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0424 - Das lebende Bild

0424 - Das lebende Bild

Titel: 0424 - Das lebende Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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über die Folterinstrumente geisterten.
    So sah es immer aus, wenn sie sich zu einer Sitzung trafen, aber heute sollte es anders sein. Es gab nur wenige Menschen, die das wahre Geheimnis des großen Kellers kannten, Bilder-Franz gehörte dazu. Das Mittelalter und die Magie des Mittelalters hatten hier ihre Spuren hinterlassen. Ein Andenken aus Grauen und Schrecken.
    Er hätte für eine kleine Ewigkeit sitzenbleiben können, aber Bilder-Franz dachte an seine Aufgabe. Mit einem Ruck drückte er seinen Körper wieder vor und verließ das weit geöffnete Riesenmaul Baphomets. Anschließend schritt er die Thronstufen wieder hinab. Er bewegte sich dorthin, wo die meisten Folterinstrumente standen, unter anderem auch eine große Seilwinde, die durch Muskelkraft über eine Rolle bewegt werden konnte.
    Diese Winde war etwas Besonderes. Sie hatte vier Rollen, über die vier Seile liefen, die straff gespannt waren und noch in dem im Dunkel liegenden Teil des Gewölbes verschwanden. Dort waren sie an bestimmten Haken befestigt. An den Haken hingen die Grabplatten…
    Unter ihnen lag das tatsächliche Geheimnis dieses Kellers begraben. Und davon wußten nur wenige. Es passierte auch nicht oft, daß es gelüftet wurde, heute war wieder so ein Tag.
    Und Bilder-Franz genoß die Macht.
    Mit gravitätisch anmutenden Schritten ging er seinem Zielentgegen. Er hatte keine Fackel mitgenommen. Das unruhig durch das Gewölbe streichende Licht reichte ihm völlig aus.
    Das Gewölbe war früher aus dicken Quadersteinen gebaut worden. Auch der Boden bestand aus Steinplatten. Auf allem glänzte die Feuchtigkeit wie ein matter Film, aber es war noch nicht so kalt, daß das Wasser gefroren wäre.
    Normalerweise lag das Gewölbe im Dunkeln und in einem Kreis des Vergessens. Niemand dachte mehr daran, kein Stadtplaner hatte sich je daran erinnert, man war mit anderen Aufgaben beschäftigt, und so etwas hatte sich der Mann genau gemerkt.
    Außerdem war dies der Ort, wo sich schon vor langer Zeit die Gruppen der Templer getroffen hatten, die Baphomet verehrten.
    Jetzt sollte der Keller wieder zu seiner einstigen Größe heranreifen. Bilder-Franz war nicht der einzige Nürnberger, der zu den Templern der Baphomet-Gruppe gehörte. Er hatte sich bereits einige Verbündete geholt, aber sie waren noch nicht soweit, um die ganze Wahrheit zu erfahren.
    Hinzu kam das Bild, das ebenfalls noch ein Geheimnis beherbergte. Viele Dinge trafen zusammen, manche waren kompliziert, andere wiederum sehr simpel.
    Bilder-Franz hatte sein Ziel erreicht. Die Winde war sehr hoch.
    Beide Hände setzte Bilder-Franz ein, zudem die ganze Kraft seiner Arme. Er spürte das Zittern des Rades, hörte das Ächzen und Knarren, als sich die feuchten Seile und auch die Rollen in Bewegung setzten. Der Mechanismus war lange nicht mehr bedient worden, und so dauerte es seine Zeit, bis alles lief.
    Die ersten Hindernisse waren schnell überwunden, danach ging es leichter, und der Mann vernahm bereits das leise Knirschen, das entstand, als Stein über Stein schleifte.
    Seine Augen begannen zu glänzen. »Ja!« hauchte er. »Ja, das schaffe ich. Ich bin dabei…«
    Er machte weiter. Kurbelte, keuchte, schluchzte und feuerte sich selbst an.
    Über seine Stirn rann der Schweiß. Über ihm ächzten und stöhnten die vier Räder der Winde. Die Seile waren straff gespannt. Sie hatten eine Menge Gewicht in die Höhe zu hebeln, doch es hatte immer funktioniert, weshalb nicht heute?
    Und es klappte.
    Bilder-Franz, der einen leichten Schwächeanfall zu überwinden gehabt hatte, bekam wieder Mut und machte weiter. Bei jeder Drehung spürte er in seinen Schultern das Ziehen. Da spannten sich die Sehnen und Muskeln zum Zerreißen, bis er plötzlich einen so harten Widerstand spürte, daß es nicht mehr weiterging.
    Er ließ den Griff am Rand los und trat schweratmend zurück. Seine Arme spürte er kaum noch. Tonnengewichte schienen an den Gelenken zu hängen, als er die Hände dem Boden entgegenbaumeln ließ, mit den Armen schlenkerte und sich ausruhte.
    Mit dem Rücken lehnte er dabei an einer Wand. Die Feuchtigkeit näßte auch seinen Umhang, er spürte sie auf der Haut, und dies war ein Zeichen für ihn, sich über den Erfolg seiner Bemühungen klar zu werden.
    Um überhaupt etwas davon erkennen zu können, mußte er sich nach rechts wenden und in die seitliche Tiefe des Gewölbes schreiten. Diesmal nahm er eine Fackel mit, denn das eigentliche Geheimnis dieses unterirdischen Raums lag noch im

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