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0417 - Die Straße der Gräber

0417 - Die Straße der Gräber

Titel: 0417 - Die Straße der Gräber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Keine Gewehrmündung bedrohte mich mehr. Die Leute hatten ihre Waffen über die Schulterngehängt. Neben mir ging der bärtige Klaus. Ab und an warf er mir einen bösen Blick zu.
    Wir gingen nicht den gleichen Weg zurück, sondern schlugen einen Bogen durch den düsteren Wald. Es war tatsächlich finster geworden. Nicht immer sah ich die Zweige der Bäume und die dornigen Arme der Büsche, die über meine Kleidung kratzten oder auch gegen das Gesicht schlugen. Es war zudem nicht einfach, mit gefesselten Händen zu laufen. Da konnte ich leider keine Hindernisse aus dem Weg räumen.
    Niemand sprach.
    Das dumpfe Tappen der Schritte begleitete mich. Ich hörte auch heftiges Atmen. Die Leute waren nervös geworden. Als sensibler Mensch spürte ich die Spannung, unter der sie standen. Sie standen dicht vor einer wichtigen Entscheidung, wahrscheinlich der wichtigsten ihres Lebens, und sie wußten selbst nicht, wie dieser Fall enden würde.
    Dem Unterholz folgte ein Graben. Ihn überwanden wir und erreichten das graue Band einer Straße, die zum Dorf führte. Ich sah die Häuser als noch dunklere Schatten. Nur wenige Lichter brannten noch. Ein Mann kam uns entgegen.
    Seine schweren Schritte stoppten erst, als er uns erreicht hatte.
    Tremper hatte mich so hingestellt, daß der Mann nicht merkte, in welch einem Zustand ich mich befand. »Und keinen Mucks!« zischte mir Tremper noch zu.
    »Na klar.«
    Der Stuntman sprach mit dem anderen. »Herr Bürgermeister«, redete er ihn an. »Ich begrüße Sie.«
    »Aber das bin ich doch gar nicht. Kommen Sie, ich bin kein Bürgermeister, Herr Tremper.«
    »Für mich ja.«
    »Das ehrt mich natürlich.«
    »Haben Sie es denn geschafft?«
    »Ja, wie besprochen. Ich habe räumen können. Die Bewohner freuen sich, Ihnen behilflich sein zu dürfen. Wir habendie Scheinwerfer auch installiert. Die Kameras kommen ja noch, wie Sie sagten.«
    »Sicher.«
    »Die Leute halten sich in einer Turnhalle auf. Sie befindet sich außerhalb des Dorfes. Wann können Sie wieder in ihre Häuser zurück?«
    Tremper hob die Schultern. »Ich schätze, daß Mitternacht schon vorüber sein wird, wenn wir fertig sind.«
    Der andere winkte ab. »Das ist ja nicht schlimm. Ist es denn ein harter Streifen? Werden wir auch so berühmt wie das Glottertal, wo die Serie Schwarzwald-Klinik…?«
    »Da muß ich Sie leider enttäuschen. Wir verkaufen einen Film und drehen keine Serie.«
    »Na ja, vielleicht ist es ein Anfang. Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Glück, Herr Tremper.«
    »Danke, das können wir brauchen.«
    Der Mann verschwand. Grinsend kehrte Tremper zu uns zurück.
    »So wickelt man die Leute ein«, sagte er und rieb seine Hände. »So, Freunde, der Ort wartet auf uns.«
    Wir hatten es nicht mehr weit. Ich kannte die netten, kleinen, sauberen Orte im Schwarzwald. Auch dieser hier würde sicherlich so sein, nur war in der Dunkelheit davon nichts zu erkennen. Und auch die Lichter reichten nicht aus, um viel sehen zu können. Eine dunkle Straße, kleine Gassen, ein rauschender Bach, Geschäfte, die geschlossen hatten, ein Kiosk mit Andenken, ein Trödler, der einige seiner Waren vor dem Laden stehen hatte, ein kleiner Brunnen, von Bänken eingerahmt, aber keine Menschen. Wir waren die einzigen, und unsere Schritte wurden als Echos von den Wänden der Häuser zurückgeworfen.
    Ein völlig normaler Ort, der mir trotzdem unheimlich erschien, weil er eben so ausgestorben war. Tatsächlich hatte Tremper Scheinwerfer herschaffen lassen. Sie standen an den Hauswänden, waren aber nicht eingeschaltet, und sie würden auch dunkel bleiben.
    Ein Ziel gab es trotzdem. Es war eine Laterne. Wie sie indiese Straße kam, wußten wohl nur wenige. Jedenfalls paßte sie nicht in die Umgebung. Eine rotlackierte Laterne hatte ich auch noch nicht gesehen.
    Sie sah aus wie aus dem letzten Jahrhundert. In der Glaskuppel brannte ein helles Licht, das den Boden jedoch nicht mehr erreichte.
    Da wir auf die Laterne zuhielten, stellte ich die erste Frage: »Hat sie etwas mit Ihnen zu tun?«
    Tremper nickte. »Wir haben Sie aufgestellt. Eine Filmdekoration. Die Leute waren einverstanden.«
    »Und dann noch rot gestrichen.«
    »Ist trotzdem keine rote Laterne, Sinclair.«
    »Das habe ich auch nicht angenommen.«
    Tremper faßte mich an. Ich mußte dem Druck seiner Hand folgen und konnte ihn nicht daran hindern, daß ich mit dem Rücken gegen die Laterne gedrückt wurde. »Wir werden Sie festbinden, Sinclair…«
    »Aber ich bin

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