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0423 - Rally des Schreckens

0423 - Rally des Schreckens

Titel: 0423 - Rally des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überrascht zu sein, denn abermals schwieg er sich aus. Dafür nahm er sich den Wagen vor. Schlagartig verringerte sich dessen Geschwindigkeit, und urplötzlich blieb das Gefährt in der Luft stehen. Ich wurde in Gurte gedrückt, fiel dann aber wieder in meine alte Lage zurück.
    »Bleibst du dabei?«
    »Ja.«
    Da fiel ich.
    Es war ein furchtbares Gefühl. Ich schrie, weil ich glaubte, in der Luft zu sitzen. Meine Augen wurden groß, der Mund stand offen. Wieder umwehte mich der Wind, die Augen füllten sich mit Tränen, das Gefühl der Beklemmung nahm Überhand, der Magen schien sich in meinem Mund ausgebreitet zu haben, mir wurde schlecht, etwas raste vorbei, und ich rechnete damit, auf die steinharte Wasserfläche zu schlagen und zusammen mit dem Wagen brutal zerstört zu werden.
    Bevor ich mich an das Gefühl des freien Falls gewöhnen konnte, wurde er wieder gestoppt.
    Abermals schüttelte es mich durch. Meine Zähne schlugen aufeinander, noch immer hatte ich das Gefühl zu fliegen, aber das stimmte nicht, ich befand mich wieder in der Luft und in einer Ruhestellung, die sich der Götze für mich ausgesucht hatte.
    Er ließ mir Zeit, mich an den neuen Zustand zu gewöhnen. Zunächst glitt mein Blick nach vorn.
    Gar nicht mal tief unter mir sah ich die wogende Oberfläche des Meeres. Die lang anlaufenden Wellen der Dünung bildeten Schatten, auf denen Schaumkämme tanzten.
    Ich hatte zuvor nur aus der Höhe auf die Wasserfläche geschaut. Jetzt sah ich sie aus einer relativen Nähe und meinte, mit den Händen in die Wellen hineingreifen zu können.
    Das täuschte natürlich. Keine Täuschung war der düstere Schatten am Ende meines Sichtfeldes. Ich entdeckte auch die hellen Stellen darin, die auf mich wirkten wie kleine Monde.
    Es waren die Laternen an der Küstenstraße der kleinen Insel Killy. Also mußte ich unter der Regie des Götzen einen großen Bogen geflogen sein und befand mich fast wieder an der Startstelle.
    Nur hatte ich damit nichts gewonnen. Wahrscheinlich hatte er mich bewußt an diesen Ort geführt, um mir die Hilflosigkeit vor Augen zu führen.
    Er sprach mich wieder an. »Ich hätte dich auch fallen lassen können, dann wärst du aufgeschlagen und vernichtet worden.«
    »Das weiß ich.«
    »Aber ich habe es nicht getan.«
    »Warum?«
    »Weil ich dir eben die Chance geben wollte.«
    Ich hatte meine Furcht überwunden, stand auch rein psychisch nicht mehr unter diesem Druck und konnte kontern. »Gut, du willst mir die Chance geben. Vielleicht bin ich bereit, sie anzunehmen. Aber ich möchte gern wissen, wem ich das Kreuz opfere.«
    »Mir, Wahina.«
    »Das ist mir zu einfach. Du kannst irgendwo und irgendwer sein. Nur kein Götze, den ich sehe. Deshalb zeige dich mir, damit ich weiß, daß du tatsächlich existierst. Das ist nicht zuviel verlangt.«
    »Hörst du nicht meine Stimme?«
    »Doch, nur reicht es mir nicht. Ich will dich sehen, wenn ich mein Kreuz abgebe.«
    Seine Stimme wurde wütend. »Du hast mich gesehen, verdammt. Ja, du hast mich gesehen.«
    »Das reicht mir noch immer nicht.«
    Er war es wohl nicht gewohnt, in die Defensive gedrängt zu werden, denn ich hörte ein wütenden Laut, der mich an das Fauchen des Windes erinnerte. Dann erklang seine Antwort. Und sie war nicht dazu angetan, mir Mut zu machen. »Noch nie hat es jemand gewagt, mir Bedingungen zu stellen. Ich war es immer, der befohlen hat. Hast du verstanden? Ich befahl und nicht der Mensch.«
    »Du willst ja etwas von mir!«
    »Dein Leben!«
    »Nicht das Kreuz?«
    »Wirf es ins Meer. Zum letztenmal!« Daß ihm ernst mit seiner Drohung war, bewies er eine Sekunde später. Plötzlich durchlief den Wagen ein hartes rhythmisches Zittern, das auch vor mir nicht haltmachte und sich sehr intensiv auf meinen Körper übertrug, so daß ich mich noch härter an das Lenkrad klammerte. »Der Wagen gehorchte mir. Er ist von meinem Geist beseelt. Ich mache mit ihm, was ich will. Deshalb wirst du mir gehorchen oder sterben!«
    Zu weit durfte ich es nicht treiben. Deshalb löste ich die linke Hand vom Lenkrad und hob den Arm.
    Ein Zeichen der Kapitulation, das der andere auch verstand.
    »Wirfst du es fort?«
    »Ja.«
    »Jetzt!«
    Der uralte Götze war wirklich flexibel, denn er hatte sich die moderne Sprache angewöhnt. Wahrscheinlich lernte er ebenso von den Menschen, wie es umgekehrt der Fall war.
    Ich löste auch die andere Hand, griff unter den Kragen meines Pullovers und bekam die schmale Silberkette zu fassen, an der mein Kreuz

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