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0412 - Wo Canaro wütet

0412 - Wo Canaro wütet

Titel: 0412 - Wo Canaro wütet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auch Liebe?
    Liebe hatte man noch nie kaufen können. Nicht mit Geld und nicht mit Macht. Liebe ließ sich nie zwingen.
    Sei nicht dumm! Liebe? Gibt es jemanden, den du liebst oder der dich liebt? Du bist allein, vergiß das nicht! Liebe… was bedeutet das schon?
    Willst du für ein Gefühl, dessen du dir nie sicher sein kannst, alles andere verschenken ?
    »Nie sicher sein…?«
    Waren das ihre Gedanken? Nicht vielmehr die des Fremden in ihr, den sie immer mehr als einen Fremdkörper zu sehen begann, der sich ihrer bemächtigt hatte?
    Verschenke nichts! Denke daran – du hast nur eine Chance, die du nutzen kannst. Du solltest sie nicht verspielen. Quäle dich nicht weiter mit Gedanken an Liebe und anderen irrationalen Unsinn. Das ist unlogisch. Du kannst Macht haben, du kannst die Welt beherrschen. Vertraue dir selbst und der Kraft in dir, die immer stärker wird!
    Sie kämpfte, rang mit sich. Sie versuchte zu erkennen, was in ihr flüsterte. Aber es gelang ihr nicht. Immer dann glitten ihre Gedanken weit fort, wurden zu Träumen, die ferngesteuert zu sein schienen. Alpträume, die sie nicht wollte. Aber nie konnte sie das, was in ihr erwacht war, ergründen. Es wehrte sich scheinbar dagegen…
    Aber Zamorra würde ihr sagen können, was mit ihr los war.
    Ja! Suche ihn auf. Es gibt kein Zurück mehr…
    Das monotone Rattern des Zuges auf den Schienen und die sich ständig wiederholenden, quälenden Gedanken ermüdeten sie. Erschöpft schlief sie ein, aber der Schlaf brachte ihr keine Erholung. Hinzu kam die Unsicherheit darüber, ob sie nicht über ihr Ziel hinausfuhr. Schließlich schreckte sie hoch, schweißgebadet von dem Erleiden ihrer Alpträume.
    Der Zug verließ gerade Roanne.
    Bald darauf erreichte er Feurs. Die letzte Gelegenheit, auszusteigen. Die nächste Station würde schon viel zu weit vom Château Montagne entfernt sein, wenn sie die Landkarte richtig in Erinnerung hatte.
    Sibyl verließ den Zug. An einem öffentlichen Stadtplan orientierte sie sich, in welcher Richtung sie Feurs verlassen mußte. Sie setzte sich in Bewegung.
    Nimm ein Taxi, riet ihr die innere, dunkle Stimme. Fahr mit dem Taxi direkt an dein Ziel…
    Aber Taxen kosteten Geld. Gerade hier, wo nicht einmal eine Buslinie in Sicht war, die sie näher zu ihrem Bestimmungsort bringen würde…
    Geld? Willst du im Ernst dafür bezahlen?
    »Laß mich in Ruhe«, keuchte sie auf. »Geh weg. Verschwinde! Laß mich!«
    Ein paar vorübergehende Menschen sahen sie erstaunt an. Irritiert schwieg Sibyl. Sie errötete und setzte sich hastig in Bewegung. Fast hätte sie ihre Reisetasche vergessen mitzunehmen.
    Sie wandte sich dem Ortsende zu. Weit hatte sie es nicht; Feurs war nicht sonderlich groß.
    Am Ortsende blieb sie am Straßenrand stehen und hob den Daumen. Es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn niemand anhielt, um sie mitzunehmen.
    Sie hatte keine Angst, dabei einem Verbrecher in die Hände zu fallen. Wer immer sich an ihr vergreifen wollte, sollte höllisch auf sich selbst aufpassen…
    Sibyl Darrow war für einen möglichen Gegner eine nicht zu unterschätzende Gefahr…
    ***
    Über den Lautsprecher der Sprechanlage erklang Raffaels vernehmliches Räuspern. Er war diskret genug, nicht persönlich draußen am Pool zu erscheinen. Seufzend löste sich Nicole aus Zamorras Umarmung.
    »Darf ich Ihnen Besuch ankündigen? Pascal Lafitte traf soeben ein. Er hat die neuesten Zeitungen mitgebracht.«
    »Warum, bei Merlins hohlem Backenzahn, haben wir die nicht im Dorf abgeholt, als wir kamen?« maulte Nicole. »Na gut, wenn er schon mal hier ist, soll er sich auch sehen lassen. Er wird uns hier wohl schon finden.«
    Zamorra verzog das Gesicht. »Du hattest schon bessere Ideen, Süße«, murmelte er, erhob sich und verschwand mit einem weiten Sprung im Pool, um sich abzukühlen. Er war ein wenig verärgert – einerseits über Raffael, der Lafitte nicht abgewimmelt hatte, andererseits über Nicole, die den jungen Mann dann einfach herbat. Die schöne Stimmung war jedenfalls nachhaltig zerstört. Zamorra kletterte wieder aus dem Wasser und schlang sich ein Handtuch um die Hüften. Nicole begnügte sich damit, sich auf den Bauch zu rollen. Zamorra versetzte ihr einen Klaps auf die blanke Kehrseite. »Du wirst dich anstrengen müssen, Wiedergutmachung zu leisten«, stellte er trocken fest.
    Pascal Lafitte tauchte, von Raffael geführt, auf. Er hätte der Führung nicht bedurft; er kannte sich hier aus. Er und seine hübsche Frau Nadine waren zu guten

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