04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit
bist du überhaupt in London?«
»W egen des Wetters«, parierte Damon ironisch. »B rauche ich etwa einen Grund? Vielleicht habe ich einfach beschlossen, mir ein paar Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Amerika war mir viel zu kleinbürgerlich. Hier dagegen wimmelt es nur so von Ablenkungen.«
»A blenkungen? Welcher Art?«, fragte ich ihn direkt.
Damon lächelte erneut und entblößte eine Reihe von strahlend weißen Zähnen. »D u weißt schon, jene Art von Ablenkungen, die Auslandsreisen eben so mit sich bringen: Man lernt neue Leute kennen, probiert neue Speisen…«
»U nd versucht sich vielleicht als Mörder?«, zischte ich leise, damit niemand sonst mich hören konnte.
Für einen Augenblick wirkte Damon verwirrt, dann stieß er ein hohles Lachen aus.
»O h, du meinst den Unsinn mit dem Ripper? Ich bitte dich. Kennst du mich nicht besser?«, fragte er, als er endlich wieder aufhörte zu lachen.
»I ch kenne dich gut genug«, antwortete ich mit zusammengebissenen Zähnen, »u m zu wissen, dass du es liebst, die Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen.«
Damon gähnte, als langweile ihn das Gespräch. »N un, dann weißt du ja auch, Bruder, dass ich Ratespielchen immer schon grauenhaft gefunden habe und Hysterie hasse. Ich würde viel diskreter töten.«
»A lso hast du in letzter Zeit niemanden getötet?«, fragte ich, und mein Blick huschte durch den Saal, um sicherzustellen, dass uns keiner belauschte. Aber die Gäste um uns herum waren viel zu beschäftigt mit Trinken und Lachen, um auf unser Gespräch zu achten.
»N atürlich nicht!«, gab Damon verärgert zurück. »D azu hätte ich gar keine Zeit, denn meine verruchte Bühnenschönheit braucht jede Menge Aufmerksamkeit. Aber ich kann dir versichern, es lohnt sich«, fügte er vielsagend hinzu.
»N a schön«, erwiderte ich, ohne auf seine Andeutung einzugehen. »A ber die Morde…«
»S cheinen von irgendeinem dummen Menschen begangen zu werden, den man früher oder später schnappen wird«, unterbrach Damon mich mit einem Achselzucken.
»N ein.« Ich schüttelte entschieden den Kopf, um ihm dann von meinem grauenhaften Erlebnis im Dutfield Park zu berichten, von der blutigen Nachricht: SALVATORE – ICH WERDE MEINE RACHE BEKOMMEN .
Damon zeigte sich allerdings völlig unbeeindruckt. »N a und?«, fragte er mit beinahe regloser Miene.
»B egreifst du denn nicht? Es könnte Lucius gewesen sein oder Klaus«, blaffte ich ihn aufgebracht an. »W er sonst verfasst Nachrichten aus Blut und kennt unseren Namen?«
Damons Augen weiteten sich leicht, allerdings nur für den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie wieder ihren typischen trägen Ausdruck annahmen. »D as ist alles?«, fragte er lässig. »A lso, dann könnte es wirklich jeder geschrieben haben. Ich hasse es zwar, dein Ego anzukratzen, Stefan, aber wir sind nicht die einzigen Salvatores auf der Welt. So könnte sogar der Name einer dieser Frauen aus Whitechapel lauten. Und natürlich hat der Verfasser, wer immer er ist, Blut benutzt. Tinte und Papier haben nun mal nicht den gleichen schrecklichen Effekt«, seufzte er und schaute zur Bar hinüber, wo Violet und Charlotte mit Champagnerflöten in der Hand kicherten.
»N un, wenn du nichts dagegen hast, brauche ich jetzt einen Drink. Komm mit, Bruder. Lass uns unser Wiedersehen feiern«, sagte er, während er sich einen Weg durch die Menge bahnte. Ich folgte ihm wütend. Er benahm sich, als hätte ich ihm gerade einen Witz erzählt. Kümmerte es ihn denn überhaupt nicht, dass wir möglicherweise erneut von Klaus und seinem Lakaien Lucius verfolgt wurden? Von den ersten, ursprünglichen, grausamsten Vampiren?
Anscheinend nicht. Gut gelaunt hielt Damon alle paar Schritte an, um sich in Seelenruhe seinen verschiedenen Bewunderern zu widmen: Tänzerinnern aus der Revue, einem kleinen Mann mit einem gewaltigen, weißen, buschigen Bart, der offenbar Kostümbildner war, und einem Herrn, der mit seiner breiten Brust, den goldenen Manschettenknöpfen und dem Zylinder wie einer der Produzenten des Ensembles wirkte. Ich nutzte die Chance und versuchte, ihm unverfängliche Fragen zu stellen, um herauszufinden, ob er irgendeine Verbindung zu Cora hatte. Allerdings merkte ich schnell, dass dieser Mann nicht derjenige war, den Eliza beschrieben hatte. Abgesehen von seinem dunklen Haar konnte ich auch keinerlei amerikanischen Akzent feststellen. Immerhin fiel mir während unseres Wegs durch die Menge eines auf: Wann immer Damon stehen blieb, lachte und lächelte
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