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0416 - Der Monstermacher

0416 - Der Monstermacher

Titel: 0416 - Der Monstermacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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betrat es durch die offen stehende Eingangstür. Drinnen schimmerte angenehmes Dämmerlicht. Sie hatte es von vorher in Erinnerung, und es kam ihr jetzt wesentlich heller vor. Dabei war ihr klar, daß die Lichtstärke selbst sich nicht verändert hatte. Anders geworden war Nicoles Sehvermögen. Es paßte sich der Dunkelheit an.
    Sie mußte zu Zamorra. Vielleicht wußte er Rat. Vielleicht hatte er inzwischen auch schon herausgefunden, welche der zauberischen Substanz für eine Rückverwandlung benutzt werden konnte. Schon wollte Nicole ihre Schritte abwärts lenken, hinab zu Corons Labor, als sie stutzte.
    Sie wußte plötzlich, daß Zamorra sich nicht mehr dort unten befand.
    Er war auf dem Weg zu ihrem gemeinsamen Gästezimmer…
    »Potzblitz, woher weiß ich das denn?« stieß sie überrascht hervor.
    »Das ist doch gar nicht möglich…«
    Aber sie wußte es!
    Und als sie dann ebenfalls den Weg zum Gästezimmer einschlug, war ihr klar, daß sie Zamorra dort mit Sicherheit finden konnte. Sie wußte über seine Schritte Bescheid, konnte ihn, ohne ihn zu sehen, verfolgen.
    Eine neue Eigenschaft, die sie dem Vampirismus verdankte… ?
    ***
    Die beiden Druiden-Priester lösten ihre Hände von dem eingetrockneten Körper Tals. Dennoch sank Tal nicht zu Boden. Er schwebte jetzt, gehalten von der Magie der beiden Männer. Ein direkter körperlicher Kontakt war nicht mehr erforderlich, nachdem der zeitlose Sprung vollzogen worden war.
    Um sie herum erhoben sich Bäume. Massige, knorrige Stämme mit starken, aufwärts gerichteten Ästen, vielfach verzweigt und mit buntschillerndem Laub bedeckt. Und obgleich die Äste teilweise einander umgriffen und ein geschlossenes Blätterdach bildeten, wurde es unten am Boden nicht dunkel.
    Die Bäume – leuchteten.
    Sie sandten eine eigentümliche Helligkeit aus, die nicht richtig zu erfassen war. Sie entzog sich selbst dem Begreifen der meisten Druiden.
    Nur wenige von ihnen verstanden annähernd, wie diese Helligkeit erzeugt wurde, das Schimmern der borkigen Rinden. Es war eine Helligkeit der Seelen…
    Und es gab eine Verbindung zwischen den schimmernden Bäumen und den Druiden. Dies war der Hain der Lebensbäume, auf einem kleinen Hügel in der Nähe der Stadt. Starb ein Druide, so verdorrte auch sein Lebensbaum.
    Wurde andererseits der Baum krank oder zerstört, so siechte auch der Druide dahin und starb schließlich. Jeder war untrennbar mit einem, mit seinem Baum verbunden.
    Dies war die letzte Chance für Tal.
    Die beiden Priester standen mit geschlossenen Augen da, zwischen ihnen der schwebende Körper Tals. Unsichtbare Fühler tasteten umher, suchten nach dem Baum, der Tal war. Ungefähr hatten sie ihn schon lokalisiert, ehe sie sich hierher versetzten. Denn der Hain war groß, und man mußte schon wissen, wohin man sich zu wenden hatte, wenn man sich nicht hoffnungslos verirren wollte.
    Sie hatten festgestellt, in welchem Bereich Tals Baum stehen mußte.
    Jetzt mußten sie ihn nur noch finden. Aus der Nähe ging das besser.
    Aus ihren suchenden Gedanken hatten beide Druiden eine Schablone geformt, die sie der allmählich verlöschenden Körperaura Tals abgenommen hatten, und mit dieser Schablone tasteten sie nun die Bäume ab, um jenen zu finden, der Tals Struktur hundertprozentig entsprach.
    Ein leises Knistern ging durch die Stämme; das Laub der Baumkronen rauschte verhalten.
    Die Bäume flüsterten. Sie fühlten sich nicht gestört. Sie wollten helfen.
    Sie erkannten die tastende Gedankenschablone und lenkten sie weiter, dem Baum Tals entgegen.
    Dann sahen die beiden Priester ihn vor sich, und Schritt für Schritt näherten sie sich dem Stamm, Tal zwischen sich führend.
    Der Lebensbaum war dunkel. Sein Leuchten war fast völlig erloschen, große schwarze Flecken breiteten sich auf ihm aus. Die großen, starken Äste mit ihren zahlreichen Zweigen ragten nicht mehr zum Himmel empor, sondern waren nach unten gesunken, als trauerten sie um Tal. Die bunten Blätter waren stumpf geworden, trockneten ein. Eines löste sich vom Ast, schwebte in die Tiefe und berührte Tals Körper.
    Der Druide war tot, und sein Baum starb mit ihm…
    ***
    Zamorra zuckte zusammen, als sich eine Tür in der Zimmerwand bildete.
    Im gleichen Moment hörte er Nicoles Stimme.
    »Chèri, ich bin es. Mach keine Dummheiten, ja?«
    Nicole hier? Hatte er sie nicht in seiner Botschaft gebeten, draußen zu warten? Irritiert sah er sie an, als sie in das Zimmer trat.
    »Woher wußtest du, daß ich hier

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