0416 - Der Monstermacher
er hier am wenigsten gerechnet hatte. Eine lautlose Stimme, die zu ihm sprach…
Die des Amuletts!
Er faßte nach dem Amulett, das im Gegensatz zu den Fingern seine Verwandlung zum Drachen-Ungeheuer und die Rückverwandlung überstanden hatte, weil sein Hals entsprechend dünn geblieben war. Die Kette war nicht zerrissen worden.
»Du funktionierst doch nicht!« entfuhr es ihm. »Wie kannst du da zu mir sprechen?«
Es kam keine Antwort. Aber es war sicher, daß es die Amulett-Stimme gewesen war. Zuweilen meldete sie sich bei ihm, und sie erweckte in ihm immer wieder das Gefühl, daß sich in Merlins Stern etwas ähnliches wie ein eigenes denkendes Bewußtsein bildete. Es war ein langsam voranschreitender Prozeß, für den er bisher keine Erklärung gefunden hatte.
Aber es war jetzt und hier unmöglich. Das Amulett war ohne Funktion.
Also war auch seine Gedankenstimme abgeschaltet! Beim ersten Besuch auf dem Silbermond war es ebenso gewesen. Trotzdem hatte Zamorra diese lautlose Gedankenstimme selten so klar artikuliert empfunden wie in diesem Augenblick.
Bleib beim Thema. Es geht um CRAAHN!
Wieder zuckte er zusammen, wieder tastete er nach der Scheibe, versuchte, sie mit Gedankenbefehl und Fingersteuerung zu aktivieren.
Nichts geschah.
Wonach suchst du?
Allmählich begann er das Unmögliche zu akzeptieren. Schulterzuckend löste er seine Hände von dem Amulett.
»Nach einem Datenspeicher«, sagte er halblaut. »Er muß versteckt und verschlüsselt sein. Ich muß ihn finden und weiß nicht, wie er aussieht.«
Zamorra schüttelte den Kopf. War er nicht verrückt? Da stand er in dem Labor eines mächtigen Dämons und führte Selbstgespräche…
Oder war das Amulett tatsächlich sein Dialogpartner?
Narr! Du weißt es sehr wohl. Erinnere dich an frühere Begegnungen.
Du lebst nicht in der Gegenwart. Du kämpfst nicht allein. Die MÄCHTIGEN auch nicht.
»Doch«, murmelte er. »Sie sind Einzelgänger, Individualisten. Das einzige, was sie zusammenführt, ist der große Plan, das Universum zu beherrschen. Aber sie bekämpfen sich notfalls sogar untereinander…«
Er hatte es erlebt!
Beim damaligen Aufenthalt hatten zwei MÄCHTIGE gegeneinander gekämpft, und einer war dabei vom anderen ausgelöscht worden. Aber das stand hier nicht zur Debatte. Plötzlich begriff er, daß seine Gedanken sich in völlig falschen Bahnen bewegten. Erst das Amulett hatte ihn mit der Nase darauf stoßen müssen.
Nicht allein…
Natürlich nicht! Damals hatten die MÄCHTIGEN ein Hilfsvolk besessen.
Die schattenhaften Meeghs mit ihren wolkenartigen, tödlich gefährlichen Sternenschiffen, Meeghs, die den MÄCHTIGEN sklavisch ergeben waren. In der Gegenwart gab es sie nicht mehr, waren sie ausgelöscht worden, und Zamorra hatte einen wesentlichen Anteil daran. [2]
Aber in der Vergangenheit waren sie natürlich noch da. Zamorra hatte es ja seinerzeit am eigenen Leibe miterlebt. Stützpunkte der Meeghs auf den Wunderwelten, auf dem Silbermond…
Warum nicht auch jetzt schon, in der noch früheren Epoche? Es war nicht anzunehmen, daß Coron alles allein machte. Das bedeutete, daß Meeghs ebenfalls hier waren. Und vielleicht…
Der Meister des Übersinnlichen schnipste mit den Fingern. Das konnte es sein. Vielleicht waren die Daten für CRAAHN in einem Rechengehirn der Meeghs gespeichert. Das war sogar sehr wahrscheinlich, denn schließlich waren die Meeghs dafür verantwortlich, daß Sara Moon mit CRAAHN infiziert worden war!
Und nun rate mal, wie so ein Computer der Meeghs aussieht…
Milder Spott klang durch. Das Amulett schien menschlicher geworden zu sein, als es anfangs den Anschein hatte. Zamorra schlug sich mit der Hand vor die Stirn.
Schwarzkristalle!
Mutierte, veränderte Dhyarra-Kristalle, denen man die Neutraliät genommen und sie zur Schwarzen Magie hin gepolt hatte! In den Sternenschiffen der Meeghs hatte Zamorra riesige Kristalle gesehen, mit Durchmessern von zwei bis drei Metern, die schwarz pulsierten und als Energieerzeuger dienten. Aber sie dienten auch der Steuerung und als Rechner, wenn sie in kleinerer Form existierten und spezialisiert worden waren.
Der Parapsychologe pfiff durch die Zähne. Das war es also, wonach er besser Ausschau halten sollte. Ein Schwarzkristall in handlichem Format, in dem das gesamte Psychoprogramm gespeichert war!
»Danke für den Tip«, murmelte er und kopfte gegen das Amulett. »Allerdings kannst du mir mal verraten, wieso du hier funktionierst, wenn alles andere an dir
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