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0405 - Mit Blut geschrieben

0405 - Mit Blut geschrieben

Titel: 0405 - Mit Blut geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich nicht?«
    »Du meinst eine Falle.«
    »Genau.«
    Ich winkte ab. »Daran glaube ich nicht. Außerdem würde Wladimir Golenkow so etwas wohl kaum tun.«
    »Ja, ja, das würde er bestimmt nicht«, erwiderte Suko in einem Tonfall, der seine Antwort als glattes Gegenteil hinstellte.
    ***
    Auch Wladimir Golenkow hatte aufgelegt, und er schwitzte noch mehr als ich im fernen London. Es lag nicht an der bulligen und trockenen Heizungsluft, sondern an etwas anderem. Er brauchte nur den Kopf zu drehen und in das bläulich grau schimmernde Mongolengesicht des Uniformierten zu blicken, um zu wissen, dass er John Sinclair und seine Freunde verraten hatte. Er hätte sie warnen sollen, aber war in diesen Augenblicken nicht so mutig gewesen, und das wurmte ihn.
    Der Mongole rieb seine Stummelfinger. Er hatte die Mütze abgenommen. Dadurch wirkte sein Kopf noch flacher. Er sah aus wie ein Ei, bei dem man die obere Spitze ein wenig platt geklopft hatte.
    »Hervorragend gemacht, Genosse Golenkow, hervorragend.«
    »Ich weiß, Oberst.«
    »Das wird Ihnen Pluspunkte in der Akte geben und so manchen Minuspunkt wieder wettmachen.«
    »Minuspunkt?«
    »Ja, Sie haben sich manchmal zu westlich benommen.«
    »Wie unsere hohen Funktionäre auf ihren Landsitzen – oder?«
    »Darum haben Sie sich nicht zu kümmern, Genosse Golenkow.«
    »Es fiel mir nur eben ein.«
    »Und ich habe es vergessen.«
    Ist mir doch egal, du Scheißkerl , dachte Golenkow und ärgerte sich darüber, dass ausgerechnet bei diesem Gespräch einer der hohen Ausbildungsoffiziere des KGB anwesend war. Dieser Oberst Tschigin stammte noch aus der Breschnew-Ära und hatte die große Säuberungsaktion des jetzigen Vorsitzenden Gorbatschow seltsamerweise überstanden. Wahrscheinlich durch Beziehungen. Wladimir brauchte nur das Wodkaverbot zu nehmen, das der große Vorsitzende ausgesprochen hatte. Was hatte Tschigin früher gesoffen!
    Heute wollte er davon nichts mehr wissen, gab sich edel, rein und tat so, als würde er den Wodka verabscheuen.
    Und wie er grinste. So breit und satt. Dabei rieb er noch immer die Hände. »Sie werden alles so machen, wie wir beide es besprochen haben, Genosse. Sie holen die drei am Flughafen ab und fahren mit ihnen zum Kloster. Verstanden?«
    »Sicher.«
    »Das andere überlassen Sie uns.«
    »Und was wäre das?«, fragte Wladimir.
    Der Oberst, dessen Uniformstoff hinter den vielen Orden kaum zu erkennen war, schüttelte den Kopf. »Man darf nie etwas zu früh verraten, Genosse. Das wissen Sie doch.«
    »Ja.«
    »Dann sehen wir uns am Kloster.« Tschigin blickte seinen Untergebenen noch kurz an, machte kehrt und verließ mit zackigen Schritten das Büro. Wladimir Golenkow aber fühlte sich schlecht, mies und kam sich vor wie ein Verräter. Am liebsten hätte er mit London telefoniert und John Sinclair gewarnt, aber die Gespräche wurden abgehört, und so musste er es darauf ankommen lassen.
    Es war der reine Zufall gewesen, dass er sich überhaupt in Moskau befand. Eigentlich hätte er schon zum Schwarzen Meer starten sollen, um dort einen Wissenschaftler zu überwachen, aber er hatte den letzten Bericht noch schreiben müssen und war dadurch aufgehalten worden.
    Das rächte sich nun.
    Keine Sekunde länger hielt es ihn in diesem Bau. Er wollte und musste raus, auch wenn es verdammt kalt geworden war. Den Flugplan hatte er im Kopf. Er würde in der Nacht noch nach Leningrad starten, aber zuvor brauchte er frische Luft.
    Die Wachen grüßten ihn. Am Ausgang musste er sich legitimieren, dann hatte er freie Bahn.
    Er wollte zu Fuß gehen und sich anschließend ein Taxi nehmen.
    Das klappte in der Nacht besser als tagsüber.
    Bevor er ging, warf er noch einen langen Blick an der Fassade des wuchtigen Hauses hoch, wo der KGB seinen Sitz hatte. Es waren noch zahlreiche Fenster erleuchtet. Besonders hell kam ihm das Licht hinter einer Scheibe im dritten Stock vor. Dort hatte Oberst Tschigin sein Büro. Er stand am Fenster und schaute hinaus.
    »Du kotzt mich an, du Fossil!«, keuchte Wladimir und ballte seine rechte Hand zur Faust. Fast fluchtartig lief er weiter. Sein Ziel lag ungefähr einen Kilometer entfernt. Es war eine Kneipe. Niemand wusste dort, welchem Job er tatsächlich nachging. Er hatte den Stammgästen und dem Wirt erklärt, dass er als Ingenieur für eine Stahlfirma arbeitete und oft auf Montage geschickt wurde.
    Das Lokal lag in einem Keller. Um den Eingang zu erreichen, musste der Gast eine geschwungene Treppe hinter sich

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