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0412 - Wo Canaro wütet

0412 - Wo Canaro wütet

Titel: 0412 - Wo Canaro wütet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wurde – er war da. Auch jetzt, obgleich niemand Zamorras Ankunft angekündigt hatte und seine privaten Räumlichkeiten zur anderen Seite hinaus lagen. Aber er war da.
    Leicht neigte er den Kopf. »Willkommen zu Hause, Monsieur le professeur«, sagte er. »Ich freue mich, daß Sie heil wieder hier sind. Haben die Zeitringe Sie rechtzeitig erreicht?«
    Zamorra nickte. »In der Tat. Sie waren sehr schnell, Raffael, ich danke Ihnen.«
    Nicole hatte die Ringe angefordert, als sie feststellten, daß sie eine Reise in die Vergangenheit würden unternehmen müssen. Die beiden Ringe, die Merlin vor langer Zeit einmal angefertigt hatte, ermöglichten Zeitreisen. Der rote Ring führte in die Vergangenheit, der blaue, den Zamorras Studienfreund, Pater Aurelian, lange Zeit besessen hatte, in die Zukunft. Als Aurelian sich auf eine lange Mission mit unbekanntem Ziel begab, hatte er Zamorra den Ring ausgehändigt, aber nicht angedeutet, ob er ihn jemals benutzt hatte. Auch Zamorra hatte ihn bisher noch nicht ausprobiert. Zum einen hatte sich keine Notwendigkeit ergeben, zum anderen flößte ihm der Gedanke an ein Herumexperimentieren in der Zukunft erhebliches Unbehagen ein. Für ihn war der Ring allenfalls geeignet, eine Rückkehr in die Gegenwart zu ermöglichen, wenn der andere Ring nicht einsetzbar war.
    Der Eilkurier hatte ihnen die Ringe gebracht – aber dann hatten sie sie doch nicht mehr benötigt…
    Nicole öffnete den Kofferraum des Wagens. Trotz aller Proteste nahm Raffael die Koffer an sich. »Es ist meine Aufgabe«, stellte er trocken fest.
    Daß Zamorra dem alten Mann die schwere Last nicht zumuten wollte, ignorierte er einfach.
    »Was ist mit den Arbeitern?« erkundigte der Parapsychologe sich jetzt. »Streiken die?«
    Raffael schüttelte den Kopf. »Nein, Monsieur. Aber wer will oder kann bei dieser unglaublichen Hitze schon arbeiten? Ihr Einverständnis vorausgesetzt, habe ich mit der Firma ein Arrangement getroffen, daß die Arbeiter gewissermaßen ›hitzefrei‹ bekamen. Wenn das Wetter es zuläßt, werden die Arbeiten fortgesetzt.«
    Zamorra nickte. »Einverstanden«, sagte er.
    »Das heißt also, daß wir heute und wahrscheinlich auch in den nächsten Tagen allein im Château sind«, stellte Nicole fest.
    Raffael nickte. »Ja. Wenn Sie einige Minuten Geduld zeigen, werde ich einen Begrüßungstrank zubereiten. Leider erfolgte Ihre Rückkehr zu überraschend. Soll ich auch einen kleinen Imbiß richten? Sie haben sicher eine längere und anstrengende Fahrt hinter sich. Vom Bodensee bis hierher ist es ja eine beträchtliche Strecke…«
    Zamorra nickte. »Beides akzeptiert«, sagte er.
    Nicole faßte nach seiner Hand. »Dann haben wir ja noch ein paar Minuten Zeit«, stellte sie fest. »Das reicht, um dir etwas zu zeigen, cherie.«
    »Du machst mich neugierig«, sagte er. »Was gibt’s denn Neues?«
    »Nichts unbedingt Neues, aber ich halte es für durchaus interessant«, behauptete sie. »Komm mit.«
    Sie führte ihn durch das Gebäude zur Rückseite, wo sich der ans Fitneß-Center angrenzende Swimmingpool befand, der im Winter überdacht und mit Thermoglaswänden umgeben werden konnte.
    Nicole hielt Zamorra immer noch fest.
    »Und was willst du mir zeigen?«
    »Eigentlich nur, wie naß das Wasser heute ist.« Im nächsten Moment sprang sie und zog Zamorra mit sich in den Pool.
    ***
    Immer wieder versuchte Sibyl Darrow gegen ihre Unruhe anzukämpfen, aber sie wurde nicht damit fertig. Etwas stimmte mit ihr nicht. Aber wie war das möglich? Was war das für eine Stimme, die sich tief in ihr immer wieder meldete? Was waren das für seltsame Fähigkeiten, die sie plötzlich besaß?
    Von allein konnte es jedenfalls nicht kommen, daß Menschen ihren Wünschen folgten, obgleich es eigentlich unwahrscheinlich, gar unmöglich erschien. Aber Sibyl hatte nie hypnotische Fähigkeiten besessen.
    Nur in ihren seltsamen Träumen…
    Wurden die Träume jetzt Wirklichkeit? War ihre Begegnung mit Canaro zum Auslöser geworden, der das Verborgene in ihr freilegte?
    Aber sie wollte es doch nicht.
    Sie hatte die Träume nie gewollt, und erst recht nicht, daß sie Wirklichkeit wurden. Das war nicht ihre Welt. Aber wenn es aus ihr hervorbrach, kam sie nicht dagegen an, wie sie auch ihre Träume nicht hatte blocken können.
    Das einzige Positive daran war, daß ihr diese seltsamen Fähigkeiten, die sie jäh entwickelte, dabei halfen, zu Professor Zamorra zu gelangen. Sie wußte nicht, wie der ihr helfen würde, ob er es

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