04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit
er, stieß mit diesem und jenem an und verteilte Komplimente. Eins musste ich ihm lassen– nach außen war mein Bruder ein perfekter Gentleman.
»S iehst du, wie gut ich mich benehme?«, fragte Damon, als wir endlich die Bar erreichten und zwei Gläser Champagner serviert bekamen.
»W ie ein Priester«, bestätigte ich. Es war seltsam, wieder mit Damon zusammen zu sein. Ein Teil von mir wollte immer noch, dass es so war wie damals, als Menschen, als wir immer vorausgesehen hatten, was der andere tun oder sagen würde. Der andere, klügere Teil von mir wusste, dass ich Damon als Vampir niemals vertrauen durfte– schließlich hatte er Callie getötet und er hätte auch die Sutherlands nicht ungeschoren gelassen, wenn Lucius ihm nicht zuvorgekommen wäre.
Und doch würde nichts davon die Rechnung begleichen, die seiner Meinung nach zwischen uns offen war. Schließlich war ich derjenige, der Damon zu dem letzten Schritt getrieben hatte, sich in einen Vampir zu verwandeln. Ich hatte ihn gezwungen, Blut zu trinken, hatte ihn gezwungen, bis in alle Ewigkeit zu leben. Und das würde er mir nie verzeihen– während ich sogar dazu bereit wäre, all seine Untaten aus meinem Geist zu löschen, wenn wir nur wieder echte Brüder sein könnten wie früher. Es war allzu schmerzhaft zu begreifen, dass das niemals geschehen würde. Während ich ständig Damons Stimme hörte, wie er mich seinen Bekannten als seinen »a lten Freund Stefan aus den Staaten« vorstellte, konnte ich nur gezwungen lächeln und nicken und mir wünschen, ich lebte in einer Welt, in der unsere Beziehung wirklich so einfach wäre.
»C harlotte war bezaubernd wie immer«, sagte eine fremde Männerstimme und ich schaute auf. Ein hochgewachsener, blonder Gentleman stand neben Damon. Er trug ein weißes Seidenhemd, das bis zum Hals zugeknöpft war, einen eleganten, schwarzen Überzieher und Schuhe aus italienischem Leder. Es war unmöglich, sein Alter zu schätzen– er konnte fünfundzwanzig aber auch fünfundvierzig sein.
»S amuel!«, rief Damon und klopfte dem Mann herzlich auf den Rücken. »D as ist Stefan, ein alter Freund.«
»G uten Abend«, sagte ich steif und neigte leicht den Kopf. Ich spürte, dass Samuel meine rauen Hände betrachtete, die von meiner harten körperlichen Arbeit rissig waren, ebenso wie die Bartstoppeln auf meinem Gesicht. Seit ich auf Abbott Manor arbeitete, hatte ich es mir abgewöhnt, mich täglich zu rasieren.
»W illkommen«, erwiderte Samuel sehr zögerlich. »J eder Freund von Damon ist auch ein Freund von mir.« Aber bevor er noch etwas hinzufügen konnte, kamen Charlotte und Violet auf uns zu, und Violet war sichtlich beschwipst.
»H eute ist der wunderbarste Tag meines Lebens!«, verkündete Violet und riss dabei ihre Champagnerflöte so heftig zu einem Toast nach oben, dass die Flüssigkeit in einem sternförmigen Muster auf ihr Abendkleid spritzte.
»K aum auszudenken, dass ich auch einmal so gewesen sein soll«, bemerkte Charlotte mit gespieltem Entsetzen. »I ch hoffe doch, Sie bringen sie nach Hause und lehren sie einige Regeln, wie man sich in feiner Gesellschaft benimmt«, fügte sie hinzu und sah mich vielsagend an.
»N un, bedauerlicherweise wird Violet nichts dergleichen von Stefan lernen, Liebling. Obwohl sie eine Menge Lektionen bekommen wird. Stefan liebt es, sich selbst reden zu hören. Mich jedenfalls hat er in der Vergangenheit zu Tode geredet.«
»I ch rede fast so gerne, wie Damon sich selbst zuhört«, entgegnete ich mit einer ärgerlichen Nuance in meinem scherzhaften Ton. Ich musste Violet dringend ins Hotel zurückbringen. Schließlich musste sie morgen Abend wieder im Pub arbeiten. Aber ich wusste, dass sie diese rauschende Party kaum freiwillig verlassen würde. Zumal wir Cora immer noch nicht gefunden hatten.
»N un, ich muss jetzt leider gehen, aber ich werde dich und Charlotte doch morgen im Garten von Grove House antreffen?«, fragte Samuel einen Moment später und sah Damon vielsagend an.
»N atürlich.« Damon nickte.
»Z wei Uhr? Es muss auf jeden Fall vor meinem Auftritt sein«, warf Charlotte ein.
»A lso dann, um zwei«, nickte Samuel bestätigend. »U nd Stefan? Möchten Sie und ihre Freundin vielleicht ebenfalls kommen? Es könnte amüsant werden«, bemerkte er trocken. Ich blinzelte ihn an und wurde das Gefühl nicht los, dass er mich mit seinen Worten beleidigte, ohne festmachen zu können, was genau daran so beleidigend sein sollte.
»T ja, wenn du erneut ein Fest
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