0419 - Der Grusel-Star
seinen Armen. Suko hörte das Wimmern des jungen Mannes. Ihm ging es schlecht. Er hatte die vier Finger seiner rechten Hand verloren. Zum Schmerz kam der Schock. Suko wußte nicht, wie der junge Mann reagieren würde. Möglicherweise drehte er durch, wenn er die ganze Tragweite dieser Verletzung begriff.
Noch einmal hörte Suko ihn fast schluchzend atmen, danach wurde Nikos in seinen Armen schwer.
Der Chinese kannte das Zeichen. Nikos war bewußtlos geworden.
Da Suko Nikos auch nicht immer festhalten wollte, ließ er ihn behutsam zu Boden gleiten. Auf dem Rücken blieb er liegen, und Suko wollte sich nun um den anderen kümmern.
»Wer sind Sie?«
»Ich heiße Vincent van Akkeren. Mir gehört die Yacht.«
»Dann sind Sie ein Pirat.«
Der andere lachte rauh. »Wenn Sie es so sehen, mir ist esegal, obwohl ich mich als Regisseur bezeichne. Ich bin zu einem Grusel-Star gemacht worden und fühle mich in der Rolle sehr wohl.«
»Von Ihnen habe ich noch nie gehört.«
»Das ist auch nicht weiter tragisch, Suko. Ich kenne Sie und ihren Freund Sinclair, den ich ebenfalls in die Falle gelockt habe. Ich will Sie nicht mit Einzelheiten langweilen, da es mir vor allen Dingen auf Sinclair ankommt. Und ihn habe ich.«
»Was wollen Sie von uns?«
»Das braucht Sie nicht zu interessieren. Für mich sind Sie dem Tod geweiht. Ich will Ihnen nur erklären, wie aussichtslos Ihre Lage doch ist, und da beziehe ich den jungen Burschen mit ein. Auf dieser Yacht wurde ein Film gedreht. Ein knallharter Horrorstreifen, der alle Grenzen überschreitet. Ich habe mir damit meinen ersten Traum verwirklichen können und habe die Yacht speziell für diesen Film hin umbauen lassen, wenn Sie verstehen.«
»Noch nicht.«
»Dann will ich es Ihnen sagen. Das Schiff hat sein Aussehen nicht verändert, doch innen ist es total umgebaut worden. Es enthält Fallen, Tricks, Grauen und Tod, wenn ich dies einmal so direkt sagen soll. Die Yacht ist der eigentliche Star in meinem Leben. Sie gibt mir das Gefühl, ein Herrscher und ein Spieler zu sein. Lassen Sie es sich gesagt sein, nur wenige Darsteller haben es geschafft, mit dem Leben davonzukommen. Ich bin gespannt, wie Sie reagieren, Suko.«
»Ich begreife Sie noch immer nicht ganz. Was wollen Sie mir eigentlich damit klarmachen?«
»Daß Sie in der Falle sitzen und ich mich um Sie nicht zu kümmern brauche. Für mich ist Ihr Partner Sinclair viel wichtiger. Er hat das Wissen, das mich interessiert. Sie sind Ballast, den ich normalerweise über Bord werfen würde, aber ich denke in diesem Fall anders. Sie können bleiben und sterben. Irgendwann werde ich Ihre Leiche dem Meer übergeben. Bis es soweit ist, werden Sie und der Junge wahre Höllenqualen erleben und feststellen können, was es heißt, Todesangst zu haben. Ein Entkommen ist so gut wie unmöglich. Ich, Vincent van Akkeren, habe für alles gesorgt. Und nun lasse ich euch allein…«
Bevor das Gesicht verschwand, verzog es sich noch. Die Lippen spannten sich, als bestünden sie aus Gummi. Dann hörte Suko das hämische, grausame Lachen, das ihm Schauer über den Rücken jagte.
Das Gesicht zog sich zurück. Es drückte sich praktisch nach hinten in die tiefe Schwärze der Spiegelwand hinein.
Nur die vier Totenköpfe blieben noch. Aus ihnen stiegen die Flammen wie brennende Finger, bewegten sich, tanzten mal über die Ränder der Schädel hinweg, als wollten sie mit ihren feurigen Spitzen nach bestimmten Dingen suchen.
Suko mußte die Worte erst verdauen. Er hatte alles sehr deutlich verstanden. Nur war ihm der Name Vincent van Akkeren völlig neu. Auch John Sinclair hatte ihn noch nie erwähnt. Sukos Meinung nach mußte dieser schwarzhaarige Typ ein neuer Joker in einem mörderischen Spiel sein. Er war aus dem Nichts gekommen und hatte sich als verdammt selbstbewußt gegeben.
Was war das für ein Film, den dieser Grusel-Star als Regisseur gedreht hatte?
Suko hatte von ihm noch nie etwas gehört. Er konnte sich darunter nichts vorstellen, aber van Akkeren mußte bei bestimmten Personen einen verdammt guten Namen haben.
Die Fallen auf dieser umgebauten Yacht existierten noch, hatte er Suko gesagt. Demnach mußte der Inspektor damit rechnen, sich in einer tödlichen Gefahr zu befinden, die ihn jeden Augenblick vernichten konnte.
Er sah sich um.
In der Kabine war nichts zu erkennen, was darauf hingedeutet hätte. Nur das Feuer in den Schädeln brannte noch, so daß sich der Chinese schon fragte, ob die eigentliche Gefahr von diesen
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