042 - Dämonenbrut
Fall von zwei Seiten her einzukreisen.
Ich bin froh, daß ich sie heute morgen allein antreffe, Missis Morgan. So kann
ich Ihnen einige Fragen stellen, die Ed nicht zu hören braucht.«
Es waren sehr
heikle Fragen. Larry wußte durch Dr. Lawer, daß Ed Morgan in der Tiefenhypnose
einige Bemerkungen gemacht hatte, die speziell das sonderbare Verhalten seines
Sohnes Danny betrafen.
Die Sache mit
dem verschwundenen Pyjama war zur Sprache gekommen, und Morgan hatte auch nicht
verschwiegen, daß er in der Mordnacht ein weiteres unheimliches Erlebnis gehabt
hatte.
Die
Raubtieraugen seines Sohnes hatten ihn feindselig angestarrt!
Der
Psychotherapeut war sich noch nicht ganz im klaren darüber, in welchem
Zusammenhang er diese Eröffnung bringen sollte.
Larry ließ
sich seine Überraschung nicht anmerken, als er erfuhr, daß Ed Morgan auch
seiner Frau gegenüber diese Mitteilung Wochen nach dem Mord in seiner Wohnung
gemacht hatte.
»... er
benahm sich wie ein Fremder, wie ein - Geistesgestörter«, murmelte Sheila
Morgan mit blassem Gesicht. »Er bezeichnete Danny als Teufel mit einem
Engelsgesicht und sagte, daß die Mordkommission unter der Leitung von Captain
Jeffers aus lauter Trotteln bestünde. Ein Junge von fünf Jahren sollte etwas
mit einem Mord zu tun haben? Ich muß allerdings ehrlich gestehen, daß er mich
unsicher machte. Denn es gibt da eine Sache, die mir bis heute zu schaffen
macht, und über die ich bisher noch mit keinem Menschen gesprochen habe.«
Sie biß sich
auf die Lippen, und ihre matten Augen musterten den PSA-Agenten.
»Was ist es?«
munterte Larry sie auf.
»Ich weiß
nicht, ob ich darüber sprechen kann.«
Eine
nachdenkliche Falte lag auf Sheila Morgans Stirn.
»Wenn es aber
Ihrem Mann weiterhilft?«
Sie zuckte
die Achseln. »Das glaube ich nicht. Es würde ihn eher noch mehr beunruhigen.
Seiner Meinung nach nämlich würde es nur seine verrückte Idee bekräftigen. - In
jener Mordnacht habe ich unter Dannys Fingernägeln Blut gesehen«, sagte sie
schnell, und ihre Augen weiteten sich vor Schrecken, als hätte sie eine Angabe
gemacht, die gefährlich für sie sein könnte. In diesem Moment sah sie aus wie
eine Geistesgestörte, und Larry hatte zum erstenmal den Eindruck, daß die
Vorfälle in diesem Haus einen ernsthaften Schaden bei Mrs. Morgan
zurückgelassen hatten.
»Er darf das
natürlich nicht wissen«, fügte sie sofort hinzu. »Es würde nur zu dem
blutverschmierten und verschwundenen Pyjama passen, nicht wahr? - Aber ich habe
da meine eigene Idee, der er mir natürlich nicht folgen kann.« Sie kicherte
leise und preßte die Hand vor den Mund wie ein schüchternes Mädchen, das sich
nicht zu äußern wagt. »Danny muß beobachtet haben, wie der Mörder meine Mutter
umbrachte. Schon die Polizei hatte diese Ansicht. Aber dann setzte sich doch
die Meinung durch, daß der Junge das Verbrechen nicht mitbekam und daß er
schlief. Wir fanden ihn schlafend im Bett. Hat Ed Ihnen das nicht schon gesagt?
Ich aber denke, daß er wach war, daß er alles sah - und vor Erschöpfung ist er
wieder eingeschlafen. Und er hat später - nach dem Erwachen - wohl geglaubt,
alles sei nur ein böser Traum gewesen.«
Larry konnte
den widersprüchlichen Bemerkungen der Frau nicht ganz folgen.
»Aber der
Pyjama. Er muß ihn doch ganz bewußt umgetauscht haben.«
Sheila Morgan
sah Larry Brent mit ihren großen Augen an. »Das behauptet Ed, ja. Aber der
Pyjama ist nirgends zu finden.«
Sie bewegten
sich im Kreis. X-RAY-3 erkannte, daß Sheila Morgan nicht in der Lage war, einen
logischen Gedanken zu denken. Offenbar wußte sie selbst nicht, was sie glauben
konnte und was nicht.
Gegen halb
zwölf kam Ed Morgan nach Hause. Er freute sich, Larry zu sehen. X-RAY-3 fragte
ihn, weshalb er so früh außer Haus gegangen sei und er erfuhr, daß dies in der
letzten Zeit öfter vorkam.
»Ich fühle
mich zu Hause nicht mehr wohl«, lautete die lakonische Erwiderung. »Wenn ich
schon das Gesicht des Kindes sehe, wird es mir ganz anders.«
Der Haß Ed
Morgans auf den Jungen war beachtlich.
Er schrie ihn
an, schlug und trat, und zum Essen durfte Danny nicht mit ihnen an einem Tisch
sitzen.
X-RAY-3
konnte es kaum noch mit ansehen. Er fühlte sich hier als ein Außenstehender,
als ein Fremdkörper, und am liebsten hätte er die Einladung zum Essen
ausgeschlagen. Aber das war schlecht möglich. Er hatte die Rolle des ständigen
Bewachers und Beobachters nun mal zu spielen. Er konnte sich nicht davor
drücken.
Es
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