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0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

Titel: 0419 - Die Klinik der tödlichen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihre Zwecke ideal. Vermutlich hatte sich Muscoe die Hütte für einen derartigen Fall angeschafft und vorbereitet.
    Sie lag völlig verlassen zwischen Sanddünen und Strandgras. Kein Geräusch verriet, daß es überhaupt außer uns noch Menschen auf der Welt gab. Ein Flugzeug, das einmal in der Nähe vorbeikam, machte die Verlassenheit nur noch deutlicher. Die Hütte selbst war schäbig und klein, aber massiv und fest gebaut.
    Fenner wachte auf. Er schüttelte seinen Kopf, sah sich irre um und schien plötzlich zu kapieren. Seine Augen wurden weit, er stürzte sich auf mich und trat mich mit dem Absatz in den Magen.
    Meine Beine fingen an, mir nicht mehr zu gehorchen. Sie waren jetzt vollkommen taub und gefühllos. In den Armen spürte ich noch den klopfenden Schmerz der Ellenbogen.
    Jemand riß Fenner zurück und zischte:
    »Spar dir das für später auf, da bleibt dir noch viel Zeit.«
    Plötzlich schrie Fenner auf: »Aber wie soll ich zurückkommen? Wenn ihr den Wagen nehmt, bin ich hier verloren!«
    »Du hast doch zwei Beine, oder?« sagte der andere grinsend und schloß die Tür der Hütte auf. Er kam wieder zurück, packte mich an den Beinen und schleifte mich hinein.
    Innen war es muffig und dumpf. Er schleppte mich in den hinteren Raum, legte mich auf eine mottenzerfressene Bambusliege und legte einen Bastteppich direkt vor die Liege.
    Fenner war hinter ihm in den dunklen Raum getreten. »Hört mal, ich schlage vor, daß ihr in der Kneipe an der Tankstelle auf mich wartet, an der Henderson Avenue. Ihr habt dann ein Alibi, denn der Wirt kann euch sehen, und ich setze mich gleich in das Auto, wenn ich hinkomme. Das sind keine zwei Meilen, das schaffe ich!«
    »Dann kannst du auch noch die Meile weiter zur Bushaltestelle laufen!« grinste der Fahrer, der plötzlich hinter Fenner auftauchte. Er trug in jeder Hand einen Benzinkanister.
    »Aber gut, wir warten bei der Kneipe auf dich!« gab plötzlich der zweite Mann unerwartet nach. Ich merkte, daß er log, und auch Fenner merkte es. Aber er sagte nichts.
    Der Fahrer schraubte den ersten Kanister auf und goß den Inhalt langsam und gleichmäßig über den Bastteppich und über die porösen Polster der Liege. Er schwappte den letzten Rest über meine Beine und grinste breit, als ich zurückzuckte.
    »Gib mir den zweiten Kanister!« sagte er zu seinem Kumpel und schraubte auch da den Deckel ab. Dann wandte er sich an Fenner und knurrte: »Draußen in der Küche ist ein Kerzenstummel. Hol ihn her!«
    Während Fenner hinausging, erklärte der Fahrer dem anderen, was Muscoe sich ausgedacht hatte:
    »Die Kerle von der Feuerversicherung sind ziemlich clevere Burschen, sie können sogar aus einem Haufen Asche eine Menge herauslesen. Wir werden also eine Kerze aufstellen und anzünden, bevor wir gehen…« Der andere unterbrach ihn:
    »Aber dabei können wir in die Luft fliegen!«
    »Keine Angst, das ist die Arbeit von Fenner. Und vermutlich fliegt auch er nicht hoch, das Luft-Benzindampf-Gemisch explodiert nur unter gewissen Umständen.«
    In dem Moment kam Fenner zurück. Er brachte den Kerzenstummel, sie stellten ihn auf den wackeligen Tisch, tränkten das Tischtuch mit Benzin, und legten dann eine Spur von dem kleinen Benzinofen in die Ecke bis zu meiner Liege. Dann gossen sie ,den Rest aus dem zweiten Kanister gegen die ausgedörrten Holzwände und sahen sich zufrieden um, ob sie auch nichts vergessen hatten.
    »Mach’s gut, alter Junge!« sagte der erste mit gespielter Freundlichkeit zu Kenner, und der zweite klopfte ihm schadenfroh auf die Schulter. Mich beachteten sie schon längst nicht mehr.
    Als das Geräusch des abfahrenden Fords schon nicht mehr zu hören war, stand Fenner immer noch hochaufgerichtet und sah zu der Tür hin, aus der die beiden verschwunden waren.
    Sein geschniegelter Anzug war jetzt verknautscht, seine Krawatte hatte Flecken bekommen, und seine Manschetten waren grau. Sein hageres Gesicht wirkte verfallen und durchsichtig, als er sich wieder mir zuwandte. Aber er bemerkte mich immer noch nicht. Jetzt gab er sich Mühe, alles richtig zu machen, denn davon hing die Laune seines Morphiumlieferanten und Chefs ab.
    Er hockte sich vor den kleinen Ofen, legte eine Schachtel Streichhölzer daneben, knüllte ein bißchen Zeitungspapier dazu, damit es möglichst echt aussehen sollte, falls die Spezialisten die Ruine untersuchen würden. Dann kontrollierte er die Fenster, ob alles gut verrammelt war, sah auf die Leuchtziffern seiner Uhr und atmete tief

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