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0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

Titel: 0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
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einem schlief Ted Wards, ein knapp sechzigjähriger Mann, der im zweiten Weltkrieg ein Bein verloren hatte.
    Als ihn eine derbe Faust an der Kehle packte, fuhr er aus dem Schlaf empor. Entsetzt starrte Wards in das brutale Gesicht eines kahlköpfigen Mannes. »Keinen Laut«, zischte Fletcher. »Wenn du schreist, drehe ich dir’s Gesicht nach hinten.«
    Wards wagte nicht, sich zu regen. »Du kennst dich hier aus, Alter«, fuhr Fletcher fort. »Ich wette meinen Kopf gegen eine alte Blechbüchse, daß du über alles, was in dieser Gegend passiert, genau informiert bist. Verrat uns mal ganz schnell, wo sich dieser Kramer versteckt hat!«
    Fletcher nahm die Hand von Wards Kehle. Der Alte atmete rasselnd. Sein Blick fiel auf Haskin, der neben der Tür stand, und auf Penny, deren kleines Gesicht von Schmerz gezeichnet war.
    Wards richtete sich etwas auf. Er lag auf einer Couch und hatte sich ein fleckiges Kissen unter den Kopf geschoben.
    »Kramer ist mein Kunde. Er wird von der Polizei gesucht.«
    »Das wissen wir.«
    »Wo er sich jetzt versteckt hält, kann ich Ihnen nicht genau sagen. Aber 'ich habe eine Vermutung. Kramer ist mit einem gewissen Johnny Star befreundet. Star macht seinen Schnitt im Heroingeschäft. Die beiden haben ein Dutzend Verteiler. Woher sie das Zeug beziehen, weiß ich nicht. Jedenfalls sind sie…«
    »Die Adresse!« Fletcher beugte sich drohend über den Alten.
    »Ein paar hundert Yard die Straße ’runter finden Sie Shellys Reparaturwerkstatt. Vielelicht stecken die beiden dort. Genau weiß ich’s nicht.«
    »Gut. Steh auf!«
    Der Alte erhob sich, ergriff eine Krücke, die neben der Couch an der Wand lehnte, und bewegte sich hüpfend auf seine Tochter zu.
    »Zeig uns den Keller!« verlangte Haskin.
    Der Alte bewegte sich voran. Es ging die Treppe hinunter. In dem dunklen Gang vor der Küche betätigte Ward einen Lichtschalter. Eine nackte Birne flammte dicht unter der Decke auf. Der Küche genau gegenüber war eine niedrige Tür. Hinter ihr führte eine Steintreppe in den Keller. Die vier stiegen hinab.
    Haskin blickte sich um und hatte schnell ein für seine Absicht geeignetes Verlies entdeckt. Es' war ein fensterloser kleiner Raum, der nur durch einen schmalen Luftschacht und die Tür mit der Außenwelt verbunden war. Der Luftschacht war so eng, daß kaum eine Ratte durchgepaßt hätte. Außerdem beschrieb er einen Knick und endete vor einem engmaschigen Gitter an der Hauswand im Hof. Durch diesen Schacht konnte man weder Hilfe anlocken, noch entkommen.
    Die Tür des Kellergewölbes war aus massiven Bohlen, festgefügt in die starken Angeln. An der Außenseite befand sich ein schwerer Riegel.
    »Willst du sie ungeschoren lassen?« fragte Fletcher seinen Komplicen. »Das Mädchen hat mich doch gestern abend gesehen, der Alte weiß jetzt auch Bescheid. Es ist besser, wenn wir den beiden eins über den Schädel geben, daß sie nicht mehr auf wachen.« Haskin schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. Bis die beiden hier ’rauskommen, haben wir die Tasche längst und sind verschwunden. Und falls sie nicht ’rauskommen«, er grinste, »nun, eine Weile können sie sich ja über Wasser halten.« Er deutete auf das hohe Flaschenregal, den einzigen Gegenstand, der sich in dem Raum befand. Verstaubte Gin- und Whiskyflaschen der billigsten Marken warteten hier auf ihre Verwendung.
    Fletcher stieß den Alten in den Raum. Das Girl beeilte sich, schnell über die Schwelle zu kommen. Dann klappte die Tür zu. Haskin schob den Riegel vor.
    Als sie die Treppe wieder hochstiegen, meinte Fletcher: »Wenn die Bar heute abend nicht öffnet, wird man die beiden suchen.«
    »Glaube ich nicht. In dieser Gegend kümmert man sich nicht viel um den Nachbarn.«
    »Hoffentlich hast du recht.«
    »Laß uns mal vorn in der Bar nachsehen, ob was in der Kasse ist.«
    Am Ende des Flurs fanden sie die Tür zur Bar. Der trostlose Raum war dunkel. Vor den Fenstern hingen brüchige Rolladen.
    »Kein Licht«, zischte Fletcher. »Wenn sich draußen an der Scheibe jemand die Nase platt drückt, kann er prima durch die Ritzen blicken.«
    Im Dunkeln brachen sie das Schubfach auf. Sie fanden einundzwanzig Dollar und dreißig Cent, steckten das Geld ein und verließen das Haus auf dem gleichen Wege, auf dem sie gekommen waren.
    ***
    »… 396… 398… 400«, sagte Phil, »Wir sind gleich da. Das Haus dort muß es sein.«
    Mein Freund hatte recht. Mit weißer Farbe war auf die graue Wand eine Zahl gemalt. 412. — New Lots Avenue, Nummer

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