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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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habe. Moderne Sprachen, Kunst, Musik und Phrasendrescherei. Ich wußte, daß sich das eines Tages als nützlich erweisen würde.«
    »Aber kein Hinweis darauf, wo sie sein könnte?«
    »Sie hat ihr ganzes Schminkzeug dagelassen und ihre Fingernägel -«
    »Ihre Fingernägel? Helen, was soll das heißen?«
    Sie lachte und erklärte es ihm. »Wir vermuten deshalb, daß sie aufs Land gefahren ist.«
    »Nach Cornwall?«
    »Ja, das war auch unser erster Gedanke, und wir haben, glaube ich, ziemlich solide Beweise dafür, daß sie Mick Cambrey kannte. Sie hat sein Sparbuch - mit dicken Einzahlungen übrigens -, und wir haben zwei Telefonnummern gefunden. Die eine ist eine Londoner Nummer. Wir haben angerufen und landeten bei der automatischen Ansage einer Firma namens Islington Ltd., die die Geschäftsstunden bekanntgab. Ich geh' dem gleich morgen mal nach.«
    »Und die andere Nummer?«
    »Cornwall, Simon. Wir haben zweimal angerufen, aber es hat sich niemand gemeldet. Wir dachten, es könnte vielleicht Mick Cambreys Nummer sein.«
    St. James zog einen Briefumschlag aus der Seitenschublade des Schreibtischs. »Habt ihr bei der Auskunft nachgefragt?« »Um sie mit Cambreys Nummer zu vergleichen, meinst du? Die gibt die Auskunft leider nicht heraus. Nicht eingetragen. Hast du was zum Schreiben da? Dann geb' ich sie dir durch. Vielleicht kannst du mehr damit anfangen.«
    Er schob den Briefumschlag, nachdem er die Nummer aufgeschrieben hatte, in die Tasche.
    »Sid kommt morgen nach London zurück.« Er berichtete Helen vom Tod Justin Brookes. Sie hörte ihm schweigend zu. Er ließ nichts aus und schloß mit den Worten: »Und jetzt ist Peter auch noch verschwunden.«
    »Nein!« Im Hintergrund konnte St. James gedämpfte Musik hören. Ein Flötenkonzert. Er wünschte, er säße jetzt in ihrem Wohnzimmer am Onslow Square, über Belanglosigkeiten plaudernd, nichts weiter im Sinn als Analysen von Blut oder Fasern oder Haaren irgendwelcher Leute, die er nicht gekannt hatte und niemals kennenlernen würde.
    Sie sagte: »Ach Gott, der arme Tommy. Die arme Daze. Wie kommen sie damit zurecht?«
    »Sie bemühen sich, Haltung zu bewahren.«
    »Und Sid, wie geht es ihr?«
    »Schlecht, Helen. Kannst du dich ein bißchen um sie kümmern? Siehst du morgen abend mal nach ihr, wenn sie zurück ist?«
    »Aber natürlich. Mach dir keine Sorgen. Und mach dir vor allem keine Vorwürfe.« Sie zögerte kurz. Wieder hörte er die Musik, zart und flüchtig wie ein feiner Duft. Dann sagte sie:
    »Simon, Wünsche töten nicht.«
    Wie gut sie ihn kannte. »Als ich ihn da am Strand liegen sah und wußte, daß er tot ist -« »Sei nicht so hart mit dir selbst!«
    »Ich hätte ihn töten können, Helen. Weiß Gott, ich wollte es.«
    »Solche Gefühle hatte doch jeder von uns schon ein mal. Das ist normal. Es hat nichts zu bedeuten, Simon. Du brauchst Ruhe. Die brauchen wir alle. Die letzten Tage waren schlimm.«
    Er mußte lächeln über ihren Ton. Mutter, Schwester, liebende Freundin. Er nahm die Absolution an, die sie spendete. »Du hast natürlich recht.«
    »Also. Dann geh jetzt zu Bett. Heute nacht geschieht bestimmt nichts mehr.«
    »Hoffen wir es.«
    Er legte den Hörer auf und blieb einen Moment nachdenklich stehen. Der Regen trommelte an die Fensterscheiben. Der Sturm rüttelte die Bäume. Irgendwo schlug laut eine Tür zu. Er verließ das Büro.
    Stimmen im Nordwest-Korridor weckten seine Neugierde.
    Bei den Gesinderäumen stand Jasper und sprach mit einem Mann in klatschnassem Ölzeug. Als er St. James sah, winkte er ihn hinüber.
    »Bob hat das Boot gefunden«, sagte er. »Am Cribba Head. Aufgelaufen.«
    »Es ist eindeutig die Daze«, warf der andere Mann ein.
    »Ist jemand ...«
    »Nein, scheint niemand an Bord zu sein. Wär' auch ganz unmöglich. Bei dem Zustand, in dem das Boot ist.«

17
    St. James und Lynley folgten dem rostigen alten Austin des Fischers im Land Rover. Das Licht ihrer Scheinwerfer enthüllte die Verwüstungen, die der Sturm angerichtet hatte. Die Auffahrt war übersät von abgerissenen Rhododendronzweigen und lilafarbenen Blüten, die unter den Rädern der Fahrzeuge zerdrückt wurden. Der große Ast einer Platane versperrte ihnen fast die Durchfahrt. Am Verwalterhaus schlugen krachend die Fensterläden gegen die Mauern. Wasser strömte in Gießbächen aus den Regenrinnen. Kletterrosen, die der Wind vom Spalier gerissen hatte, lagen in unglücklichen Haufen auf den Steinplatten und dem Rasen.
    Lynley bremste ab, und Mark

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