. Du hast ja nur deine eigenen Ideen im Kopf. Und dann hat er Mick eine gelangt, daß ich dachte, er wär tot, so hat's gekracht, als er auf den Boden schlug. Er hat sich dabei den Kopf an einem Schrank angeschlagen. Aber ein oder zwei Minuten später kam er hier die Treppe runtergerannt, und sein Vater wutschnaubend hinterher.«
    »Wann war das?« fragte St. James.
    Mrs. Swann zuckte die Achseln. Ihre Empörung schien verraucht. »Das kann Harry Ihnen besser sagen. Er ist oben.«

    John Penellin rollte die Generalstabskarte zusammen, schob ein Gummiband über die Rolle und stellte sie zu einem halben Dutzend anderer in den alten Schirmständer in seinem Büro. Die Sonne des späten Vormittags strömte durch die Fenster und heizte den Raum unangenehm auf. Er öffnete das Fenster und zog die Jalousie herunter, während er sprach.
    »Insgesamt haben wir also ein gutes Jahr gehabt, Mylord. In jeder Hinsicht. Und wenn wir die Nordäcker noch ein Jahr brachliegen lassen, kommt das dem Land nur zugute. Das ist jedenfalls mein Vorschlag.«
    Er setzte sich wieder an den Schreibtisch. Doch als habe er ein festes Programm, an dem er unbedingt festhalten wollte, um anderen Themen keinen Raum zu lassen, wartete er nicht auf Lynleys Erwiderung, sondern fügte sogleich hinzu:
    »Vielleicht können wir jetzt über Wheal Maen sprechen?«
    Lynley hatte eigentlich nicht die Absicht gehabt, mit Penellin die Bücher durchzugehen oder sich auf eine detaillierte Diskussion der Gutsangelegenheiten einzulassen, aber er richtete sich nach Penellin, weil er wußte, daß Geduld eher mit Vertrauen belohnt werden würde als ein direkter Vorstoß.
    Das ganze Auftreten des Mannes legte nahe, daß er es dringend nötig hatte, sich zu erleichtern. Sein Gesicht war grau. Er trug noch die Kleider der vergangenen Nacht, ohne jede Falte, aus der man hätte schließen können, daß er darin geschlafen habe. An seinen Fingern haftete noch die Stempelfarbe von der Polizeidienststelle in Penzance. Lynley nahm das alles zur Kenntnis und beschloß, abzuwarten und zunächst einmal Penellins Führung zu folgen.
    »Aber John«, sagte er, »in Cornwall wird seit mehr als hundert Jahren kein Bergbau mehr betrieben!«
    »Mir geht's ja nicht darum, daß wir die Grube wieder in Betrieb nehmen«, erwiderte Penellin. »Ich finde, sie muß geschlossen werden. Gesperrt. Der Hauptschacht steht voller Wasser. Es ist zu gefährlich, sie einfach so zu lassen.« Er drehte seinen Sessel und wies mit dem Kopf auf die große Karte des Guts an der Wand. »Man kann die Grube von der Straße

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