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0412 - Wo Canaro wütet

0412 - Wo Canaro wütet

Titel: 0412 - Wo Canaro wütet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hätten die Zeugen ihn gesehen und nicht nur den Angreifer. Gut, und im Nachbarhaus wird ein Toter mit seltsamen Brandverletzungen gefunden, von dem niemand weiß, wer er ist und woher er kommt. Und an beiden Fällen war jemand beteiligt, der sich als FBI-Mann ausgab… na, klickt es jetzt?«
    Nicole pfiff durch die Zähne. »Du meinst, der Tote in der einen Wohnung wäre der, auf den in der anderen geschossen wurde?«
    Pascal nickte. »So reime ich mir das zusammen. Mich wundert, daß von den Zeitungsschreibern niemand darauf gekommen ist, oder von der Polizei. Aber vielleicht ermitteln sie inzwischen schon. Preisfrage: wie kommt ein Toter unbemerkt von einem Hochhaus ins andere? Teleportation? Magie?«
    »Das ist doch ein bißchen weit hergeholt«, überlegte Zamorra. »Ich glaube, da geht deine Fantasie mit dir durch, Pascal. Überhaupt – woher hast du diese Zeitung? Die ist von gestern abend, kann also noch gar nicht hier im Dorf sein…«
    Pascal zuckte mit den Schultern und schmunzelte. »Ich hatte gestern beruflich in Paris zu tun, kam heute vormittag zurück. Da war sie gerade frisch eingeflogen worden, mit der Nachtmaschine. Hab’ sie sofort gekauft, weil ich mir dachte: kannst ja schon mal für morgen vorarbeiten… somit ist das übrigens nicht deine teuer abonnierte Zeitung, sondern meine, und die kann ich neben Pfützen werfen, wie es mir paßt. Ich dachte mir, dieser Sonderservice des Hauses würde dir zusagen, Zamorra.«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Nicht zu fassen. Es ist gut gemeint, Pascal, ich danke dir. Aber ich glaube nicht, daß an der Sache etwas dran ist… trotzdem war’s nett, daß du dich so intensiv darum gekümmert hast. Dürfen wir dir irgend etwas anbieten? Hier stehen ein paar gekühlte Fruchtsäfte… ein paar Imbißhäppchen…«
    Pascal schüttelte den Kopf. »Danke… aber ich muß wieder hinunter ins Dorf. Nadine wartet zu Hause auf mich, und wenn ich mich recht entsinne, trägt sie momentan auch nicht viel mehr als Nicole…«
    »Das ist natürlich ein Argument«, stellte Nicole fest. »Dann laß dich nicht aufhalten und bestell ihr herzliche Grüße von uns, falls du gleich noch Gelegenheit hast, daran zu denken.«
    »Ach ja, da war noch was… wir hatten an eine Strandparty heute abend gedacht, unten am Loire-Ufer. Hätte ich fast vergessen. Das war ja der Hauptgrund, weshalb ich kam. Können wir mit euch rechnen?«
    »Ist ’ne Idee«, stellte Zamorra fest. »Wir bringen Getränke und den Grill mit, ihr die Holzkohle und das Fleisch. Oder umgekehrt?«
    »Völlig egal. Wir sind so ab acht Uhr unten am Ufer, an der bekannten Stelle.« Er verabschiedete sich. Zamorra ließ sich in den zweiten Liegestuhl fallen. Er hob die Zeitung auf und betrachtete die beiden Meldungen noch einmal. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Es gibt ja eine Menge Dinge auf unserer guten Mutter Erde, die seltsam sind, aber hier kann ich mir einen Zusammenhang beim besten Willen nicht vorstellen… na ja, er meinte es gut… das ist schon was. Ich schätze Leute, die mitdenken.«
    Nicole zeigte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck.
    »Nenn mich verrückt, Cheri, aber ich habe das dumpfe Gefühl, daß in dieser Sache das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich bin sicher, Pascal hat recht. Es ist was dran. Ich fühle es. Ich weiß nur nicht wieso…«
    ***
    Das Dorf machte einen etwas verträumten Eindruck. Stellenweise schien die Zeit stehengeblieben zu sein. Sibyl Darrow sah dem Lastwagen nach, der sie bis hierher gebracht hatte, und nun stand sie da in der hellen Nachmittagssonne, die Reisetasche zu ihren Füßen, und war eigentlich nur heilfroh, daß der Lkw-Fahrer sie einfach so mitgenommen und weniger Fragen gestellt hatte.
    Das Unheimliche in ihr hatte nicht wieder zum Vorschein kommen müssen.
    Sibyl drehte sich im Kreis und schaute sich um. Eine relativ breite Straße zog sich durch das Dorf, flankiert von kleinen Häusern mit teilweise recht gepflegten Vorgärten. Einfach traumhaft unvorstellbar für das Mädchen, das aus New York kam. Ein wenig fühlte Sibyl sich an das Dorf ihrer Eltern erinnert, das sie vor Jahren verlassen hatte.
    Seltsam, daß sie nie das Bedürfnis verspürt hatte, zwischendurch dorthin zurückzukehren…
    Dabei hätte sie sich hier auf Anhieb wohl fühlen können, wenn nicht… wenn nicht der Schatten der unheimlichen Ereignisse so schwer auf ihr gelastet hätte.
    Sie seufzte.
    Hier willst du dich wohl fühlen können? Närrin! In

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