0413 - Ich stellte die Killer-Mumien
waren es keine grauen Tücher, wie ich sie von anderen, ähnlichen Gestalten her kannte.
Als hätte Cecile meine Gedanken erraten, gab sie mir eine Erklärung.
»Was du hier siehst, Sinclair, ist einmalig auf der Welt. Diese Mumien haben schon im alten Ägypten eine lange Reise hinter sich gehabt. Freunde von mir fanden einen noch sehr gut erhaltenen Papyrus und schafften es, ihn zu entziffern. Ein damaliger Schreiber hat das Schicksal dieser Toten beschrieben.«
»Und was hatten sie hinter sich?«
Cecile lachte leise. »Man kann sie als reisende Mumien bezeichnen. Als die mächtigen Männer starben, sollten sie für lange Zeiten erhalten bleiben. Sie bekamen zwar nicht die Ehre eines Pharaos, aber sie wurden mumifiziert und sollten eigene große Gräber erhalten. Bevor dies geschah, wurden sie gestohlen. Man fand die beiden Diebe und erpreßte ein Geständnis. Da berichteten die Männer, daß sie die Mumien in die Wüste geschafft hätten, und zwar zu einem Ort, den man ihnen gesagt hatte. Es war eine Stelle, wo die Männer aus dem Himmel warteten. Wir heute würden Raumfahrer oder Außerirdische sagen. Die alten Ägypter nannten sie die Boten aus dem Himmel. Diese nahmen sich der Mumien an und schafften sie auch wieder zurück. Wahrscheinlich haben sie die beiden untersucht, bevor sie wieder in ihr Raumschiff stiegen und zwischen die Sterne flogen, um dort bis zum Ende der Zeiten zu bleiben. Das alles fanden wir auf der Schriftrolle bestätigt, und gerade deshalb sind die Mumien so ungemein wertvoll. Verstehst du nun, Sinclair?«
»Ja, ich glaube.«
Sie lachte. »Die Summe, die man uns für diese beiden Körper bot, ist immens. Keiner von uns kann in seinem ganzen Leben soviel verdienen. Deshalb sind wir entschlossen, auch alles aus dem Weg zu räumen, was uns stören könnte. Die Mumien werden ihr Ziel erreichen, aber ein anderes, als ursprünglich vorgesehen.«
Als ich diese Worte hörte, wußte ich, daß meine Chancen verdammt gering standen. Hier ging es um sehr hohe Summen. Ich wußte, daß meine Gegner über Leichen gehen würden.
Nur einer war unruhig geworden. Marco schien der Coup nicht ganz zu passen. Er schaute Rene an. »Fällt dir eigentlich etwas auf?«
»Nein - wieso?«
»Denk mal nach. Ich habe das Gefühl, als wären wir zu weit vom eigentlichen Tatort abgekommen.«
»Wie das?«
»Oder siehst du den Wagen?«
»Der Nebel…«
»Nein, der Lokführer. Wahrscheinlich hat der Idiot an einem anderen Signal gestoppt. Der muß ja vor Angst vergangen sein.«
»Ich hätte seine Frau killen sollen!« warf Coucou dazwischen, doch Marco winkte ab.
»Wir müssen eben laufen.«
»Und in welche Richtung?« fragte Marco höhnisch.
Rene hob die Schultern.
Ich bekam allmählich das Gefühl, daß diese Typen die Übersicht verloren. Das war nicht gut. Unter Umständen ließen sie ihre Wut oder ihren Zorn an mir aus.
»Wir müssen aber weiter!« meinte Cecile.
Marco fuhr heftig zu ihr herum. »Weiß ich selbst, verdammt, daß wir weiter müssen.«
»Da!« Coucou hatte laut gerufen. Sein Schrei klang gequält.
Wir alle fuhren herum, sahen ihn stehen und auf die beiden Mumien zeigen.
Sie lagen nicht mehr auf dem Rücken, sondern waren dabei, sich zu erheben…
***
Noch vor kurzem hatte ich an die lebenden Mumien gedacht. Nun bekam ich diesen Vorgang hautnah mit und wußte plötzlich, daß sich die Gefahr verdichtet hatte.
Aus der zwischen uns liegenden Spannung war das kalte Grauen geworden. Ich erinnerte mich an die Fälle, als es mir nur unter gewaltigen Mühen gelungen war, lebende Mumien zu stoppen, und ich fühlte die Kälte meines Blutes, als es durch die Adern floß.
Auch die Bande war überrascht. Hinter mir hörte ich Cecile stöhnend atmen. »Das kann doch nicht sein!« hauchte sie. »Verdammt, das ist doch nicht möglich…«
Die Männer sprachen nicht. Sie standen einfach und waren bleich geworden.
Als hätten sich die beiden Mumien abgesprochen, so richteten sie sich plötzlich auf. Für einen Moment hielten sie die sitzende Haltung bei, drehten auch die Köpfe, so daß ich den freien Spalt zwischen dem Leinen in ihren Gesichtern sehen konnte.
Darin entdeckte ich zwei Augen.
Weiße, runde Steine. Leer und kalt. So jedenfalls kamen sie mir vor.
Und doch brannte in ihnen ein Feuer, das aber nicht von dieser Welt stammte. Etwas wehte gegen uns, dem auch ich mich nicht entziehen konnte. Es war der Hauch einer fernen Zeit, einer Unendlichkeit, den beide Mumien gespeichert
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