0403 - Baals Opferdolch
schon Mühe, sich mit beiden Händen im weichen Sand abzustützen.
Noch lag der Dolch ruhig in der Hand des Zombies. Nichts flimmerte dort, seine Umrisse schauten klar und gestochen scharf aus Akims Faust.
Und plötzlich bewegte er seine Rechte. Der Dolch machte diese Bewegung mit. Vor Sukos Augen schien er zu explodieren. Der Chinese schrie unwillkürlich, er dachte an den Tod, der so dicht vor ihm stand, und er spürte dieses Brennen, das über sein Gesicht glitt, es aber nicht zerstörte.
Er starrte auf den grünen Lichtteppich, den der Dolch verbreitete und der sich so schnell, wie er entstanden war, wieder zurückzog.
»Eine kleine Warnung, ein Zeichen!« flüsterte Samaran. »Ich werde erst zuschauen, wie euch die Kraft des Opferdolchs die Seele aus dem Körper reißt.«
Suko hörte nicht mehr hin. Er versuchte, seine Kräfte zu sammeln und die Schlappheit der Glieder zu überwinden. Das Gleiche probierte auch Yakup Yalcinkaya, aber ihn hatte es ebenso hart erwischt wie den Inspektor. Beide waren sie nicht in der Lage, etwas gegen dieses verfluchte Grauen zu unternehmen.
Und Samaran ging weiter vor.
Grinsend wie ein Teufel. Siegessicher. Ihm konnte keiner den großen Triumph mehr nehmen. Suko hatte das Gefühl, als suchte er bereits eine Stelle in seinem Körper, wo er die gefährliche Klinge versenken konnte.
Akim Samaran hob die Hand.
Konzentration.
Samarans Züge blieben starr, in den Augen lag ein rötliches Glimmen, das sich ebenfalls unter der dünnen Gesichtshaut abzeichnete.
Suko gelangte immer mehr zu der Überzeugung, es hier nicht mehr mit einem Menschen zu tun zu haben. Nein, das war schon ein verdammter Dämon.
Und er wollte den absoluten Sieg.
Deshalb hob er den rechten Arm an, drehte die Hand so, dass die Klingenspitze auf Suko zeigte, wollte noch etwas sagen, vielleicht ein Todesurteil sprechen, als er plötzlich zurückging.
Den ersten Schritt, den zweiten. Erst dann blieb er stehen, drehte den Kopf und schaute gegen den dunklen Himmel, als könnte er aus dem Funkeln der Sterne etwas ablesen.
Dann öffnete er den Mund. Der Arm raste nach unten. Aus dem Dolch schoss grünes Feuer, das in den Sand stieß, diesen sogar schmolz und eine gläserne Masse hinterließ.
Eine Geste der Wut, des Zorns und vielleicht des Hasses war dies gewesen.
So jedenfalls interpretierte es Suko. Aber er wurde in der folgenden Sekunde noch einmal überrascht, denn Samaran brüllte einen auch Suko bekannten Namen.
»Kamikaze!«
***
Dieser mörderische Ruf hallte über den Strand und das Wasser, bevor er irgendwo in der Ferne verklang oder vom Rauschen der Wellen geschluckt wurde.
Und noch einmal drang der Name des Leibwächters über die Lippen Akim Samarans.
»Kamikaze! Was hast du getan? Was tut man dir an? Ich spüre dich. Ich spüre deine Angst. Ich…«
Suko hatte sein eigenes Schicksal vergessen. Ihn interessierte jetzt nur noch die Reaktion des vor ihm stehenden Akim Samaran, die sich von einer Sekunde zur anderen so radikal verändert hatte. Aus ihm war ein ganz anderer Mensch geworden, er hatte sich um hundertachtzig Grad gedreht, und Suko, dessen Gedächtnis bei der Attacke nicht gelitten hatte, glaubte plötzlich daran, dass sich das Schicksal zu seinen Gunsten ändern konnte. Irgendwo war etwas eingetreten, von dem sie zwar nur unmittelbar betroffen waren, das sich aber auf sie auswirkte.
Der Hoffnungsfunke wurde allmählich zu einer kleinen Flamme, die sich weiter vergrößerte, als Suko Akim Samarans Reaktion beobachtete.
Er ging mal nach rechts, dann die Distanz zurück, schüttelte den Kopf und kümmerte sich einen Dreck um die beiden Männer, die er noch vor wenigen Sekunden hatte töten wollen.
Er war mit sich selbst beschäftigt, führte Selbstgespräche, manchmal schrie er auch oder stöhnte, dann schüttelte er wieder den Kopf, und Suko glaubte außer dem Namen Kamikaze noch einen anderen aus dem Gemurmel herauszuhören.
John Sinclair!
Ja, er hatte sich nicht getäuscht, denn Samaran wiederholte diesen Namen.
»John Sinclair!« keifte er plötzlich. »Hundesohn, verfluchter. Ich kriege dich. Ich werde…« Er verschluckte sich an seinen eigenen Worten. »Ja, ich werde dich vernichten. Ich tue dir jetzt den Gefallen. Kamikaze muss leben, aber ich werde euch alle holen. Alleeee!« brüllte er und fuhr zu Suko herum.
Der erschrak.
Samarans Gesicht glich einer glühenden Ofenplatte. Die Augen funkelten rot. Giftgrün leuchtete die Klinge des Opferdolchs, die Zähne hatte er
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