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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Penellin sprintete zum Wagen. An der offenen Tür stand mit flatterndem Rock Nancy Cambrey und sah zu ihnen heraus. Sie rief etwas, das im Sturm verlorenging. Während Mark hinten einstieg, kurbelte Lynley sein Fenster ein wenig herunter.
    »Haben Sie was von Peter gehört?« Nancy hielt die Haustür fest, ehe der Wind sie gegen die Mauer drücken konnte. Im Hintergrund war das dünne Weinen des Kindes zu hören. »Soll ich irgendwas tun?«
    »Bleiben Sie beim Telefon«, rief Lynley zurück. »Falls wir etwas brauchen sollten.«
    Sie nickte, winkte und schlug die Haustür zu. Lynley legte den Gang ein. Sie fuhren an, durch eine Wasserpfütze und Schlamm auf die Auffahrt hinaus.
    »Das Boot ist bei Cribba Head?« fragte Mark Penellin und strich sich das triefende Haar aus dem Gesicht.
    »Nach allem, was wir bisher wissen, ja«, antwortete Lynley.
    »Was ist Ihnen denn passiert?«
    Mark berührte automatisch ein Pflaster über seiner rechten Augenbraue. Sein Handrücken und die Fingerknöchel waren aufgeschürft. Er schüttelte wegwerfend den Kopf.
    »Ich wollte die verdammten Läden festmachen und hätte mich dabei beinahe selbst k.o. geschlagen.« Er schlug den Kragen seines Ölmantels hoch und knöpfte ihn bis zum Hals zu. »Ist es wirklich die Daze?«
    »Sieht so aus.«
    »Und von Peter keine Nachricht?«
    »Nein.«
    »Wahnsinn«, sagte Mark. Er zog eine Schachtel Zigaretten heraus, bot sie Lynley und St. James an. Als beide ablehnten, zündete er sich selbst eine Zigarette an, rauchte aber nur ein paar Züge, ehe er sie wieder ausdrückte.
    »Sie haben Peter nicht gesehen?« fragte Lynley.
    »Seit Freitag nachmittag nicht mehr. Da war ich unten in der Bucht.«
    St. James warf einen Blick nach rückwärts. »Peter sagte, er hätte Sie nicht gesehen.«
    Mark zog eine Augenbraue hoch. »Aber natürlich hat er mich gesehen«, entgegnete er und fügte mit einem vorsichtigen Blick zu Lynley hinzu: »Vielleicht hat er's vergessen.«
    Abgesehen vom Licht ihrer Scheinwerfer und dem gelegentlichen Schimmer aus dem Fenster eines einsamen Hauses, war es stockdunkel. Sie mußten langsam fahren. Die Straße war teilweise überschwemmt, hohe Hecken neigten sich vom Sturm gepeitscht gefährlich dicht zu den Fahrzeugen hinunter. Zweimal mußten sie im strömenden Regen anhalten, um die Straße freizumachen, ehe sie weiterfahren konnten. Sie brauchten fast eine Stunde für eine Fahrt, die normalerweise nicht länger als fünfzehn Minuten dauerte.
    Außerhalb von Treen rumpelten die Wagen über den holprigen Pfad zum Cribba Head. Etwa zwanzig Meter von dem Weg entfernt, der zur Penberth-Bucht hinunterführte, hielten sie an. Mark Penellin reichte Lynley vom Rücksitz einen Ölmantel, den er über seinen abgetragenen grauen Pullover zog.
    »Warte du lieber hier, St. James. Der Weg ist schlecht.«
    »Ich gehe mit, so weit ich kann.«
    Lynley nickte nur und stieß seine Tür auf. Sie stiegen aus. Sturm und Regen fielen über sie her. St. James brauchte sein ganzes Körpergewicht, um seine Tür zu schließen, nachdem Mark Penellin aus dem Wagen gesprungen war.
    »Mann!« schrie der Junge laut. »Das ist vielleicht ein Wetter!« Gemeinsam mit Lynley zog er Seile, Rettungswesten und Rettungsringe aus dem Kofferraum des Wagens.
    Der Fischer hatte die Scheinwerfer seines Austin eingeschaltet gelassen. Über der Schulter trug er eine Rolle Seil.
    »Sie ist unten in der Bucht«, schrie er, als sie sich näherten.
    »Ungefähr fünfzig Meter weit draußen. Auf den Felsen. Nase nach Nordosten. Rah und Mast sind so ziemlich hinüber.«
    Mühsam kämpften sie sich gegen den eiskalten Sturm bis zum Felsrand vor. Dort führte, glitschig und gefährlich infolge des Regens, ein schmaler, steiler Weg zur Bucht hinunter, in der die Lichter einiger kleiner Steinhäuser flimmerten, die direkt am Wasser standen. Es gab keine Möglichkeit, zu dem Boot hinauszugelangen. Selbst wenn ein kleines Skiff die Brandung hätte überwinden können, wäre es unweigerlich an den Felsen zerschellt, die der Daze zum Verhängnis geworden waren. Und hinter dem Riff türmten sich an einer felsigen Landzunge haushohe Wellen. Gischtfontänen erfüllten die Luft.
    »Ich schaff das nicht, Tommy«, rief St. James, als er den Pfad sah. »Ich warte hier oben.«
    Lynley hob nickend die Hand und begann den Abstieg. Die anderen folgten, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, während sie sich rechts und links an Felsvorsprüngen festhielten, um nicht ins Rutschen zu geraten.

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