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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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die Achseln. »Er trug noch seinen Abendanzug. Aber bisher spricht nichts dagegen, daß er die Nacht durch mit einem Ihrer Gäste aufgeblieben ist. Solange wir nicht die Todeszeit wissen, können wir nichts mit Gewißheit sagen. Außer, daß er tot ist.« Er nickte kurz und kehrte zu seinen Leuten beim Teewagen zurück.
    »Wo bleiben die anderen Fragen?« sagte Lynley. St. James zählte sie auf. »Wer hat ihn zuletzt gesehen? Ist sonst jemand vom Gut verschwunden? Wer war gestern abend hier? Wer befand sich sonst noch auf dem Gelände? Hat jemand Grund gehabt, ihm übel zu wollen?«
    »Warum stellt er sie nicht?«
    »Ich vermute, er wartet auf den Obduktionsbefund. Ihm würde ein Unfall besser ins Konzept passen.«
    »Wieso?«
    »Weil er glaubt, Cambreys Mörder bereits zu haben. Und John Penellin kann Brooke ja nicht getötet haben.«
    »Du meinst, da besteht ein Zusammenhang?«
    »Bestimmt.« Der Schatten einer Bewegung draußen in der Auffahrt zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. »Jasper«, sagte St. James.
    Der alte Mann schlurfte mit eingezogenem Kopf durch die Pfützen, offensichtlich auf dem Weg zum Westflügel des Hauses.
    »Hören wir uns an, was er zu sagen hat«, schlug Lynley vor. Sie trafen ihn vor den Gesinderäumen, wo er den Regen von seinem verbeulten alten Südwester schlug. Nachdem er auch seinen Mantel ausgeschüttelt hatte, hängte er beides an einen Wandhaken, ehe er aus den grünen, schlammbedeckten Gummistiefeln stieg. Er nickte Lynley und St. James kurz zu und folgte ihnen, als er soweit war, ins Rauchzimmer, wo er einen Whisky gegen die Kälte annahm.
    »Nirgends zu finden«, berichtete er Lynley. »Aber Ihr Boot ist nicht mehr in der Lamorna-Bucht.«
    »Was?« fragte Lynley bestürzt. »Sind Sie sicher, Jasper?«
    »Klar bin ich sicher. Es ist nicht mehr da.«
    Lynley starrte zu dem Fuchs über dem Kamin hinauf und bemühte sich zu begreifen, aber nur einzelne Fakten sprangen ihm durch den Sinn. Sie wollten sich nicht zusammenfügen. Das große Segelboot der Familie lag in Lamorna. Peter segelte seit seinem fünften Lebensjahr. Es hatte schon seit dem Morgen nach Sturm ausgesehen. Niemand, der auch nur einen Funken Verstand und Erfahrung besaß, wäre mit dem Boot hinausgefahren.
    »Es muß sich irgendwie losgerissen haben.«
    Jasper gab einen Laut spöttischer Geringschätzung von sich, doch sein Gesicht war ausdruckslos, als Lynley sich ihm wieder zuwandte. »Wo haben Sie noch gesucht?«
    »Überall. Zwischen Nanrunnel und Treen.«
    »Trewoofe? St. Buryan? Landeinwärts auch?«
    »Ja. Ein Stück. Weit hab' ich da nicht zu suchen brauchen. Wenn der Junge zu Fuß unterwegs ist, hätte ihn jemand gesehen. Aber ich hab' nichts dergleichen gehört.« Jasper rieb sich über das stoppelige Kinn. »Wenn Sie mich fragen, hat er sich mit seiner Freundin hier irgendwo versteckt, oder die beiden haben gleich bei Howenstow jemanden gefunden, der sie mitgenommen hat. Oder sie sind mit dem Boot weg.«
    »Das hätte er nie getan. Er ist doch nicht vollkommen -«
    Lynley brach ab. Wozu Jasper seine schlimmsten Befürchtungen mitteilen? Zweifellos wußte der Mann sie ohnehin schon alle. »Danke, Jasper. Lassen Sie sich in der Küche was zu essen geben.«
    Der Alte nickte und ging zur Tür. Auf der Schwelle jedoch blieb er noch einmal stehen. »Ich hab' gehört, daß sie gestern abend John Penellin mitgenommen haben.«
    »Ja, das stimmt.«
    Jaspers Mund zuckte, als wolle er noch etwas sagen, traue sich aber nicht recht.
    »Was ist denn?« fragte Lynley aufmunternd.
    »Der sollte nicht für andere büßen, wenn Sie mich fragen«, sagte Jasper und ging davon.
    »Was weiß Jasper noch?« fragte St. James, als sie allein waren.
    Lynley starrte gedankenverloren zu Boden, ehe er den Kopf hob und sagte: »Nichts, denke ich. Das ist einfach seine Einstellung.«
    »In bezug auf John?«
    »Ja. Und auch in bezug auf Peter. Er scheint seine eigenen Ansichten darüber zu haben, wem an dem allen Schuld zuzumessen ist.« Nie zuvor hatte Lynley sich so unfähig gefühlt, zu handeln oder zu entscheiden. Er hatte das Gefühl, sein ganzes Leben sei außer Kontrolle geraten.

16
    »Allmächtiger, wie tief sind wir gesunken!« stöhnte Helen. Sie ließ ihren Koffer zu Boden plumpsen, seufzte einmal tief und ließ ihre Handschuhe an den Fingerspitzen baumeln.

    »Mittagessen im Bahnhofsrestaurant. Wie kann man nur!«
    »Hör mal, es war dein Vorschlag, Helen.« Deborah stellte ebenfalls ihr Gepäck ab und sah sich mit einem

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