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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Bett, legte sie hin und zog die Bettdecke über sie. Sie ließ sich alles gefallen wie ein Kind, wie eine Puppe.
    »Sid«, flüsterte er und streichelte ihre Wange. Er wollte mit ihr über Justin Brooke sprechen. Er wollte wissen, ob sie in der Nacht mit ihm zusammen gewesen war. Er wollte wissen, warum Brooke zur Bucht gegangen war. Vor allem das wollte er wissen.
    Sie reagierte nicht. Ihr Blick war starr zur Decke gerichtet. Was immer sie wußte, es würde warten müssen.

    Lynley parkte den Rover im Hof und betrat das Haus durch die Nordwesttür zwischen der Waffenkammer und den Gesinderäumen. Er hatte die Reihe von Fahrzeugen in der Auffahrt gesehen - zwei Streifenwagen, eine neutrale Limousine und ein Rettungswagen, dessen Scheibenwischer noch liefen - und war daher nicht ganz unvorbereitet, als er auf dem Weg durch die Wirtschaftsräume des Hauses von Hodge aufgehalten wurde.
    »Was ist passiert?« fragte er den alten Butler besorgt, aber bemüht, sich von der aufkommenden Panik nichts anmerken zu lassen. Gleich beim ersten Blick durch strömenden Regen auf die Wagenkette vor dem Haus hatte er an Peter gedacht.
    Hodge gab ihm bereitwillig Auskunft, ruhig und sachlich, ohne von seinen persönlichen Gefühlen etwas preiszugeben. Es handle sich um Brooke, erklärte er Lynley. Man habe ihn ins frühere Schulzimmer gebracht.
    Hatte diese Auskunft zunächst eine gewisse Erleichterung hervorgerufen - so schlimm konnte es nicht sein, wenn man Brooke nicht augenblicklich ins Krankenhaus gebracht hatte -, so erlosch alle Hoffnung, als Lynley wenige Minuten später das Schulzimmer im Ostflügel des Hauses betrat. Die Leiche lag in Laken gehüllt auf einem langen, zerkratzten Tisch in der Mitte des Raums, auf demselben Tisch, an dem Generationen junger Lynleys den ersten Privatunterricht erhalten hatten, ehe sie ins Internat gesteckt worden waren. Eine Gruppe Männer stand in gedämpftem Gespräch um den Tisch herum, unter ihnen Inspector Boscowan und der Sergeant, der ihn auch am Vorabend begleitet hatte, um John Penellin abzuholen. Boscowan gab gerade zwei Beamten der Spurensicherung mit schmutzbespritzten Hosenbeinen und regennassen Jacken seine Anweisungen. Die Polizeiärztin stand abwartend dabei. Der Koffer zu ihren Füßen war ungeöffnet, sie schien nicht die Absicht zu haben, den Toten hier zu untersuchen.
    »Jasper fand ihn in der Bucht«, sagte St. James leise, als Lynley zu ihm trat. Er wandte sich nicht vom Fenster ab. Auch seine Kleider waren feucht, wie Lynley sah, und auf seinem Hemd waren Blutflecken, die der Regen zu blassen Farbklecksen ausgewaschen hatte. »Es sieht nach einem Unfall aus. Oben auf den Felsen über der Bucht scheint es glatt gewesen zu sein. Er muß ausgerutscht sein.« Er blickte einen Moment zu der Gruppe bei der Leiche, ehe er Lynley ansah.
    »Zumindest sieht es Boscowan fürs erste so.«
    Die Frage, die Lynley aus dieser letzten vorsichtigen Bemerkung heraushörte, stellte er nicht, und Lynley war dankbar für den Aufschub. Er fragte: »Warum hat man ihn nicht gelassen, wo er war, St. James? Wer hat ihn weggebracht?«
    »Deine Mutter. Es hatte zu regnen angefangen. Sid war als erste bei ihm. Wir haben einfach den Kopf verloren, allen voran ich selbst.« Der Ast eines Baumes schlug vom Wind gerüttelt an die Fensterscheibe. St. James trat tiefer in die Nische und hob den Blick zum oberen Stockwerk des Flügels gegenüber, zu dem Eckfenster neben Lynleys Schlafzimmer. »Wo ist Peter?«
    Es war nur ein kurzer Aufschub gewesen. Lynley fühlte sich versucht zu lügen, seinen Bruder irgendwie zu schützen, aber er konnte es nicht. Er hätte allerdings auch nicht erklären können, was ihn trieb, die Wahrheit auszusprechen, ob es selbstgerechtes Moralgefühl war oder stumme Bitte um St. James' Hilfe und Verständnis. »Er ist weg.«
    »Und Sasha?«
    »Auch.«
    »Wohin?«
    »Ich weiß es nicht.«
    St. James' ganze Reaktion war nur ein Wort, das eher wie ein Seufzer klang. »Prächtig.« Dann: »Seit wann? War sein Bett benutzt?« »Nein.« Lynley sagte nicht, daß er das schon um halb acht Uhr an diesem Morgen bemerkt hatte, als er zu seinem Bruder gegangen war, um mit ihm zu sprechen. Er sagte auch nichts davon, daß er Jasper losgeschickt hatte, Peter zu suchen, und er verschwieg das eigene Entsetzen, das ihn durchzuckt hatte, als er beim Anblick des Notarztwagens vor dem Haus und dem Gedanken, Peter könnte tot sein, nicht nur Schrecken verspürt hatte, sondern auch Erleichterung.
    Er

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