0415 - Roboter-Grauen
welche?
Wieder fiel ihm ein, dass Kataya von einem gewissen Gefühl gesprochen und es sogar präzisiert hatte. Die Rede war von einem Drang gewesen, den man in sich spüren müsse.
Ein Drang, eine Aufwallung des Gefühls, wobei beides unmittelbar mit der Krone zusammenhing. Erst wenn das zusammentraf, konnte er die Krone einsetzen.
»Viel Zeit lasse ich dir nicht mehr!« hörte er den Teufelsagen.
»Man kann den Bogen nur bis zu einer gewissen Grenze spannen. Irgendwann ist dann Schluss.«
Yakup nickte. »Ich weiß.«
»Und für wen hast du dich entschieden?« wurde er von Shimada gefragt.
Der Türke hatte tatsächlich eine Entscheidung getroffen. Doch er ließ sich Zeit, dies seinen beiden Gegnern mitzuteilen. Er wollte sie noch schmoren lassen.
»Für einen von uns musst du es!« sagte Asmodis. »Denke daran, dass du an der Schwelle des Todes stehst.«
»Ich sagte schon, dass ich meine Entscheidung bereits getroffen habe«, erklärte Yakup mit fester Stimme. »Und zwar für keinen von euch. Ich bleibe allein!«
Damit überraschte er selbst den Teufel und Shimada. Bevor die etwas unternehmen konnten, griff Yakup zum letzten Mittel und setzte die Krone der Ninja auf.
***
Es war sagenhaft und einfach unbeschreiblich für den Türken Yakup Yalcinkaya.
Die Krone, für wen auch immer erschaffen, passte sich dem Kopf des jungen Yakup an. Sie glitt über sein Haar, der vordere Rand schloss mit seiner Stirnmitte ab, er konnte frei sehen, er konnte hören, und er fühlte einen nie gekannten Strom durch seinen Körper rasen, sodass er das Gefühl hatte, vom Boden abzuheben.
Aber er stand im wahrsten Sinne des Wortes mit beiden Beinen auf der Erde, doch der Helm lebte plötzlich. Da war zuerst ein fernes Rauschen zu vernehmen, das ständig lauter wurde.
Zwar blieb das Rauschen noch als eine Begleiterscheinung.
Gleichzeitig aber vernahm der junge Türke eine Stimme, die beide Ohren gleichzeitig erreichte, als hätte man ihm nicht einen Helm, sondern Kopfhörer aufgesetzt.
Die Stimme kannte er.
Kataya sprach zu ihm.
Der Geist zwischen den Welten, der ungemein viel wusste, der Vater aller Mythologien, ob gut oder böse.
»Du bist der Besitzer der Krone, und du hast den inneren Drang verspürt. Du bist ihm gefolgt und hast die Krone aufgesetzt. Das war gut so, denn nun wirst du sie kennen lernen und begreifen, was es wert ist, sie zu besitzen.«
Yakup wollte noch nachfragen, da war die Stimme verstummt. Er stand allein und rechnete mit einem Angriff von zwei Seiten.
Der aber erfolgte nicht.
Yakup konnte sich den Grund nicht vorstellen. Beide hatten ihn töten wollen und ihn mit scharfen Worten darauf hingewiesen. Es geschah aber nichts. Beide schauten in seine Richtung und blieben auf ihren Plätzen wie festgenagelt stehen.
Wieso?
Sekunden vergingen. In Yakups Ohren war noch das entfernte Brausen zu vernehmen. So als würde eine Muschel »singen«.
Mehr geschah nicht.
Da versuchte Yakup es. Er wollte seine Feinde einfach locken oder provozieren und dabei herausfinden, wie weit sie nun gehen würden. Vom Tod hatten sie gesprochen. Aber hielten sie das Versprechen auch ein?
Yakups Körper war gespannt. Wenn es sein musste, konnte er innerhalb kürzester Zeit reagieren.
Er brauchte es nicht.
Nach dem ersten Schritt hatte er noch so etwas wie Angst verspürt, beim zweiten schon nicht mehr, und beim dritten Schritt begann er nachzudenken. Weshalb taten die beiden nichts? Warum folgten sie ihm nicht und griffen ihn an?
Er ging weiter. Yakup hatte sich sogar von ihnen abgewendet. Er schritt dabei auf Shimada zu. Als er auf gleicher Höhe mit ihm war, blieb er sogar stehen, doch Shimada unternahm nichts. Wenn er sich nach links wandte und seine Schwertklinge vorstieß, konnte Yakup kaum noch ausweichen. Nur tat Shimada das nicht.
Yakup konnte sich nicht vorstellen, dass die lebende Legende innerhalb weniger Sekunden geläutert worden war. Dass er nicht reagierte, musste einen anderen Grund haben.
Yakup verstand die Welt nicht mehr. Er wusste nur, dass er die Krone der Ninja auf dem Kopf trug, mehr war mit ihm nicht geschehen. Jedenfalls hatte er das Gefühl.
Bis Asmodis sich nicht mehr beherrschen konnte und etwas sagte, wobei er seine Gestalt mit einem Flammenring umgab. »Du hast es zunichte gemacht, Shimada. Du trägst die Schuld daran!«
»Welche?«
»Dass er verschwunden ist.«
Die lebende Legende lachte. »Verschwunden ja. Auch ich kann ihn nicht mehr sehen. Glaubst du wirklich, dass ich es
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