0401 - Die Druiden-Falle
greifen, der sich uns bietet. Und das hier ist schon mehr als ein Strohhalm, das ist der rettende Ast.«
»Der hoffentlich nicht so morsch ist, daß er schon beim Betrachten abbricht«, wandte Nicole ein. »Ich sage dir, sie wollen uns umbringen.«
»Unmöglich«, protestierte Teri. »Druiden sind keine Mörder!«
»Und wenn sie nicht einmal wissen, daß sie morden? Wenn sie im besten Glauben handeln und nur einer davon weiß, was wirklich geschehen war? Die Hohe Lady wollte Merlin enthaupten, wollte uns alle töten! Sie suggerierte allen anderen, wir wären der böse Gegner, den sie selbst eigentlich darstellte. Und alle glaubten ihr. Keiner rührte auch nur eine Hand, um Merlins geplante Hinrichtung zu verhindern!«
»Vielleicht handelt auch Ivetac im besten Glauben. Er kann doch gar nicht wissen, daß es den Silbermond in der Zukunft, in unserer Zeit, nicht mehr gibt. Woher sollte er auch? Wenn er es wüßte, wüßten es auch andere und hätten längst versucht, den Lauf der Dinge zu verhindern, die angreifenden MÄCHTIGEN zurückzuschlagen. Aber die haben das System der Wunderwelten irgendwann stillschweigend einkassiert…«
»Ihr könntet Ivetac einfach fragen, wenn er wieder auftaucht«, schlug Merlin vor.
»Ob er weiß, daß der Silbermond vernichtet wird?« Nicole schüttelte den Kopf. »So leichtsinnig bin ich nicht, ist hoffentlich keiner von uns! Himmel, schon die leiseste Andeutung könnte Veränderungen bewirken, die wir nie mehr unter Kontrolle bekommen. So leid es mir um die Wunderwelten und die Druiden tut…«
»Du verstehst mich nicht«, sagte Merlin. »Ihr sollt ihn einfach fragen, ob der Zeitsprung uns auch auf unsere Welt bringt. Verneint er das mit Bestimmtheit, ist die Sache faul.«
»Das ist ein annehmbarer Vorschlag«, sagte Teri. »Ich werde mich mal auf die Suche nach diesem Ivetac machen. Schade, daß ich mir sein Bewußtseinsmuster nicht eingeprägt habe. Dann könnte ich ihn sofort ausfindig machen und ihn per zeitlosem Sprung erreichen. Ich hätte daran denken sollen.«
»Erfahrung macht klug«, spöttelte Merlin.
Teri öffnete die Wand-Tür. Sie trat halb nach draußen.
In diesem Moment stellten sich ihr die beiden Frauen in den weißen Overalls in den Weg. Sie hatten draußen vor dem Organhaus gewartet.
Wachposten!
Schweigend streckten sie Teri die Hände entgegen.
Die Bedeutung dieser Geste war klar.
Sie sollte das Organhaus nicht verlassen!
Sie waren wieder das, was sie schon einmal gewesen waren: Gefangene!
***
Gryf war in seine Betrachtungen versunken. Er versuchte anhand der Stellung von Sonne und Wunderwelt und anhand seiner geographischen Kenntnisse herauszufinden, wieviel Zeit verstrichen war und wo etwa sie sich befanden. Halbwegs hatte er die Sache schon eingekreist. Wenn ihn nicht alles täuschte, dann konnten sie nicht lange ohne Besinnung gewesen sein, und er hatte auch eine ungefähre Ahnung, in welchem der wenigen und kleinen Gebirge sie sich befanden.
Abrupt wurde er aufgeschreckt.
Er hörte einen dumpfen Schrei. Leise, gedämpft, wie aus weiter Ferne… nein, wie unter einer dicken Decke hervor…
Wie aus einem Organhaus!
»Gryf, verdammt«, hörte er die Stimme. »Hilf mir! Schnell! Hörst du mich denn nicht?!«
Es war Zamorras Stimme. Wem sollte sie auch sonst gehören? Es befand sich ja kein anderer hier…
Gryf starrte das Organhaus an. Es war ihm, als veränderte es sich. Die uralte, vergilbte und verschrumpelte Außenhaut war noch schrumpeliger geworden als vorher. Und dann endlich begriff der Druide, was geschah. Das Haus schrumpfte rapide!
Er lief darauf zu. »He, bist du da drin?« schrie er.
»Endlich!« hörte er Zamorras Stimme. »Ich dachte, du wärst eingeschlafen oder taub geworden! Hilf mir! Dieses verdammte Haus will mich erdrücken!«
»Komm doch heraus«, rief der Druide.
»Kann ich nicht! Es widersetzt sich, gehorcht nicht! Mach schnell. Ich habe nicht mehr viel Platz!« schrie Zamorra drinnen.
Gryf schüttelte den Kopf. Er begriff das nicht. Er hatte noch nie davon gehört, daß ein Organhaus versuchte, die darin befindlichen Personen zu ermorden. Er hatte aber auch noch nie davon gehört, daß ein Organhaus schrumpfte. Gut, die Innenräume konnten flexibel gestaltet werden, und es gab auch die Möglichkeit, ein Haus abzusichern, indem man es nur seinem Besitzer gehorchen ließ. Aber das hier war ein reales Schrumpfen. Das Haus wurde immer kleiner.
Gryf versuchte jetzt, es von außen zu öffnen. Er sandte starke
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