0415 - Roboter-Grauen
Natürlich bestand sie aus Stahl. Ein Schloss sah ich nicht, nur einen Griff.
Suko umklammerte ihn. Er wollte die Tür aufziehen. Es klappte.
Wir betraten einen im Vergleich zur Halle schmalen Gang, von dem einige Türen abzweigten. Was dahinter lag, würden wir noch herausfinden.
Hinter uns schwappte die Tür zu. Die zusammengepresste Luft streifte unsere Nacken. Danach hatte uns der kahle Gang verschluckt. Es war niemand zu sehen, trotzdem spürten wir etwas von der Atmosphäre dieser Tiefe. Hier war alles tot, dennoch herrschte kein Schweigen. Das Summen der elektrischen Apparaturen lag als monotones Geräusch im Hintergrund. Obwohl nichts darauf hinwies, fühlten wir uns beide beobachtet. Suko und ich hatten den Gedanken zur gleichen Zeit gehabt und sprachen flüsternd darüber.
»Und dabei hatten wir nur das Tal der Schatten finden wollen«, fügte ich noch hinzu.
»Genau das ist es.«
»Ob Yakup noch lebt?«
»Frag mich was Leichteres, John.«
Wir konnten die Unterhaltung nicht mehr weiterführen, da sich auf der rechten Seite eine der Türen öffnete. Sie schwang uns langsam entgegen, aber es ließ sich niemand blicken. Derjenige, der die Tür aufgestoßen hatte, blieb hinter ihr.
Sie blieb im rechten Winkel zur Wand stehen. Wir schautengegen ihre Fläche und warteten so lange, bis wir eine bekannte Stimme hörten. »Kommt näher, ich will euch sehen und euch gleichzeitig etwas zeigen.«
Yago, der Falke, hatte uns gerufen.
»Sollen wir?« flüsterte Suko.
»Hast du einen anderen Vorschlag?«
Sukos Gesichtszüge verhärteten sich. »John, wir befinden uns in einer verdammt prekären Lage. Man will uns vernichten. Wie eiskalt die Gegner vorgehen, haben wir bei Kommissar Muroto erlebt. Yago und Yamiga sind Zwillinge. Vielleicht können wir es schaffen, über den einen an den anderen heranzukommen.«
Ich hatte meinen Freund verstanden. »Denkst du an eine Geiselnahme?«
»So etwas schließe ich zumindest nicht aus.«
Es war nicht unsere Art, so zu reagieren, doch manchmal musste man so hart sein. Es gibt gewisse Situationen, wo der Teufel nur durch den Beelzebub auszutreiben ist.
Gemeinsam setzten wir uns in Bewegung. Ich drückte mich dann als Erster an der Türkante vorbei, schaute in das Zimmer und sah sogar eine europäisch anmutende Einrichtung.
Zwei Sessel, ein Tisch, auf dem eine Schale stand, die mit einer körnigen Masse gefüllt war.
Hinter dem Tisch stand, und zwar so, dass er zur Tür schauen konnte, Yago, der Falke.
Er schaute sehr kalt, unbeteiligt und nickte kurz, als wir über die Schwelle traten.
»Ziehen Sie die Tür ruhig hinter sich zu«, sagte er und wies auf zwei Sessel. »Dann können Sie es sich bequem machen.«
Ich war davon nicht begeistert, schluckte aber meinen Ärger hinunter, denn ich wollte, dass es endlich weiterging.
Wir saßen uns im Dreieck gegenüber. Suko und ich bildeten dabei die Grundseite, Yago die Spitze. Sein Sessel hatte eine höhere Sitzfläche, sodass er uns gerade in die Augen schauen konnte, aber die Beine erreichten den Boden nicht. Sie baumelten darüber.
Der Falke hatte sich umgezogen. Er trug einen kleinen, ihm passenden Kimono aus seidig schimmerndem gelbem Stoff, der gleichzeitig mit Motiven bedruckt war. Sie zeigten Falken mit ausgebreiteten Flügeln. Wenn sich Yago bewegte und der Stoff Falten warf, sah es so aus, als wollten die Vögel im nächsten Augenblick wegfliegen.
Eine Stablampe spendete Licht. Sie stand in einer Ecke. Auf ihrem Ende steckte eine helle Kugel in der Form eines Mondes.
Yago öffnete den Mund und holte tief Luft. »Sie haben einen Fehler gemacht, denn Sie beide hätten nicht zu mir kommen dürfen. Oder hätten meinen Rat befolgen müssen. Jetzt ist es zu spät, denn Yamiga, mein Bruder, weiß von Ihrer Existenz, und Sie haben gleichzeitig seinen Zorn und seinen Hass geweckt.«
»Hätten Sie sich vielleicht von diesem Monstrum töten lassen?« fragte ich.
»Ich weiß es nicht, ich kann da nicht objektiv sein, da ich einfach zu tief in der Sache mit drinstecke.«
»Jetzt sind wir jedenfalls hier«, sagte Suko. »Und wie geht es weiter? Das müssten Sie wissen.«
Er nickte. »Ich kenne meinen Bruder. Er ist ein Genie. Vielleicht einer der wenigen auf der Welt. Er hat die Magie und Technik unter einen Hut gebracht. Tradition und Forschung hat er miteinander verknüpft. Er ist ein genialer Techniker, Sie haben seine von ihm erschaffenen Roboter gesehen. Diese Wesen sind außergewöhnlich, denn er hat sie zudem
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