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0420 - Der Magier von Lyon

0420 - Der Magier von Lyon

Titel: 0420 - Der Magier von Lyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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protestieren, Zamorra. Wecken Sie meinen Mandanten unverzüglich wieder auf.«
    »Gleich, Mondee…«
    »Jetzt, sofort!« Schneidend scharf kam Mondees Stimme, und mit einem Schritt war er neben Zamorra und legte ihm die Hand auf die Schulter. Wie eine Stahlklammer packte diese Hand zu und wollte Zamorra damit zwingen, die Anweisung auszuführen und dann aufzustehen, um das Zimmer zu verlassen.
    Zamorra zuckte mit den Schultern.
    Mondees Hand flog zurück. Durch den Anzugstoff hindurch glaubte er von einem elektrischen Schlag getroffen worden zu sein. Dabei hatte Zamorra nur seine Körper-Aura kurz spürbar werden lassen. Wäre Mondee ihm wohlgesonnen gewesen, hätte er diese kurze Reaktion als angenehm empfunden.
    Da setzte der Mann, den man den ›Meister des Übersinnlichen‹ nannte, bereits das Amulett ein. Es tastete mit seinen fragenden Impulsen das Bewußtsein Roquets ab, und zusätzlich berührte Zamorra Roquets Stirn mit der Hand.
    Durch das Amulett verstärkt, rief er Roquets Erinnerung ab.
    Er sah gewissermaßen durch Roquets Augen. Leise kommentierte er die Bilder, die er sah. »Ich parke den Wagen ein, steige aus. Ich sehe mich um. Schaufenster, ein paar Passanten. Auf der anderen Straßenseite der Dunkelhaarige. Ich weiß, daß er Lacroix ist, obgleich ich ihn nie gesehen habe. Wie weit ist er entfernt? Dreißig, nein vierzig Meter. Das wird reichen. Er sieht mich nicht. Das ist auch gut so. Ich weiß plötzlich, daß sich eine geladene Pistole in meiner Tasche befindet. Ich ziehe sie hervor. Ich ziele und schieße. Lacroix ist tot. Ich stecke die Waffe wieder ein und setze mich in meinen Renault 5. Ich habe meinen Auftrag erfüllt. Aber warum reißt ein Fremder die Autotür auf und will mich herauszerren? Verständnislos sehe ich ihn an. Was will der Mann von mir? Warum schreien und bedrohen mich die anderen Passanten? Zwei, drei Polizeiwagen stoppen mit Blaulicht und heulenden Sirenen. Uniformierte Beamte springen auf mich zu. ›Er ist ein Killer‹, höre ich jemanden rufen, und ein anderer schreit: ›Ich hab’s gesehen! Er hat den Mann einfach so erschossen. Die Pistole ist in seiner rechten Jackentasche! ‹ Was für eine Pistole? Sie legen mir Handschellen an. Einer zieht die Pistole aus meiner Tasche, nimmt das Magazin heraus. Eine Patrone fehlt. Aber wie zum Teufel kommt die Pistole in meine Tasche? Ich sehe zur anderen Straßenseite. Dort liegt jemand. Ein Krankenwagen stoppt, ein Notarzt springt heraus, untersucht den Liegenden, richtet sich kopfschüttelnd auf. Der Mann auf der anderen Straßenseite muß tot sein. Erschossen? Mit der Pistole, in der eine Patrone fehlt? Sicher. Aber wie kommen die Leute darauf, daß ich es gewesen sein soll? Ich habe den Mann nicht erschossen. Ich kann doch gar nicht mit Waffen umgehen. Und ich kenne den anderen doch gar nicht, habe ihn nie gesehen. Warum sollte ich auf ihn schießen, selbst wenn ich eine Waffe besäße und damit umgehen könnte? Ich habe doch nur einen Auftrag ausgeführt. Aber was ist das für ein Auftrag? Warum weiß ich es nicht mehr? Ich weiß nur, daß ich mich in des Teufels Küche bringe, wenn ich davon rede, daß ich den Inhalt dieses Auftrages nicht mehr kenne…«
    Zamorra löste den Kontakt. Er schüttelte sich, mußte sich erst selbst wieder in die Wirklichkeit zurück steuern. Der Anwalt sah ihn verblüfft an, aber warum er so erstaunt war, erfuhr Zamorra erst, als Mondee sagte »Wie haben Sie denn das gemacht, mit Roquets Stimme zu reden?«
    »Habe ich das?«
    Es kostete Zamorra einen schnellen Befehl, und Roquet erwachte aus sei ner Trance. »Was für ein Versuch?« knurrte er unwillig, als sei zwischen seinen letzten Worten und diesem Mo ment nichts geschehen. »Ich habe gesagt, daß ich nicht mehr will. Ich habe genug. Respektieren Sie das. Monsieur Mondee, können Sie diesen Menschen nicht entfernen lassen?«
    »Er hat Sie hypnotisiert«, murmelte Mondee tonlos.
    »Was hat er?« Mit einem Schrei fuhr Roquet von seinem Stuhl hoch. »Was? Und das haben Sie nicht verhindert?«
    »Ich konnte es leider nicht. Er war zu schnell«, gestand Mondee.
    »Verklagen Sie ihn!« forderte Roquet. »Das ist ein Eingriff in meine Intimsphäre, den ich nicht zu dulden brauche! Ich…«
    »Der Mann, der Sie aus dem Auto zerrte, trug ein gelbes T-Shirt mit der Aufschrift ›Côte d’Azur‹ in einem roten Herzen, und er hatte eine Messing-Gürtelschnalle. Sein linker Handrücken trug eine kleine Batman-Tätowierung«, sagte Zamorra.
    Roquet

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