0400 - Todeszone Silbermond
geben.
Sid Amos.
Er hatte sie alle lange in Sicherheit zu wiegen versucht. Er hatte schließlich den großen Schlag geführt. Merlin verschwinden lassen, vielleicht sogar vernichtet, und mit ihm Zamorra, Nicole und die Druiden!
Und jetzt ging das Aufräumen weiter. Der Abtrünnige Wang Lee, ein hübsches Geschenk an die Hölle!
Alle die, die Amos nicht getraut hatten, hatten recht behalten. Nur Zamorra, dieser vertrauensselige Narr, hatte die Schlange lange an seinem Busen genährt und ständig für Sid Amos gesprochen.
Bezeichnend war, daß Amos sich jetzt nicht einmal sehen ließ, um die Skelett-Krieger hinauszuwerfen und niederzukämpfen. Er hätte die Möglichkeiten dazu gehabt, dessen war Wang sicher. Aber er tat nichts. Er sah nur von irgendwoher zu.
Die Wut über diesen Verrat ließ Wang Lee noch wilder und schneller kämpfen als sonst. Sie schwangen ihre Waffen gegen den Mongolen.
Mehr und mehr mußte er sie abwehren, statt anzugreifen. Er hatte sie anfangs überrascht und deshalb ein Dutzend von ihnen innerhalb weniger Sekunden erlösen können. Aber sie waren Krieger, die das Kämpfen gelernt hatten. Die Untoten überwanden ihre Überraschung schnell.
Sie bedrängten den Mongolen allein durch ihre Übermacht.
Und schließlich knüppelten sie ihn nieder. Aus mehreren Wunden blutend, brach er in die Knie, und den letzten Schlag konnte er nicht mehr aufhalten. Es wurde schwarz vor seinen Augen.
Er konnte nur hoffen, daß es Saranow und vor allem Su Ling gelungen war, zu entfliehen…
***
Zamorra öffnete die Augen. Sofort schloß er sie wieder. Der Eindruck, den er mit in die Besinnungslosigkeit genommen hatte, war wieder da: dieses große, hungrige Auge, so gewaltig wie ein Suppenteller.
»Warum bin ich nicht tot?« murmelte er. Wie prachtvoll es in seinen Ohren hallte! Er öffnete die Augen wieder. Schlieren zogen sich durch sein Blickfeld, trübten die Sicht etwas, aber trotzdem konnte er erkennen, daß es da noch ein paar Augen mehr gab. Insgesamt sieben Stück, von denen sechs kreisförmig um das siebte herum angeordnet waren.
Der Kopf, überaus gigantisch, war annähernd rund und wies unter dem Augenkreis einen mächtigen Schnabel auf. Direkt unter dem Kopf begann das Körperstück, aus dem Krakenarme wuchsen. Sie waren hier, direkt am Körper, meterdick, und sie mußten wenigstens dreißig Meter lang sein, wenn nicht noch mehr. Zamorra sah die riesigen Saugnäpfe, und ihn schauderte.
Das Krakenungeheuer hatte ihn nicht gefressen! Aber warum hatte es ihn dann zu sich geholt? Er konnte sich frei bewegen! Die Tentakel umschlangen ihn nicht mehr. Und – er konnte atmen!
Das war das Unglaubliche! Dabei spürte er bei jeder Bewegung, daß er sich unter Wasser befand. Es war dämmerig hier unten, Fischschwärme zogen im Hintergrund vorbei. Überall war Wasser. Und dennoch starb er nicht, sondern konnte atmen! Wie war das möglich?
Eine Halluzination? War er doch gestorben, und seinem Geistbewußtsein wurde etwas vorgegaukelt? War dies eine Jenseitssphäre?
Ich habe deine Atmung umgestellt, als ich erkannte, daß du wie die anderen hier nicht atmen kannst, vernahm er eine lautlose Stimme, die unmittelbar in seinem Kopf entstand.
»Du?« stieß er hervor. Wie das funktionierte, daß er laut sprechen konnte, ohne Atemluft an seinen Stimmritzen vorbei zu bewegen, begriff er auch nicht.
Ich. Ich wollte dich mir ansehen und entscheiden, ob wir zusammenarbeiten können, teilte ihm der siebenäugige Krake mit. Jetzt erkannte Zamorra auch, daß das Biest sieben Fangarme besaß.
Sieben… die Zahl der Druiden… ?
»Wer bist du?« fragte er erregt. »Und wie hast du – äh – meine Atmung umgestellt, wie du es nennst?«
Ich bin Namenlos. Du kannst mir einen Namen geben, wenn dir danach ist. Die Umstellung erfolgte durch meine Kraft. Sie läßt sich wieder rückgängig machen, falls es das ist, was dir Sorgen macht.
Aber wie ist das möglich, fragte sich Zamorra, Freund Namenlos kann doch nicht so einfach meine Lungen zu Kiemen umgebaut haben… ich bin doch kein Fisch…
Du willst etwas denken und eine Frage formulieren, aber du verbirgst deine Gedanken durch eine Sperre vor mir, teilte der Krake ihm mit.
Warum? Du solltest mir Vertrauen entgegen bringen.
Zamorra lachte bitter auf. »Vertrauen? Ich kenne dich nicht. Du hast mich angegriffen und gewaltsam hierher gebracht. Du hast etwas in mir umgewandelt, ohne mich um meine Erlaubnis zu fragen… da soll ich Vertrauen zu dir haben? Ich
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