042 - Dämonenbrut
aufzuhalten. Über das Vorstadium der Behandlung bin
ich leider nicht hinausgekommen. Es ist ein sehr schwieriger Fall. Ich hoffe
jedoch, spätestens übermorgen einen Schritt weiterzukommen. Es ist nicht immer
einfach, eine Person in Tiefenhypnose zu versetzen. Ich muß noch Barrieren
überwinden.
Die
Vorbereitungen zielen daraufhin. Mister Morgan leidet unter dem Wahn, seinen
Sohn ermorden zu müssen. Dieser Zwang wird immer stärker in ihm. Er sieht den
Jungen als potentiellen Gegner an. Ich habe nie zuvor einen ähnlichen Haß
zwischen Vater und Sohn erlebt wie in diesem Fall. Aber das hängt auch damit
zusammen, daß Mister Morgan überzeugt davon ist, Danny sei nicht sein Sohn.«
Larry wollte
diese Angelegenheit nicht weiter erörtern. Ihm kam es auf etwas anderes an, und
es gelang ihm, geschickt und unbemerkt von Lawer das Gespräch in die von ihm
gewünschte Richtung zu steuern.
»Sie würden
also befürworten, daß Mister Morgan unter ständiger Beobachtung steht?« fragte
er dann im richtigen Augenblick.
»Ja - und
nein! Noch besteht keine akute Gefahr.«
»Aber es läßt
sich auch nicht abschätzen, wann diese Gefahr plötzlich akut wird, nicht wahr,
Doktor?«
»Soweit ich
es noch übersehen kann, doch. Aber es gibt natürlich Faktoren, die sich auch
meiner Kenntnis entziehen.«
»Ich habe
vor, Ed Morgan in den nächsten Tagen auf Schritt und Tritt zu bewachen und mit
ihm zu sprechen, Doc. Was halten Sie davon?«
Lawer machte
ein verunglücktes Gesicht. »Wenn er merkt, daß es ein Polizist ist, der ihn
beschattet, dürfte er vielleicht auf unangenehme Weise reagieren. Morgan ist
nicht gut auf die Polizei zu sprechen. Er macht ihr - unbewußt allerdings, es
ist ihm nicht bekannt - zum Vorwurf, daß sie Danny nicht härter vorgenommen
hat. Für ihn ist der Junge ein Mörder. Eine unheimliche, absurde Vorstellung,
von der man ihn befreien muß. Ein fünfjähriges Kind - ein Mörder?«
Larry gab zu
verstehen, wie er sich seinen Plan vorstellte. »Morgan brauchte nicht zu
wissen, welchen Grund ich wirklich habe. Sie könnten ihm erklären, daß ich -
Ihr Mitarbeiter sei.«
»Das ist
keine schlechte Idee. Auf diese Weise wird es Ihnen gelingen, einen tieferen
Einblick in die Psyche und Verhaltensweise des Patienten zu bekommen. Vor allen
Dingen haben Sie dann auch die Gelegenheit, Morgan in seiner privaten Sphäre zu
erleben. Verstehen Sie etwas von Psychologie?«
»Ja. Ich habe
drei Semester studiert.«
»Ausgezeichnet,
das ist immerhin schon eine Grundlage.«
Um halb elf
morgens kam Ed Morgan zur ersten Behandlung. Larry wurde ihm vorgestellt.
Morgan machte einen scheuen, kopflosen Eindruck. Er sah gehetzt, nervös und
verbraucht aus. Die letzten Monate hatten aus diesem Mann ein Wrack gemacht.
Larry wurde
Zeuge der ersten Sitzung. Sie gelang zur Zufriedenheit von Dr. Lawer. Er drang
nicht sehr tief in die Vergangenheit vor, es war mehr ein Sondieren, ein
Vorfühlen, um die Grenzen abzustecken.
Es kam für
Larrys Zwecke nicht allzu viel dabei heraus. Doch dieser Morgen in der Praxis
Lawers führte immerhin dazu, daß Brent und Ed Morgan schließlich gemeinsam das
Haus verließen.
Sie nahmen
einen Drink zu sich, kamen miteinander ins Gespräch, und Ed Morgan taute auf
wie ein Eisberg, den man der Sonnenstrahlung aussetzt.
Am späten
Nachmittag lernte Larry Brent den Rest der Familie kennen, und damit war er
bereits einen großen Schritt weiter.
Als Larry
Danny zum ersten Mal sah, erschrak er. X-RAY-3 hatte sich den Jungen nicht so
groß und stark vorgestellt. Danny war ein Riesenbaby. Ein Außenstehender würde
darüber lachen, wenn er hörte, daß sein Hauptaugenmerk dem kleinen,
ungewöhnlichen Jungen galt. Die Augen fielen ihm besonders auf. Sie waren kalt
und sezierend. Das waren nicht die Augen eines Kindes, sondern die eines
kühlen, abwägenden Rechners.
●
Am nächsten
Morgen hatte Larry Gelegenheit, mit Mrs. Morgan unter vier Augen zu sprechen.
Danny spielte in seinem Zimmer und störte sie nicht.
Mrs. Morgan
schüttete ihr Herz aus. Sie konnte die Tränen nicht zurückhalten.
»Ed ist so
häßlich geworden zu uns allen«, schluchzte sie. »Dabei war er immer ein so
wunderbarer Mensch, der jedem Streit aus dem Weg ging. Hoffentlich kann man ihm
helfen, damit er wieder so wird, wie er mal war. Ich fürchte, daß mein Mann
sehr krank ist.«
Brent nickte.
»Doktor Lawer gibt sich alle Mühe. Und jetzt bin ich auch noch da, um Ihrem
Gatten zu helfen. Wir versuchen, seinen
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