0400 - Todeszone Silbermond
an.
»Roboter?« wiederholte sie. »Was soll das bedeuten?«
»Roboter, die wie Menschen, wie Druiden, aussehen«, murmelte Gryf.
»Das… das wird mir unheimlich. Das hat es auf dem Silbermond nie gegeben. Roboter-Druiden… und das ist auch völlig unmöglich, widernatürlich!«
Er betonte das letzte Wort. Nicole begriff, was er damit meinte. Die Druiden hatten schon immer in einer ganz besonderen Symbiose mit der Natur gelebt, ganz gleich, ob es sich um Druiden vom Silbermond handelte oder um Kulte, die sich auf der Erde entwickelt hatten, möglicherweise in Anlehnung an die Silbermond-Leute. Sie besaßen zwar Technik, die aber grundsätzlich mit der Natur harmonierte und nicht zerstörerisch auf sie wirken konnte. Sie basierte auf magischen und psychischen Energien.
Roboter gehörten garantiert nicht dazu. Wenn die Druiden Hilfe benötigten, die ihnen Arbeiten abnahm oder erleichterte, standen ihnen ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung als Roboter zu konstruieren. Die Transport-Vögel, die eigens gezüchtet worden waren, waren nur eines dieser Beispiele.
Gryf senkte den Kopf.
»Ich fürchte, wir sind in einer Epoche gestrandet, in der wir nichts mehr tun können«, befürchtete er. »Ich hatte gehofft, wir könnten dem Bösen wenigstens das Handwerk legen, es aufhalten und Rettungsversuche einleiten. Aber was hier geschieht… es ist schon zu spät. Wer immer nach Silbermond undWunderwelten greift, er hat zumindest dieWelt der Druiden bereits unter seiner Kontrolle. Es würde einen Aufstand geben, wenn jemand Roboter in dieser Art hier einzuführen versuchte. Nein, der Gegner ist schon da, ist schon etabliert. Und dagegen kommen wir nicht mehr an.«
»Du gibst zu schnell auf, Gryf«, hielt Nicole ihm vor.
Er schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Aber ich sehe, wo ein Krieg verloren ist. Nicole, wir werden nicht einmal mehr von hier fort kommen. Sie lassen es nicht zu. Was sie hier tun, ist eine einzige große Farce. Ein Schauspiel für die breite Masse. Für diejenigen, die noch nicht von Robotern ersetzt worden sind. Sie werden in Sicherheit gewiegt. Die Herren des Silbermondes sind längst diese… Maschinen!«
Er kauerte sich in einen Winkel des Raumes. Er dachte an früher.
Wie hatte es zu einer solchen Entwicklung kommen können? Wie hatte man Roboter unbemerkt einschleusen können? Der Kodex verlangte zwar, daß nicht einer mutwillig die Gedanken des anderen las, aber das hatte Gryf ja nicht einmal getan. Er hatte nur an der fehlenden Aura der drei Roboter erkannt, daß sie nicht menschlich waren. Daß ihnen das Leben fehlte, das Bewußtsein. Aber das mußte doch auch anderen auffallen! Warum hatten sie nichts unternommen?
»Wir müssen etwas tun«, drängte Nicole. »Wir müssen unbedingt hier raus.«
»Kannst du mir auch sagen, wie?« fragte Gryf mutlos. »Mit der Para- Kraft geht nichts, und mit Werkzeugen lassen sich diese Organhäuser nicht öffnen – dabei haben wir nicht einmal Werkzeuge.«
»Sie holen uns einzeln zum Verhör«, sagte Nicole. »Wenn sie mit Merlin fertig sind, werden sie den nächsten, holen. Dich oder mich. Egal, wen sie sehen wollen – wir müssen handeln. Sie überwältigen und so in Freiheit kommen. Sobald die Tür sich wieder öffnet, greifen wir an. Sind wir erst einmal draußen, sieht alles ganz anders aus, verstehst du?«
»Du bist recht optimistisch«, sagte Gryf.
»Nur so kann man gewinnen. Und ich habe keine Lust, diesmal zu verlieren. Ich setze auf deine Unterstürzung, Gryf.«
Er zuckte mit den Schultern. »Es kann zumindest nicht schaden«, sagte er. »Du kennst die Geschichte von den zehn kleinen Negerlein, ja?«
Nicole nickte. Und sie dachte an Merlin.
Wenn es so war, wie Gryf behauptete – wenn das alles nur noch ein Schauspiel war, würden sie Merlin dann überhaupt noch lebend wiedersehen?
Sie konnten nur hoffen.
***
Zorn hatte Wang Lee Chan gepackt. Caermardhin sicher! Wenn es so sicher war, warum konnten dann Leonardos Skelett-Krieger hier eindringen?
Das war seines Wissens nur möglich, wenn jemand ihnen das Tor geöffnet hatte. Nicht einmal die DYNASTIE DER EWIGEN hatte es fertiggebracht, hier einzudringen. Gut, es gab zwar einige wenige Mittel und Wege, aber jene, denen sie zur Verfügung standen, würden diese Mittel kaum einsetzen, nur um einen Abtrünnigen zurückzuholen. Außerdem stand Leonardo deMontagne dieser Weg nicht zur Verfügung.
Es konnte sich also nur um Verrat handeln, und es konnte auch nur einen Verräter
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