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0411 - Brennpunkt Mimas

Titel: 0411 - Brennpunkt Mimas
Autoren: Unbekannt
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glühender Gase und Schrottfetzen verwandelt wurde. Dieser Flugkörper konnte kein Zeitparadoxon auslösen.
    „Wieder einen winzigen Schritt weiter!" sagte Cascal.
    Er ließ sich von Hammers sagen, wie lange das Schiff noch brauchte, um in die Nähe von Sol zu kommen und legte sich dann schlafen. Für die kommenden Stunden mußten sie alle eine ruhige Hand und einen kühlen Kopf behalten.
     
    *
     
    Er lag da, völlig entspannt und ruhig. Von seinem Platz konnte er die tiefen Atemzüge seiner beiden Freunde hören; des breitschultrigen, massiv gebauten Roms Kasinet, dessen Beruf es war, die Feldlinien nachzurechnen und zu kontrollieren. Jetzt war aus ihm ein Mann geworden, der mithelfen sollte, an dem Baum der Zeit einen Ast abzusägen ... er korrigierte sich blitzschnell: Nicht den Ast absägen, sondern den ersten Trieb kappen. Wie es aber geschehen sollte, darüber herrschte völlige Unklarheit. Der kleine, sehnige Taschin Gaszet warf sich unruhig herum und führte die Zigarette zwischen die Lippen. Von dem kleinen Wiedergabegerät kam Musik. Es war eine kleine Suite, eine Gelegenheitsarbeit von Singh Boncard. Lines of Time.
    Joak Cascal wußte, daß bis zum Austritt aus dem Linearraum nur noch vier Stunden waren.
    Zweihundertvierzig Minuten. Und er konnte nicht einschlafen. Er versuchte, sich mit Zigaretten, Musik und den Gedanken an Caresca Asayah zu beruhigen.
    Seine Gedanken gingen vorwärts oder zurück in die Jahre seines Studiums, je nachdem, von welchem Punkt entlang der Zeitlinie er zu denken begann.
    Terrania City, neuerbaut nach der schweren Vernichtung. Die riesige Stadt an der gewaltigen Ruine der Chinesischen Mauer, gruppiert um den Goshunsee und die beiden anderen Gewässer. Von mehreren Flußarmen durchzogen. Eine Ansammlung von fünfundvierzig Millionen Menschen. Dann die große, überraschend intim wirkende Anlage der Universität. Vier Jahre lang waren sie zusammengewesen - Ryan, Asayah, Hypern und O-Yutang. Und er.
    Caresca Asayah war die hübscheste, wenn auch nicht die klügste ihrer Gruppe gewesen. Was ihr Dagmar O-Yutang an theoretischem Wissen voraushatte, das glich Caresca durch ihre liebenswürdige, heitere Gelassenheit aus. Sie hatte lange gebraucht, um sich für Cascal zu ent scheiden.
    Und, anstatt in Terrania zu bleiben, wie er es getan hatte - er mietete sich ein vergleichsweise winziges Apartment in Atlan Village -, war sie nach Beendigung ihres Studiums verschwunden.
    Sie hatte planetare Wirtschaft studiert und mit der besten Beurteilung und der viertbesten Benotung abgeschlossen. Sie verschwand. Spurlos. Er hatte einige Jahre lang nach ihr gesucht, dann war jener Skandal in der Flotte ausgelöst worden. Etwa zur gleichen Zeit traf ihn der Schuß und durchlöcherte seinen Schädel. Ein Jahr später verschwand auch er - er ging zu den Prospektoren und arbeitete sich innerhalb von drei Jahren zum Schiffseigner hinauf.
    Und jetzt hatte er Caresca wiedergetroffen, die alte Verzauberung war über sie gekommen. Aber sie waren älter geworden, klüger und mißtrauischer gegenüber sich selbst und anderen.
    Er sah auf die Uhr.
    „Noch drei Stunden!" murmelte er. Er lauschte einige Sekunden lang auf die Atemzüge, drehte den Lautstärkeregler etwas weiter auf und drückte den Zigarettenrest aus.
    Wieder wanderten seine Gedanken zurück.
    Er wußte nicht, wo Caresca jetzt war.
    Gefangengenommen von Geistesrat Hepong Cylopher, in der Zukunft, aus der er kam; oder schon wieder zurück auf Olymp. Das würde bedeuten, daß Major Ergossonen die OVERLUCK befreit hatte.
    Das Gesicht Carescas schob sich zwischen seine Gedanken und die unterdrückte Furcht vor einem negativen Ausgang des Auftrags. Blondes Haar, bernsteinfarbene Augen und dieses kurze, aufblitzende Lächeln.
    „In Ordnung", murmelte Cascal. „Ich werde es riskieren."
    „Was ist los?" ächzte Kasinet. „Nichts!" beruhigte ihn Cascal.
    Jetzt, in diesen entscheidenden Minuten vor Beginn seiner schwersten Mission, schwor er sich, zu beenden, was damals in Terrania City angefangen hatte. Er würde sich um Caresca kümmern und nicht mehr zulassen, daß sie sich von ihm entfernte.
    Er schaltete mitten in einer Kadenz das Boncard-Konzert aus, stand auf und legte sich Teile seiner Ausrüstung zurecht. Dann ging er in die Toilette und duschte eine halbe Stunde heiß und kalt nacheinander. Er zog sich sorgfältig an, steckte einige Geräte ein, von, denen er annahm, daß er sie brauchen konnte, und studierte sorgfältig den Plan des
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