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0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

Titel: 0419 - Die Klinik der tödlichen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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warf er uns einen seltsamen Blick zu.
    Langsam legte er den Hörer wieder auf die Gabel: »Da draußen auf der Road hat es einen Unfall gegeben, ein Mann wurde von einem schweren Wagen angefahren und liegt schwerverletzt auf der Straße. Der Wagen ist geflohen.«
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Unsere Landstreife wurde von Passanten alarmiert.«
    »Wer ist der Verletzte?« fragte ich leise.
    »Ein G-man!« sagte der Sheriff.
    ***
    Der Jaguar preschte mit heulender Sirene über die Straße.
    Der Sheriff klammerte sich auf dem Notsitz fest und starrte zwischen uns nach vorne auf die Fahrbahn.
    Die Konzentration, die die Raserei erforderte, löste plötzlich einen Haken in meinem Kopf. Ich sah mit einemmal verschiedene Dinge klar, die vorher nicht zusammengepaßt hatten.
    Als ich die Menschenmenge sah, die wie eine dunkle Traube plötzlich von den vordersten Spitzen meiner Scheinwerferstrahlen erfaßt und geisterhaft erleuchtet wurde, bremste ich leicht und fuhr in einem scharfen Bogen um die Unfallstelle herum.
    Wir rannten über den taufeuchten Asphalt zu der reglosen Gestalt, die gerade von zwei weißgekleideten Männern auf eine Bahre geiegt wurde.
    Ich blieb atemlos stehen.
    Der Verletzte war der Mann, der Clark Dillard beschattet hatte.
    Ich sah den Unfallarzt fragend an.
    »Schwere Gehirnerschütterung«, sagte er, »ich denke, er kommt durch, aber er muß sofort in eine Klinik, und vor morgen ist er in keinem Fall vernehmungsfähig!«
    Ich zuckte die Schultern und sah zu, wie die Bahre im Krankenwagen verschwand! In mir stieg ohnmächtige Wut hoch.
    Ich wandte mich an die Menschenmasse, aber alle waren erst später gekommen. Keiner hatte etwas gesehen, keiner hatte etwas gehört. Als ich weiter mit Fragen in sie drang, wichen sie zurück und verschwanden in ihren Autos.
    Doch plötzlich brüllte ein Mann: »Kommt her! Ich glaube, da ist der Wagen, der ihn angefahren hat!«
    Er war außer Atem und wies mit der Hand zu dem dichten Wald auf der anderen Straßenseite. Wir folgten ihm, während die Leute des Sheriffs die zurückströmende Masse fernhielten, damit keine Spuren vernichtet wurden.
    Hinter den ersten Bäumen fanden wir schon den Wagen.
    Es war der Dienstwagen unseres Kollegen.
    »Der Kerl hat ihn herausgelockt und überfahren!« knurrte Phil zwischen den Zähnen hervor. Ich nickte. Wir sahen uns um. Hatte sich Dillard seines Verfolgers entledigt, weil er etwas vorhatte, was er allein erledigen wollte?
    Als ich mit meinen Gedanken bei diesem Punkt anlangte, sah ich etwas Weißes durch die Bäume schimmern.
    Ich jagte los.
    Der weiße Bentley stand keine zweihundert Yard weiter in einer schmalen Schneise. Die Kühlerhaube war in einen Baum verkrallt, die Scheiben waren zersplittert.
    Über der Steuersäule hing Clark Dillard.
    Aus einer Wunde an seiner Stirn floß eine schmale Blutbahn.
    Eine Wunde, die nur von einer Pistolenkugel hervorgerufen wird. Und ich war sicher, daß die Ballistiker feststellen würden, daß es sich um das gleiche Kaliber handelte wie bei Ann Graham. Sorgfältig untersuchte ich Clark Dillard. Das, was ich suchte, fand ich nicht: den Brief, von dem Ellen gesprochen hatte.
    Wir überließen die Spurensicherung dem Sheriff, der die Mordkommission anrufen sollte, und liefen über den holprigen Waldboden zu dem Jaguar zurück.
    Während ich auf Vollgas schaltete, erläuterte ich Phil meine Theorie. Er war nicht begeistert davon, hatte aber nichts Besseres anzubieten.
    Ich schaltete die Funkanlage ein und gab den Hörer an Phil. Er sprach ein paar Minuten in das Gerät hinein, wiederholte seine Anordnungen und schaltete dann aus. Unsere Leute sollten einen dichten Kreis um das Sanatorium ziehen, aber nicht eingreifen.
    Dann sahen wir das Ankündigungsschild des Bright-View-Sanatoriums. Ich bremste und schlug den angegebenen Weg ein. Es war ein schmaler Weg, der mit Pfeilen markiert war.
    Ich hielt an und schaltete die Scheinwerfer ab.
    Wir mußten nicht lange warten. Ich hörte das leise Brummen der starken Motoren hinter uns, dann vor uns, dann wurde es still.
    »Es ist soweit!« sagte ich. Langsam lenkte ich den Jaguar bis vor das altertümliche Portal des Sanatoriums.
    Es war totenstill.
    ***
    Ich sah mich noch einmal um, bevor ich den altmodischen Klopfer in Bewegung setzte. Er dröhnte dumpf und unheimlich.
    Nichts geschah. Ich klopfte noch einmal, dann flammte hinter dem Fenster neben der Tür Licht auf, und eine verschlafene Stimme fragte:
    »Wer ist da?«
    »Machen Sie bitte auf!«

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