0409 - Raissas Raubtier-Horror
erreichen in der folgenden Nacht unser Ziel. Bis dahin musst du dich gedulden, versprichst du mir das?«
»Ja.«
»Dann werden wir jetzt fahren.«
Raissa schaute sich um. Sie und der Alte hatten sich einen Flecken Erde ausgesucht, der ziemlich versteckt lag. Es war eine weite Mulde, umgeben von Bäumen, die so dicht standen, dass sie sogar einen Sichtschutz bilden konnten.
Selbst das Feuer war nicht so ohne weiteres zu erkennen gewesen, und das alles gefiel ihr sehr. Raissa selbst brauchte keinerlei Entscheidungen zu treffen. Sie konnte sich voll und ganz auf den Alten verlassen. Das war bisher so gewesen, doch nun war sie persönlich angegriffen worden, und da wollte sie gegen angehen.
»Es ist eine Gefahr da!« flüsterte sie. »Ich spüre sie. Die Gefahr lauert im Hintergrund, aber sie schiebt sich immer weiter nach vom. Hast du nicht auch das Gefühl, Krull?«
»Wenn, dann dränge ich es zurück.«
»Das solltest du nicht machen. Ich habe es erlebt, als ich den Zweiten töten ließ. Meine Tiere haben es mir übermittelt.« Sie beugte sich vor. Die Flammen streiften ihr Gesicht und zeichneten ein Muster auf die Haut, sodass Raissas Aussehen einen dämonischen Touch bekam. »Ich weiß es genau, mein Lieber. Es sind zwei Männer erschienen, vor denen ich Angst habe. Sie besitzen starke Waffen. Waffen, wie sie andere Menschen nicht haben, und sie werden sie auch einsetzen. Es sind nicht unsere Freunde, Krull, das habe ich längst festgestellt.«
Der Alte nickte bedächtig. »Ja, ich weiß es.«
Raissa war erstaunt. »Und du hast mir nichts davon gesagt?« beschwerte sie sich.
»Nein, du solltest es selbst merken.«
»Dann kennst du diese Feinde?«
Er hob die Arme. »Was heißt kennen? Ich weiß, dass es auch bei den Menschen gewisse Unterschiede gibt. Die meisten wissen nichts. Sie sind Ignoranten, aber einige wenige kennen die Gesetze der Magie. Sie wissen, dass es ferne und versunkene Welten gibt. Sie gehen den Spuren nach, um diese Welten zu finden. Oft genug haben sie auch Glück dabei.«
»Und zu diesen gehören auch die Männer?« fragte Raissa.
»Ja.«
»Dann wissen sie von Aibon?«
»Ich glaube es.«
»Auch von dem Kometen?«
»Gehört haben sie bestimmt von ihm,« gab Krull flüsternd zurück. »Ob sie aber Zusammenhänge erkennen werden, ist fraglich. Ich aber möchte, dass wir uns auf den Weg machen. Bei Anbruch der Dunkelheit will ich das Ziel erreicht haben. Du weißt selbst, dass es nicht einfach ist und wir noch viele Schwierigkeiten haben können, aber daran sollst du nicht denken. Ich führe dich hin, denn nur für die folgende Nacht habe ich gelebt. Sie soll der Höhepunkt in meinem Dasein werden.«
Es waren die letzten Worte, die Krull gesprochen hatte. Mit einer nahezu abrupten Bewegung stand er auf und drehte sich um. Er ging auf das Führerhaus des Trucks zu, öffnete die Tür, stieg ein und ließ den Motor an. Raissa folgte ihm langsamer. Sie dachte über die gehörten Worte nach. Bisher hatte sie stets vollstes Vertrauen zu ihrem Mentor gehabt, doch das war jetzt leicht gestört.
Irgendetwas braute sich da zusammen. Zum ersten Mal seit langer Zeit verspürte sie so etwas wie Angst.
***
Irgendwo in England.
Es war ein geheimnisvoller Platz, herrlich gelegen, umgeben von einem waldreichen Gelände und durchzogen von einem Bach, dessen schmales Bett mit kristallklarem Wasser gefüllt war.
Dieser Ort blieb den Blicken der Menschen verborgen, weil über ihm eine magische Schutzzone lag. Selbst die Freunde der Personen, die den Ort bewohnten, hatten ihn zwar zu Gesicht bekommen, aber sie kannten nichts über seine Lage.
Dabei gehörte er zu den Flecken, wo sich die Magie noch erhalten und auch konzentriert hatte.
Sein Name war die flaming stones .
Übersetzt hieß es die Flammenden Steine, und das traf zu, denn hin und wieder glühten die Steine auf, als wären sie mit einem Feuer gefüllt worden.
Drei Personen bewohnten das kleine Gebiet.
Wesen, die sehr alt waren, aber trotzdem als alterslos eingestuft werden konnten.
Zwei männliche Gestalten und eine Frau.
Myxin, Kara und der Eiserne Engel!
Ein Magier, die Schöne aus dem Totenreich und der Eiserne Engel, eine Mythenfigur aus dem alten Atlantis. Alle drei waren mit diesem versunkenen Kontinent noch heute stark verflochten. Sie glaubten an seine Magie und hatten immer wieder erleben müssen, dass diese auch in die Gegenwart hineinschlug. Atlantis war da, es lebte, obwohl es längst von den gewaltigen Wassermassen
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