0415 - Roboter-Grauen
Shimada und die Gefahr, die von ihm ausging, vergessen. Der Unsichtbare hatte nur noch Augen für das überraschende Bild, das sich ihm bot.
Er hatte schon geahnt, dass wohl von anderer Seite her etwas wegen seines zu langen Fortbleibens unternommen worden war.
Dahinter musste einfach Jane Collins gesteckt haben, die es nicht mehr aushalten konnte und sich große Sorgen machte.
Shimada wollte Herrscher über das Reich der aufgehenden Sonne werden. Ein Mythenkaiser des Landes Nippon, er wollte die Herrschaft der Samurais wieder aufleben lassen, brauchte deshalb Verbindungen, und er war dabei, sie aufzunehmen.
Auf der Leinwand sah Yakup nicht allein John und Suko, sondern auch einen Zwerg, der sich, von stählernen Kolossen umgeben, mit den beiden Gefangenen unterhielt.
Was er sprach, konnte Yakup nicht verstehen. Allein an der Gestik des Mannes erkannte der Türke, dass er John und Suko nicht eben freundlich gesonnen war.
Er wollte Rache, vielleicht auch töten!
Wie konnte Yakup helfen?
Er hatte es in der Hand. Er war ein Unsichtbarer. Ihn konnte man nicht sehen, aber er musste erst noch die Grenze überwinden, und das würde schwer genug werden.
Bevor der Unsichtbare weiterging, schaute er sich die Leinwand noch einmal genau an.
Kam er da hindurch?
War das Tor auch für ihn geschaffen?
Fragen, auf die ihm die Praxis die Antwort geben musste. Yakup machte sich bereit. Auf seinem Kopf saß die Krone, sie hatte ihn schon einmal gerettet, jetzt musste sich beweisen, ob dies auch ein zweites Mal klappte. Eine Feuerprobe, wie sie im Buche stand, lag vor dem harten, aber gerechten Kämpfer.
Und er ging.
Diesmal schneller, denn er hatte plötzlich das Gefühl, sich beeilen zu müssen. Auf der Leinwand bewegten sich die Personen. John und Suko wurden in die Höhe gerissen, Shimada schaute fasziniert aus seinen grausamen, blauen Augen auf das Bild, und Yakup brauchte nur noch zwei, drei Schritte zu gehen, um das Ziel zu erreichen.
Für ihn eine Kleinigkeit.
Mit dem dritten Schritt erreichte er das Ziel. Plötzlich verließ er die magische Welt der Festung, gelangte in eineandere, in den Tunnel der Zeiten und merkte, dass er einen Fehler begangen hatte.
Der Helm auf seinem Kopf reagierte und verursachte Schmerzen, sodass Yakup das Gefühl hatte, sein Schädel würde zerspringen.
Yakup schrie auf, er drehte sich, sah Shimada, der von seinem Thron hochsprang und einen wilden Schrei ausstieß.
Da wusste Yakup, was geschehen war.
Er hatte seine Unsichtbarkeit verloren!
***
Ich war schon oft in meinem Leben aus einer Bewusstlosigkeit oder Ohnmacht erwacht. Diese Vorgänge ähnelten sich immer, obwohl sie sich in Details unterschieden.
So wie jetzt.
Mir kam es vor, als wäre mein Mund auf das Doppelte oder Dreifache gewachsen und dabei ausgetrocknet. Der Geschmack auf meiner Zunge war kaum zu erklären. Da musste schon der Vergleich mit einem alten Socken herhalten. Dieser Geschmack stammte von dem verdammten Giftgas, das Suko und ich eingeatmet hatten.
Es hatte nicht nur die Geschmacksnerven betäubt, sondern mich fast umgehauen. Meine Glieder schienen zu Blei geworden zu sein.
Nur unter Einsatz aller Kräfte konnte ich die Arme und Beine bewegen. Zum Glück funktionierte mein Gehirn.
Der Schluss lag nahe.
Man hatte uns matt gesetzt.
Schwerfällig drehte ich mich auf die rechte Seite, schob den Arm unter meinen Körper und hob den Kopf an.
In meiner Nähe lag Suko. Auch er war aus dem Reich der Träume erwacht. Seine Augen sahen glanzlos aus, die Stimme war nur ein Krächzen. »Wenn du dich genauso beschissen fühlst wie ich, John, dann sag nichts, sondern zwinkere nur mit den Augen.«
Das tat ich.
»Dann ist ja alles klar.«
Mehr war auch nicht klar. Wir mussten uns als Gefangene fühlen, die in einem ausbruchsicheren Raum lagen, unter dessen Decke schmale Lampen ein weiches Licht abgaben, das auch die letzten Ecken erreichte. Leer war der Raum nicht.
Es gab in der unmittelbaren Nähe einige Geräte, die mir verdammt unangenehm auffielen: Folterinstrumente!
Ein Eisengestell, in dem ein Mann stehen konnte. Es sah aus wie ein Käfig mit einem runden Deckel. Von den Stäben zweigten Ketten ab, die, durch Klammern an die Gelenke der Verurteilten angeschlossen, keinem der Bedauernswerten eine Chance ließen.
Als weiteres Folterinstrument diente ein Bock, auf den man sich legen musste. Der Haltegriff war noch rot vom Blut der Opfer.
Ich verspürte Magendrücken und hörte Suko zu, der fragte: »Hast
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