0423 - Rally des Schreckens
Zentrum der Magie war.
Alice hielt sich dicht hinter ihm. Sie war ziemlich aufgeregt und konnte kaum ein Wort hervorbringen, obwohl ihr zahlreiche Fragen auf der Zunge brannten.
Ohne einen weiteren Übergang führte der Stollen in das Grab hinein. Suko und Alice blieben stehen.
Bisher hatten sie O'Hirie, den Bürgermeister, nicht wieder gesehen, nun entdeckten sie ihn, denn er hatte tatsächlich die Grabstätte erreicht.
Wie ein Toter lag er auf einem muldenförmigen Stein.
Die Arme hielt er vor der Brust gekreuzt, die Augen waren geschlossen, und das rote Licht, das die Mulde ausstrahlte, umgab ihn wie ein geheimnisvoller Schleier.
»Das ist ja unglaublich!« hauchte Alice. »Was… was tut der hier?«
»Keine Ahnung.«
»Sollen wir ihn fragen.«
»Sicher.«
»Oder ist er tot?«
Suko lachte sehr leise. »Nein, das auf keinen Fall. Er wird sich in tiefer Trance befinden, wahrscheinlich hat er durch diesen Zustand Kontakt zum Götzen Wahina.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich nehme es nur an.«
»Kann etwas passieren, wenn wir ihn aus seiner Trance wecken?« fragte die Frau.
»Das werden wir gleich wissen.« Suko war bereits beim letzten Wort gestartet. Auf Zehenspitzen näherte er sich dem Mann, während Alice Winger stehenblieb.
Als der Chinese die rote Aura erreichte, spürte er augenblicklich das Andere, das in ihr steckte. Er wurde von einem fremden Geist übernommen und spürte in seinem Hirn die Botschaft.
Suko blieb stehen. Es gefiel ihm nicht, manipuliert zu werden. So ähnlich mußte es John Sinclair ergangen sein, als dieser im Wagen saß.
Suko senkte den Kopf. Er schaute in das Gesicht des Bürgermeisters. Er sah aus wie in Blut getaucht. Die Haare waren zur Seite gefallen. Mit ihren Spitzen berührten sie das Gestein der Mulde.
Er lag da wie tot.
Die anderen Gedanken tobten auch weiterhin im Kopf des Chinesen. Er konnte sich dagegen nicht wehren und hatte Mühe, seine Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Suko streckte einen Arm aus.
Seine Fingerspitzen zitterten. Er hatte das Gefühl, einen Gegendruck zu spüren, der von einer fremden Kraft gelenkt wurde, die nicht wollte, daß Suko etwas unternahm.
Er kam auch nicht dazu, denn plötzlich und ohne Übergang öffnete der Bürgermeister die Augen…
***
Ich schoß hinein in die Endlosigkeit des Himmels!
Es war ein Gefühl, daß ich nur schwerlich beschreiben kann. So frei, so ungehemmt, so herrlich, wie von Wolken getragen und dabei vorangeschoben.
Ein kleines Wunder.
Ich hatte schon mehrere Zeitreisen hinter mir. Da war ich eingetaucht in den Tunnel oder den Zwischenraum einer Gegenwart und Vergangenheit. Diese Reise war damit nicht zu vergleichen. Zwar hielten mich auch hier die magischen Kräfte fest, aber sie schleuderten mich nicht in eine andere Dimension hinein, sondern sorgten dafür, daß ich auf dieser »Erde« blieb und über ihr schwebte.
Es war wunderbar.
Längst war ich über den Hügel hinweggejagt, auch die kleine Stadt lag hinter mir, und ich tauchte ein in die dunklen Nachtwolken. Sehen konnte ich nichts mehr, es war zudem nicht nötig, da ich mich voll und ganz dem Gefühl des Fliegens hingab.
Die Geschwindigkeit hatte sich nicht verringert. Nach wie vor preßte mich der Druck mit dem Rücken gegen die Sitzlehne. Ich spürte weder Schmerzen noch Angst, nur das Gefühl einer Befreiung, wie ich es selten erlebt hatte.
Mein Blick fiel auf das Armaturenbrett mit den zahlreichen Instrumenten. Sie standen in einer völligen Ruhestellung. Ich hörte auch nicht das Dröhnen des Motors oder irgendwelche Auspuffgeräusche, nur das Rauschen des Windes war zu vernehmen.
Ein wunderbares Gefühl, so zu fliegen, anders als auf dem Rücken des Eisernen Engels, der mich ebenfalls schon mehrmals durch die Lüfte transportiert hatte.
Kalt blies der Wind in mein Gesicht. Ich stellte den Kragen hoch, schützte die Haut und merkte auch die Veränderung, denn ich hatte das Gefühl, als würde der Wind zu mir sprechen.
Da war die flüsternde Stimme, die mir so fremd vorkam und mich trotzdem begrüßte.
»Willkommen, Fremder. Willkommen in meiner Ära.«
»Wer bist du?«
»Wahina, der Götze, der die Menschen in seinen Bann zieht. Ich bin alt, ich bin uralt, aber ich habe meine Kräfte nicht vergessen, auch im Grab nicht. Wer sich mit mir beschäftigt, wird auch meine Kräfte zu spüren bekommen.«
»Wie ich?«
»Ja, wie du. Ich bezeichne dich als einen Grabschläfer. Nur die Grabschläfer können verstehen, wie ich bin. Du hast
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