04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit
schrecklich falsch war. »S tefan… ich fühle mich nicht gut. Ich denke, ich brauche einen Arzt«, sagte sie, barg den Kopf in den Händen und wiegte sich stumm hin und her.
»K ommen Sie mit.« Ich zog Violet in meine Arme. Ich spürte das Zittern, das ihren Körper schüttelte, und sah die Tränen, die aus ihren Augen quollen. Ich wusste, dass sie verwirrt und orientierungslos war, und dieser schmutzige Kai war bestimmt nicht der richtige Ort, um ihr zu erklären, was mit ihr geschah.
Ich führte sie zu dem Boot, das am Kai lag, und ließ sie einsteigen. Sanft drückte ich sie zu Boden. Sie blinzelte einige Male und seufzte bebend.
»B in ich tot?«, fragte sie und streckte die Hand nach meiner aus. Ich schloss meine Finger um ihre. Ich versuchte, mich an meinen eigenen Tod zu erinnern. Damals hatte ich mich ebenfalls umnebelt und verwirrt gefühlt und war noch dazu von Schuldgefühlen und Trauer geplagt gewesen, weil ich Katherine verloren hatte. Doch dann, nach der vollendeten Verwandlung, hatte ich das Gefühl gehabt, stark zu sein. Meine Sinne hatten sich geschärft. Und ich hatte gewusst, dass ich kein Mensch mehr war.
»J a«, bestätigte ich. »S ie sind tot.«
Violet ließ sich auf den Rücken fallen und schloss die Augen.
»E s tut so weh«, wimmerte sie, während sie sich erschöpft an die Seite des Bootes lehnte. Ihr Körper konnte die Verwandlung kaum verkraften.
Ich spürte kalten Zorn in mir aufwallen. Dafür würde Damon bezahlen müssen. Im Boot lag ein Stück Segeltuch, das ich nun wie eine Decke über Violet zog. Sie war in einen unruhigen Schlaf gesunken und ich wusste, dass sie nicht die Stärke haben würde, wegzulaufen. Sie seufzte und kuschelte sich in die Decke, während ich aus dem Boot sprang und zur Party zurückstürmte.
Sobald ich wieder in dem überfüllten Lagerhaus war, konnte ich die Stimme meines Bruders aus dem fröhlichen Lärm der Gäste heraushören; er lachte und spottete über die lächerliche Expedition, die Lord Ainsley in Indien plante. Ohne mich länger um die Menge um mich herum zu scheren, war ich in Vampirgeschwindigkeit bei ihm. Zusammen mit Samuel und Henry schien er in bester Stimmung. Cora hing an seinen Lippen.
»S ie sollten ebenfalls nach Indien gehen, Damon. Sie beklagen sich doch immer darüber, dass Sie genug von der Londoner Gesellschaft haben«, sagte Henry und prostete Damon mit seiner Champagnerflöte zu. »V ielleicht würde Ihnen ein Abenteuer gut tun.«
»J a, Sie könnten Ihr Glück als Schlangenbeschwörer versuchen«, schlug Samuel vor. »I mmerhin haben Sie Ihr Talent als Frauenbeschwörer bereits bewiesen.«
Damon lachte geschmeichelt. Meine Wut kochte über. Wie konnte er es wagen, völlig unbeschwert zu plaudern und zu scherzen, nur wenige Minuten, nachdem er Violet getötet und sie auf den Weg der ewigen Verdammnis geschickt hatte.
»D u«, knurrte ich, packte meinen Bruder am Arm und zog ihn aus dem Lagerhaus hinaus, bis zur Gasse, die zu dem Hafenbecken hinunterführte. Sie war verlassen, nur ein einzelner Obdachloser schlief in einer Ecke.
»A h, ein Gespräch im Mondenschein am Wasser. Wie malerisch. Und was genau ist der besondere Anlass?«, fragte Damon und zog ironisch eine dunkle Augenbraue hoch.
Er widerte mich an. Ich hasste alles an ihm. Ich hasste den übertriebenen Südstaaten-Akzent, den er in meiner Gegenwart annahm, als wolle er unsere kultivierte Erziehung verspotten, ich hasste seine Scherze und seine Art, sich ständig über alles lustig zu machen, das menschliche Leben eingeschlossen.
»F ür mich bist du tot«, knurrte ich, packte ihn am Kragen und warf ihn mit aller Kraft an die gegenüberliegende Hauswand. Sein Schädel krachte gegen den Stein; ein befriedigendes Geräusch in meinen Ohren. Er sackte wie eine Stoffpuppe zusammen. Doch schon im nächsten Moment rappelte er sich wieder auf. Seine Augen blitzten in der Dunkelheit. Er machte einen schnellen Schritt auf mich zu, dann hielt er inne und lachte leise.
»D a hat wohl jemand seine Stärke wiedergefunden«, bemerkte er, während er sich die Schläfe rieb. Die Wunde hatte sich bereits fast wieder geschlossen und so war nichts als glattes, bleiches Fleisch zu sehen. »W arum so aufgeregt? Hast du etwa den Mörder nicht gefunden, nach dem du so angestrengt gesucht hast?«, spottete Damon mit leiser Stimme.
»H ör auf mit deinen Spielchen. Du bist der Mörder!«, zischte ich. Zorn brodelte in meinen Adern. Ich wollte ihm wehtun. Aber das Problem war,
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